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Konflikte einer vielfältigen Gesellschaft müssen konstruktiv ausgehandelt werden

Die deutsch-kanadische „double lecture“ in Berlin widmet sich dem Thema der offenen Gesellschaften in Zeiten von erhöhter Migration aber auch erhöhter Migrationsskepsis.

Am 26. April 2017 fand in der Botschaft von Kanada die Veranstaltung "Us and Them: Diversity, Division and a World of Difference, Deutschland und Kanada - Offene Gesellschaften in Zeiten steigender Migration" statt, zu der die Botschaft, die Laurier Institution aus Vancouver und die Bertelsmann Stiftung gemeinsam eingeladen hatten. Die beiden Redner waren die kanadische Senatorin Ratna Omidvar und der deutsche Professor Aladin El-Mafaalani, die jeweils aus der Perspektive ihres Landes die Frage nach den Herausforderungen vielfältiger Gesellschaften beantworten sollten.

Ratna Omidvar stellte voran, dass migrationsskeptische Teile der Bevölkerung mit dem Versprechen nach gemeinsamen Wohlstand überzeugt werden können, wie man am Beispiel Kanadas sehe. Vielfalt sei eine demographische Realität, Integration und Inklusion, wie man damit – im besten Fall – umgeht. Rechtstaatlichkeit und das Lösen von Konflikten nicht durch kulturalisierte Debatten, sondern durch Gerichte seien ein Weg dahin. Dazu gehöre aber auch das „gute Regieren" (good governance), das transparente, faire und nachprüfbare Einwanderungs- und Teilhabepolitik mit einschließt.

Abschließend machte Ratna Omidvar deutlich, dass Kanada und Deutschland zu den wenigen Ländern unter den westlichen Industrienationen gehören, die noch offen für Einwanderung seien und damit konstruktiv umgingen. Es gebe aber keinen Grund, sich in dieser Einzigartigkeit („exceptionalism") zu sonnen. Es müsse uns vielmehr gelingen, mehr Länder von der Notwendigkeit der Offenheit gegenüber Einwanderung zu überzeugen.

Aladin El-Mafaalani wies in seiner Rede darauf hin, dass alle liberalen Demokratien weltweit unter Druck stehen und die populistischen Gegenbewegungen das Thema Migration bewusst aufgreifen, weil es stellvertretend für die innere als auch äußere Offenheit von Gesellschaften steht. Die Integration und Teilhabe von Einwanderern in Deutschland sei inzwischen besser als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in der Vergangenheit, aber trotzdem sei die Öffentlichkeit besorgt, weil gleichzeitig die Erwartungen viel schneller gestiegen seien.

Er machte zudem auf einen Widerspruch aufmerksam, dass erst gelungene Integration zu gesellschaftlichen Konflikten führt, weil Einwanderer als integrierte Staatsbürger ein Mitspracherecht auf Augenhöhe einfordern und es dadurch zu sozialen Verteilungskämpfen kommt. Diese Konflikte seien nicht zwangsläufig schlecht, falls sie konstruktiv – und nicht destruktiv – ausgehandelt werden. Als Beispiel nannte er die gesellschaftlichen Errungenschaften von Demokratien, die zu großen Teilen aus erfolgreich ausgehandelten Gesellschaftskonflikten hervorgegangen sind.

Die Veranstaltung wurde vom öffentlichen kanadischen Rundfunk aufgezeichnet und wird im Laufe des Jahres von CBC Radio One weltweit ausgestrahlt.