Ein fortwährendes Problem der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion ist die nach wie vor große Fragmentierung des gemeinsamen Finanzmarktes. Die großen Ersparnisse in den nördlichen Mitgliedstaaten erreichen nur zum Teil die peripheren Länder, die eigentlich auf Investitionen angewiesen sind. Höhere grenzüberschreitende Kapitalflüsse wären jedoch nicht nur im Hinblick auf die Konvergenz ökonomisch schwächerer Mitgliedstaaten wichtig, sondern können auch erheblich zur Abfederung asymmetrischer Schocks im Währungsgebiet insgesamt beitragen. Auf der Konferenz der international besetzten Euro50-Gruppe, die in diesem Jahr in Berlin tagte, ging es deshalb um Probleme und Lösungsstrategien bei der Weiterentwicklung des europäischen Finanzmarktes.
Bereits am Vorabend der Konferenz fand zu diesem Anlass ein Auftaktdinner mit einer Rede von Prof. Lars-Hendrik Röller, Wirtschaftsberater der Bundeskanzlerin, statt. Nachdem Christian Kastrop, Director des Programmes Europas Zukunft die hochkarätigen Gäste aus der Finanzwelt und der Politik begrüßt und in den größeren Kontext der Veranstaltung eingeleitet hatte, sprach Prof. Röller über aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet.
Am nächsten Tag wurden drei Arbeitssitzungen zur Notwendigkeit grenzüberschreitender Kapitalflüsse, der Sicht beteiligter Finanzmarktakteure und den Konsequenzen für die europäische Politik abgehalten. Im Rahmen der zweiten Sitzung stellte Christian Kastrop zusammen mit Prof. Jörg Rocholl, Präsident der European School of Management and Technology Berlin (ESMT), das Working Paper “Free Movement in the European Single Market: A Practical Inventory of Benefits and Hurdles in the Area of Financial Markets“ vor, welches die Kollegen des Programms Europas Zukunft gemeinsam mit der ESMT für die Konferenz verfasst haben. Das Papier fügte sich mit der Identifizierung praktischer Hürden grenzüberschreitender Finanztransaktionen sehr gut in die Diskussion und wurde als Startpunkt einer neuen Debatte zur weiteren Vertiefung des europäischen Finanzmarktes aufgenommen. Es bestand Einigkeit darüber, dass noch erhebliche Anstrengungen sowohl zur Beseitigung bestehender Hindernisse zu unternehmen seien als auch die grundlegenden Ursachen der relativ niedrigen europäischen Kapitalflüsse angegangen werden müssten. Um die Finanzmarktintegration weiter voranzutreiben, wurden dafür zahlreiche Lösungs- und Reformvorschläge diskutiert.