Pressemitteilung, , Gütersloh: Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland verfestigt sich

Bertelsmann Stiftung: "Reformmotor darf nicht gestoppt werden"

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Die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit haben mit 6,6 Prozent die Niederlande zu verzeichnen, dicht gefolgt von Österreich (7,5 Prozent) und Irland (7,6 Prozent). Schlusslicht ist Italien mit 26,3 Prozent. Zwar sind auch hierzulande junge Menschen stärker von Arbeitslosigkeit betrof­fen als andere Bevölkerungsgruppen, doch beträgt die Differenz zur allgemeinen Arbeitslo­senquote in Deutschland lediglich 1,3 Prozentpunkte, während der Abstand im Durchschnitt der betrachteten Staaten mit 7,4 Prozentpunkten mehr als fünfmal so groß ist. In der Bundes­republik sind aktuell mehr als eine halbe Million Jugendliche ohne Beschäftigung – das Heer der arbeitslosen Jugendlichen ist damit fast doppelt so groß wie die Bundeswehr.

 

Die Ursachen für die hohe Jugendarbeitslosigkeit sind vielfältig. "Neben der allgemein schlechten Wirtschaftslage sind in diesem Zusammenhang insbesondere Fehlentwicklungen im deutschen Bildungssystem zu nennen", so Meffert. Aber auch Eltern und vorschulische Einrichtungen seien mit dafür verantwortlich, Kindern und Jugendlichen die notwendigen Grundfertigkeiten zu vermitteln, die sie im Erwerbsleben benötigen. "Die jungen Menschen von heute sind unser Kapital von morgen. Deutschland kann sich kaum etwas weniger leisten, als die Ausbildung und die Arbeitsmarktintegration der eigenen Jugend zu vernachlässigen. Jugendarbeitslosigkeit zu vermindern und zu verhindern, ist eine der drängendsten Herausfor­derungen für unsere Wirtschaft und Gesellschaft", so Meffert.

Nicht nur die schulische und universitäre Ausbildung müsse verbessert werden, auch eine Re­form des in die Jahre gekommenen Erfolgsmodells der dualen Ausbildung sei dringend nötig. "Die Politik sollte nicht den Fehler machen und versuchen, den Unternehmen den schwarzen Peter zuzuschieben", so Meffert: "Stattdessen sollte sie ihre Hausaufgaben erledigen und Rahmenbedingungen schaffen, die eine Anstellung Jugendlicher erleichtern." Weiterhin müsse ein Niedriglohnbereich geschaffen werden, der gering qualifizierten Jugendlichen eine Erfolg versprechende Möglichkeit zum Berufseinstieg bietet.

Der Standort-Check Deutschland schreibt die Ergebnisse des im Herbst 2004 veröffentlichten Internationalen Standort-Rankings für die Bundesrepublik fort. Das Internationale Standort-Ranking gibt anhand zweier Indizes Auskunft über Entwicklungen in den Bereichen Arbeitsmarkt und Wachstum in 21 Industrienationen sowie über die spezifischen Maßnahmen, die die Länder zur Beeinflussung dieser Zielgrößen ergreifen. Der Standort-Check wird halbjährlich aktualisiert und prüft, ob Deutschland bei den wesentlichen Erfolgs- und Aktivitätsfaktoren Fortschritte gemacht hat oder zurückgefallen ist. Im aktuellen Standort-Check konnte Deutschland seine Position im "Aktivitätsindex" um drei Plätze auf Rang 17 verbessern. Im "Erfolgsindex" ist hingegen noch kein Aufwärtstrend erkennbar, hier belegt die Bundesrepublik weiterhin Platz 21.

Schwerpunkt des aktuellen Standort-Checks ist die Jugendarbeitslosigkeit. Dieser Problema­tik widmet sich die Bertelsmann Stiftung in besonderem Maße. So wird der mit 150.000 € dotierte Carl Bertelsmann-Preis in diesem Jahr zum Thema "Junge Generation und Arbeit: Chancen erkennen – Potenziale nutzen" vergeben.

 

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