Angesichts ihrer Erfahrungen aus der Zeit der coronabedingten Schulschließungen wünschen sich Eltern von Kindern mit Förderbedarf künftig eine deutlich größere Unterstützung. Das gilt sowohl für Mütter und Väter, deren Kinder inklusiv unterrichtet werden, als auch für solche, deren Kinder eine Förderschule besuchen. Dabei steht der engere Kontakt mit der Schule und den Lehrkräften an erster Stelle: 75 Prozent der Befragten möchten für den Fall einer erneuten Distanzlern-Phase einen intensiveren, regelmäßigeren Austausch über die Lernherausforderungen ihres Kindes gewährleistet sehen. 73 Prozent von ihnen benötigen mehr Hinweise, wie ihr Kind die gestellten Aufgaben bearbeiten kann. Größere Hilfestellung bei der Verwendung digitaler Endgeräte und Anwendungen – nicht nur im Distanzlernen, sondern auch im Präsenzunterricht – wünschen sich 62 Prozent der Eltern. Mehr Kontakte ihres Kindes zur Klassengemeinschaft oder zu einzelnen Mitschüler:innen spielen für 55 Prozent der Befragten eine wichtige Rolle. 44 Prozent der Eltern legen Wert auf einen häufigeren Austausch mit der Schulassistenz, von der sie sich Unterstützungen erhoffen, die von konkreter Lernhilfe bis zu allgemeinen Fördermaßnahmen reichen können. Ob dieser Austausch per Telefon, Videoanruf oder E-Mail erfolgt, ist für die meisten dabei zweitrangig. Im Zuge einer repräsentativen Erhebung wurden fast 2.900 Eltern, darunter mehr als 600 Mütter und Väter von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, befragt.
„Für alle Eltern – und vor allem für die Mütter und Väter von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf – gingen die Schulschließungen in diesem Jahr mit hohen Belastungen einher. Sie fühlten sich über weite Strecken alleingelassen und waren damit überfordert, ihr Kind beim Lernen zu begleiten oder gar darüber hinaus zu fördern“, sagt Nicole Hollenbach-Biele, Expertin für Schulforschung und Schulentwicklung. Die Pandemie hat Eltern vor Augen geführt, wie wichtig die individuelle Ansprache der Kinder durch die Lehrkraft und der Austausch mit den Mitschüler:innen ist. Viele der befragten Mütter und Väter haben mit Besorgnis festgestellt, vor welchen Hürden die Schüler:innen in Bezug auf digitale Medien stehen und wie schnell Kinder und Jugendliche in ihrer schulischen Entwicklung zurückzufallen drohen, wenn sie isoliert am heimischen Schreibtisch lernen. „Die Sorgen der Eltern sind ernst zu nehmen und verlangen nach wirksamen Antworten von Bildungspolitik und Verwaltung“, so Hollenbach-Biele weiter.