Die 32 Teilnehmer bei der Tagung der Young Leaders for Europe 2014.

Wie steht es um die Nachbarschaftspolitik der EU?

"Wenn die EU sich nicht mehr in ihrer südlichen Nachbarschaft, also in Nordafrika und dem Nahen Osten, engagiert, müssten wir eine Mauer durchs Mittelmeer ziehen", so die These von Alar Olljum, Vertreter des Europäischen Auswärtigen Dienstes, vor 32 Nachwuchs-Führungskräften.

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32 Nachwuchs-Führungskräfte aus verschiedenen EU-Staaten und Nordafrika diskutierten beim ersten "Young Leaders for Europe"-Forum, das die Bertelsmann Stiftung und die Heinz Nixdorf Stiftung vom 23. bis 26. Juni in Nordrhein-Westfalen durchführte, die Herausforderungen der Europäischen Nachbarschaftspolitik.

Die europäische Nachbarschaftspolitik betrachteten die Teilnehmer als gescheitert. Diese These gab den Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Medien, den Ansporn dazu, mögliche Reformen der Europäischen Nachbarschaftspolitik zu erarbeiten.

Ein Planspiel - ganz im Zeichen der aktuellen Krisenpolitik in der europäischen Nachbarschaft - verlangte den Teilnehmern diplomatisches Feingefühl und Verhandlungsgeschick ab. Verschiedene Workshops dienten dazu, Erfahrungen aus den Transformationsprozessen in der europäischen Nachbarschaft zu ziehen und verbesserte Strategien zu ihrer effektiveren Unterstützung zu konzipieren. Mehr realitätsnahe und handgreifbare Projekte wurden befürwortet, wie Medien-Trainings, Initiativen für eine verbesserte juristische Bildung, akademische Austauschprogramme und prägnante Arbeitsmarktreformen, die besonders jungen Leuten mehr Jobs garantieren sollen.

Highlights der Veranstaltung waren die Gespräche mit Persönlichkeiten aus der deutschen und europäischen Politik, wie Viola von Cramon, ehemalige Bundestagsabgeordnete der Grünen und Elmar Brok, Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten im Europäischen Parlament.

Großen Eindruck machte vor allem der tunesische Abgeordnete Moncef Cheikh-Rouhou. Er berichtete vom politischen Transformationsprozess in Tunesien, erläuterte die Bedeutung der neuen Verfassung für das tunesische Volk und skizzierte die Hintergründe des Dialogs zwischen den verschiedenen politischen Parteien.

Die Rolle der sozialen Medien in der Arabellion wurde bei einem Ausflug zum WDR nach Köln ebenso thematisiert wie Tipps und Tricks, um die manchmal schwere Kost politischer Themen für ein junges Publikum attraktiver zu machen. Auf Zeche Zollverein in Essen erfuhren die Teilnehmer mehr über die deutsche Energiewende und den Strukturwandel in Nordrhein-Westfalen. Das Thema Energiepolitik wurde ergänzt durch Vorträge von Vera Brenzel, Leiterin des E.ON-Büros Brüssel, sowie dem Desertec-Sprecher Paul van Son.

Junge Referenten aus Ägypten, Libyen und Syrien forderten mehr politisches Engagement und Präsenz seitens der EU. "Die Zeit ist reif für eine post-moderne Europäische Nachbarschaftspolitik", so der syrische Referent. Michael Thumann, diplomatischer Korrespondent von DIE ZEIT, nahm die Rolle der Türkei und Russlands in der Region unter die Lupe.

Über Young Leaders for Europe
Young Leaders for Europe ist das Nachfolgeprojekt der SommerAkademie Europa, die 15 Jahre lang als Kooperationsprojekt der Bertelsmann Stiftung und der Heinz Nixdorf Stiftung durchgeführt wurde. Das neue Format konzentriert sich mit einem internationalen Teilnehmerkreis auf die Europäische Nachbarschaftspolitik.