Zeichnung mit Kreide von Strichmännchen, auf das Pfeile zeigen
Ivelin Radkov / Fotolia.com

CSR Vernetzung: Einsiedler brauchen keine gesellschaftliche Verantwortung

Wer wie Diogenes von Sinope (ca. 3./4. Jhdt. V. Chr.) in einer Tonne lebt, muss sich um gesellschaftliche Verantwortung kaum Gedanken machen. Aber: Wer lebt – und insbesondere: Wer arbeitet heute schon noch so?

Arbeiten in Netzwerk mit Partnern

Kommunikation und die Dichte an Informationen zu  jedem Thema nehmen kontinuierlich zu. Bei komplexen Problemen ist es daher umso wichtiger, sich unter Experten und Expertinnen auszutauschen und Dialoge zu pflegen, die Informationen verlässlich gewichten. Besonders in Zusammenhängen, die zeitlich begrenzt und inhaltlich fokussiert sind, profitieren die Mitarbeitenden von funktionierenden Netzwerken, über die schnell und gut Informationen verfügbar sind. Mit jedem Projekt, das in einem Programmzusammenhang entsteht, tun sich auch neue Akteure im Feld auf. Wegen des zeitlich begrenzten Zusammenwirkens müssen relevante Netzwerkpartner schnell identifiziert und gegenseitiges Vertrauen schnell aufgebaut werden. Zeit, die der Netzwerkarbeit gewidmet wird, geht dem eigenen Projekt oft „gefühlt“ verloren. Wird untereinander eindeutig kommuniziert, was sich jeder von den anderen wünscht und im Gegenzug dazu zu bieten hat, stellen sich Schnittmengen heraus, die zur Entlastung der einzelnen Projekte führen. Deshalb kann ein kontinuierlicher Austausch sehr entlastend sein.

Arbeiten im Netzwerk unter dem Vorzeichen „gesellschaftliche Verantwortung“

Schon der Begriff  “gesellschaftliche Verantwortung“ impliziert, dass es sich nicht um die Aktivität einer Einzelperson handeln kann. Denn eine „Gesellschaft“ besteht immer aus mehreren Akteuren. Besonders kleine- und mittlere Unternehmen sind auf die Kooperation zur Ausübung gesellschaftlicher Verantwortung angewiesen. Insbesondere wenn Unternehmen mit regionalen zivilgesellschaftlichen Akteuren und der kommunalen Politik zusammenwirken, können sie adäquaten Mehrwert für ihre Umfeld schaffen. Denn niemand ist in der Lage alleine zu entscheiden, was „gut“ für die Gesellschaft ist. 

Kleine- und mittlere Unternehmen haben die nötigen Kenntnisse der lokalen Bedarfe um zu erkennen, welche Bedürfnisse die Region ihres Standorts hat. Aus ihrer Handlungslogik heraus sind sie darauf konzentriert, anstehende Aufgaben schnell und effizient zu bewältigen. Diese Herangehensweise ist für eine Arbeit, die mit unterschiedlichen Akteuren abgestimmt wird, herausfordernd. Die Themen, die unter gesellschaftlicher Verantwortung subsummiert sind, sind in Gänze allerdings zu umfangreich um ihnen als Einzelakteur wirkungsvoll zu begegnen.

Josef Wieland und Maud Schmiedeknecht zeigen in einer 2010 veröffentlichten Meta-Studie, dass das gesellschaftliche Engagement von KMU maßgeblich durch persönliche und regionale Komponenten bestimmt wird. Um das zukünftige Gemeinwesen zu gestalten, verbinden sich KMU untereinander und arbeiten mit Akteuren aus Politik und Zivilgesellschaft zusammen. Die Autoren identifizieren darin das Ziel, durch vernetztes und ressourcengebündeltes CSR-Engagement gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen. Im Gegensatz zu unternehmerischem Einzelengagement kann mit vernetztem Engagement sowohl die Wirksamkeit hinsichtlich der Zielerreichung als auch die öffentliche Wahrnehmung der Aktivitäten optimiert werden. Wie auch das Verantwortungspartner Projekt der Bertelsmann Stiftung gezeigt hat. Dieses Projekt bildet nun unter anderem das fachliche Fundament für den Verein Unternehmen für die Region e.V.  Ein anderes Beispiel  für ganz neue Geschäftsmodelle, die aus vernetzten Aktivitäten entstehen können, ist Carsharing.

Bei solchen Mobilitätsangeboten entsteht die Wertschöpfung durch die Interaktion eines Netzwerks anstatt durch ein physisches Produkt. Das Netzwerk besteht aus unterschiedlichen Akteuren: dem Hersteller der Fahrzeuge, lokalen und regionalen Mobilitätsanbietern, Kommunen und den Nutzern. Neben einem ökonomischen Renditeziel wird durch diese Netzwerke auch eine gemeinsame wert- und werteorientierte Überzeugung vermittelt. Netzwerke, die aus Akteuren unterschiedlicher Organisationsformen bestehen und sich gemeinsam einer Fragestellung widmen, haben gute Chancen innovative Ideen wie die des Carsharings zu entwickeln.

Die Rolle der Bertelsmann Stiftung im ESF-Förderprogramm „gesellschaftliche Verantwortung im Mittelstand“

In dem Programm „ Gesellschaftliche Verantwortung im Mittelstand“ (2012-2014); gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und den Europäischen Sozialfonds (ESF), ist die Bertelsmann Stiftung Träger des so genannten Vernetzungsprojekts. In diesem Metaprojekt verbindet die Bertelsmann Stiftungen die 73 Projekte des gesamten Programms miteinander und fördert den inhaltlichen Austausch der CSR Experten und Expertinnen untereinander. . Gestaltet werden die Aktivitäten dieses Projekts durch die Stiftung in Kooperation mit den jeweiligen Projektverantwortlichen aus den einzelnen Projekten des Förderprogramms Verantwortlichen. Die Förderung kollegialer Beratung der Projektverantwortlichen untereinander und Angebote zur gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit sind nur zwei von vielen Aktivitäten, die in diesem Zusammenhang bewegt werden. Der Gesamtansatz ist bedarfsorientiert. Ein kontinuierlicher Austausch mit den Projektverantwortlichen ist wichtiger Impuls des Wissenstransfers. Durch dieses regelmäßige Feedback wird im laufenden Prozess herausgearbeitet, ob und wie die Angebote den Bedarfen entsprechen. Neue Bedürfnisse, die im Projektprozess entstehen und die Richtung, die durch weitere gemeinsame Aktivitäten einschlagen werden sollen, können auf diese Weise schnell und gemeinsam besprochen werden.

Quellen

Wieland, Josef; Schmiedeknecht, Maud (2010): Corporate Social Responsibility (CSR), Stakeholder Management und Netzwerkgovernance, KIeM Working Paper No. 31/2010.

Für weitere Informationen