Im November 2022 und im Januar 2023 haben Forscher:innen der TU Dresden an jeweils drei Montagen in Gera und in Chemnitz insgesamt rund 200 Interviews mit Teilnehmenden der Proteste durchgeführt. Die Studie "Mir reicht's Bürger" zeigt, wie groß das Misstrauen gegenüber den politischen Institutionen unter den Befragten ausgeprägt ist und wie sehr sie mit den Gepflogenheiten der repräsentativen Demokratie hadern. Verhandlungen und Kompromisse werden abgelehnt. Hingegen ist unter den Demonstrierenden der Wunsch nach einer direkteren Demokratie groß, die den vermeintlichen Volkswillen unmittelbar umsetzen soll. Das populistische Narrativ von den politischen Eliten, die das eigene Volk verraten würden, schwingt dabei immer mit.
Generell wird die gegenwärtige Politik abgelehnt, wobei weniger klare alternative Forderungen formuliert werden, sondern eher ein Gemisch diffuser Unzufriedenheiten zum Ausdruck kommt: Die Unterstützung der Ukraine gefährde den Frieden, die Klimapolitik sei eine Belastung für die Wirtschaft und die Coronamaßnahmen seien eine unzulässige Beschneidungen der Freiheit gewesen.