Themen-Special Russland: Wussten Sie schon, dass…?

 

Olympia 2014 steht vor der Tür. Sotschi bereitet sich auf das große Ereignis vor. Während sich in dem russischen Ort am Schwarzen Meer alles um den Sport dreht, werfen wir, wenige Tage vor dem Startschuss, noch einmal einen Blick auf das Land im nordöstlichen Eurasien. In einem Russland-Special präsentieren wir Zahlen, Daten und Fakten aus unterschiedlichen Projekten unserer Stiftung.

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Najim Azahaf
Senior Project Manager
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Dr. Daniel Schraad-Tischler
Director

Olympia 2014 steht vor der Tür. Sotschi bereitet sich auf das große Ereignis vor. Während sich in dem russischen Ort am Schwarzen Meer alles um den Sport dreht, werfen wir, wenige Tage vor dem Startschuss, noch einmal einen Blick auf das Land im nordöstlichen Eurasien. In einem Russland-Special präsentieren wir Zahlen, Daten und Fakten aus unterschiedlichen Projekten unserer Stiftung. Startschuss macht die Folge "Wussten Sie schon, dass…?". Die Folge stützt sich auf Ergebnisse einer BRICS-Studie der Sustainable Governance Indicators (SGI), bei der verschiedene Politikbereiche in den BRICS-Staaten untersucht wurden.

Wussten Sie schon, …

… dass staatlich gelenkte Bildungs- und Innovationspolitik eine lange Tradition in Russland hat?

… dass Russlands Innovationssystem sich seit dem Ende der Sowjetunion im Umbruch befindet? Obwohl Russlands hohe Investitionen den Niedergang einigermaßen aufhalten konnten, sind die Forschungseinrichtungen strukturell überaltert: Etwa 25 Prozent sind älter als 10 Jahre und 12,3 Prozent älter als 20 Jahre.

… dass es Russland war, das im Jahr 2009 die Staats- und Regierungschef der anderen BRICS-Staaten in Jekaterinburg erstmalig zu einem Gipfeltreffen zusammen gebracht hat? Seit dem wechseln sich die Staaten jährlich als Gastgeber des Gipfeltreffens ab. Der nächste findet im Sommer in Brasilien statt.

… dass Russland der größte Erdgasproduzent auf der Welt ist?

… dass das durchschnittliche Wirtschaftswachstum von 5,9 % zwischen 2000 und 2009 vor allem auf die hohen Weltmarktpreise für fossile Energieträger (Erdgas, Erdöl und Kohle) in dieser Zeit basierte? Der sinkende Rohstoffbedarf weltweit im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise führte entsprechend zu einem Einbruch der Wirtschaftsleistung im Jahr 2009, von dem Russland sich allmählich wieder erholt.

… dass die wirtschaftliche Struktur Russlands sich durch einen unverändert hohen Anteil der mittel- und niederschwelligen Technologien von 28 Prozent bzw. 23 Prozent auszeichnet, während auf die Hochtechnologie lediglich ein Restanteil von knapp 10 Prozent entfällt?

… dass Russland seinen tertiären Bildungsbereich an den europäischen BolognaProzess anpasst? Der Prozess erweist sich allerdings als langwierig und kompliziert. Grund ist nicht zuletzt die landesweite Korruption, die besonders im Bildungssektor zugenommen hat; z.B. in Form von informellen Zahlungen an Schullehrer oder Dozenten.

… dass Russland Mitglied einer Reihe von internationalen Verträgen ist, wie beispielsweise die UN Charta der Menschenrechte oder die UN Deklaration der Kinderrechte, die auch die Grundrechte und die Freiheiten in der Bildung garantieren sollen? So kam es im russischen Bildungssystem unter anderem zur Ausweitung der Rechte des gleichen Zugangs zu Bildung sowie der Berücksichtigung der speziellen Bedürfnisse behinderter Kinder. Doch während das Bildungsministerium die Werte der Nicht-Diskriminierung und des lebenslangen Lernens betont, verbleibt die Umsetzung dieser Ziele bestenfalls lückenhaft

.… dass FuE vor allem durch staatliche Programme gelenkt werden? FuE wird in Russland zu 97 Prozent durch den Staat finanziert.

… dass die Fördergelder für F&E vor allem Wirtschaftsunternehmen zugute kommen (70 Prozent), während lediglich 25 Prozent der staatlichen FuE-Ausgaben in staatliche Forschung investiert werden? Empfängerfirmen sind allerdings oftmals verstaatlicht und nicht wie in den anderen Staaten üblich in privater Hand.

… dass neben den Universitäten und den Forschungsinstituten Akademien in Russland eine wichtige Rolle spielen? Diese Akademien erhalten einen großen Teil der staatlichen Forschungsausgaben, sodass für Universitäten und Institute nicht mehr so viel ausgegeben werden kann.

… dass die Auseinandersetzung Russlands im Bereich Umwelt und Ressourcenerst in einer Phase des Umbruchs unmittelbar nach dem Zerfall der Sowjetunion begann? In den 1990er Jahren gab es einen signifikanten Zuwachs an rechtlichen und institutionellen Maßnahmen im Bereich der Umweltpolitik.

… dass die Maßnahmen im Bereich der Umweltpolitik sich vorwiegend an internationalen Umweltschutzmaßnahmen orientierten und maßgeblich durch die Ergebnisse der Konferenz der vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 beeinflusst werden?.. dass die Implementierung der gesetzlichen Richtlinien zur Umweltpolitik sich allerdings alsschwierig gestaltet? Denn die hohe Korruptionsrate in Russland ermöglicht es immer wieder Akteuren diese Normen zu umgehen.

… dass die größten Umweltprobleme Russlands Luft- und Wasserverschmutzung, sowie die Verschwendung natürlicher Ressourcen und die enorme Produktion von Müll sind? Im Vergleich mit den anderen BRICS weist Russland bei den Umweltfaktoren durchweg den schlechtesten Wert auf, oft mit signifikantem Abstand.

… dass die russische Umweltpolitik aufs Engste mit der wirtschaftlichen und finanziellen Position des Landes verknüpft bleibt? In Folge der wirtschaftlichen Krise in den 1990er Jahren fokussierte der Staat zunehmend Industrien, die mit dem Verbrauch natürlicher Ressourcen, wie Kohle, Öl und Holz, einhergingen.

… dass Themen des Umweltschutzes und Klimawandels momentan nur selten auf der politischen Tagesordnung stehen? Eine zeitlich übergreifende und nachhaltig ausgerichtete nationale Strategie zur Bekämpfung der Umweltprobleme kann in Russland allerdings nicht ausgemacht werden, offizielle staatliche Informationen zur Bekämpfung der Umweltprobleme sind rar.

… dass Umweltthemen immer dann auf der politischen Agenda sind, wenn sie Vorteile für Russlands Wachstum bringen? So werden beispielsweise Umweltschutzauflagen herangezogen, um Druck auf ungewünschte Investoren auszuüben. Oder Russlands Zustimmung zu internationalen Umweltauflagen wird nur gegeben, wenn im Gegenzug Vorteile für den russischen Industriesektor ausgehandelt werden.

… dass die Indikatoren der Sustainable Governance Indicators für die Bereiche Bildung sowie FuE Russland in beiden Bereichen mit deutlichem Vorsprung an der Spitze der BRICSStaaten sehen, gefolgt von China und Brasilien? Indien und Südafrika finden sich hingegen im BRICS-internen Vergleich auf den letzten Plätzen wieder

... dass Russland für Deutschland und auch Europa ein wichtiger Partner im internationalen Wissenschaftsdialog ist? Im Jahr 2009 wurde das 1987 geschlossene Abkommen über die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit (WTZ) mit Russland erneuert, nachdem bereits 2005 beide Länder eine Gemeinsame Erklärung über die deutsch-russische strategische Partnerschaft in Bildung, Forschung und Innovation abgaben.

Über den SGI

Die Sustainable Governance Indicators (SGI) untersuchen international vergleichend politische Systeme und Politikergebnisse in entwickelten Industrienationen. In einer Spezialauswertung für die BRICS-Staaten wurde ein vergleichender Blick auf Wirtschafts-, Sozial-, Umweltpolitiken sowie auf die Bereiche Bildung und Forschung und Entwicklung gelegt worden. Weitere Länderinformationen über Russland und den anderen BRICS finden Sie hier: http://www.sgi-network.org/brics .