Reinhard Mohn steht mit seiner Frau Liz Mohn und dem Zimmermann Wilhelm Boeger vor dem Neubau des Stiftungsgebäudes

Die Stiftung: Der Antrieb, die Dinge besser zu machen

In diesen Tagen wäre Reinhard Mohn 100 Jahre alt geworden. Seine Überlegungen, seine Ziele und seine Erkenntnisse sind weiter allgegenwärtig in der Bertelsmann Stiftung, die der Visionär vor mehr als 40 Jahren errichtet hat. Warum Reinhard Mohn zum Stifter geworden ist, wie die Stiftung an und mit ihren Aufgaben gewachsen ist und wo die Stiftung heute steht, beleuchten wir in drei kurzen Essays.

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Jochen Arntz
Vice President Media Relations

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Wer von der Carl-Bertelsmann-Straße aus kommend die Stiftung ansteuert, der sieht zunächst vor allem eines: Glas. Architektur gewordene Transparenz. Die Botschaft ist klar: Jedermann darf wissen, was hinter dieser Fassade passiert. Jedermann soll es wissen. Weil auch jedermann davon profitiert. Genau so wollte es der Stifter Reinhard Mohn. Er selbst hat das zur Gründung der Stiftung einmal so formuliert: "Aus dem Unbehagen, welches eigentlich jeder Bürger und Demokrat empfinden muss, wenn die Gesellschaft nicht zufriedenstellend geordnet ist, erwuchs mein Wunsch, bei der Besserung der Dinge behilflich zu sein." Völlig zurecht wird dieser Satz immer und immer wieder zitiert. Er ist gewissermaßen das Fundament der Stiftungsarbeit seit gut 44 Jahren. Das Unbehagen, zumindest der Antrieb, die Dinge besser zu machen, ist noch immer da. Denn die Gesellschaft ist – natürlich – noch nicht zufriedenstellend geordnet. Das Werk, der Anspruch von Reinhard Mohn, ist also keineswegs abgeschlossen. Die Arbeit geht weiter. Und das ist natürlich eine gute Nachricht. 

Wenn andere gerade erst zu ahnen beginnen, dass ein Problem entsteht, arbeitet die Stiftung schon an Konzepten für eine Lösung, hat einmal ein Beobachter geschrieben. Da ist viel Wahres dran. Rund 1,7 Milliarden Euro hat die Stiftung seit ihrer Gründung dafür bereitgestellt. Vieles hat sich verändert seit damals, als Reinhard Mohn zum Stifter wurde. Aber der Ansatz, dazu beizutragen, die Welt besser zu machen, der ist geblieben. Nach dem Ende des Kalten Krieges, zu Zeiten der Globalisierung und auch – und gerade – in Zeiten der Corona-Pandemie.

Mit einem Kapital von 100.000 Mark beginnt am 8. März 1977 die Geschichte der Bertelsmann Stiftung. Das erste Projekt befasst sich mit dem Thema "Kommunikationsverhalten und Buch". Ob jemand nachgezählt hat, wie viele Studien seither folgten? Es müssen mehrere Tausend sein.  

Die ersten Räume der Stiftung sind in der Carl-Miele-Straße. Da ist das Projekt wenig mehr als ein "Ein-Mann-Betrieb". Drei Jahre später folgt der Umzug in den Konzern, dann in die Gütersloher Innenstadt. Und im Juni 1990 an den heutigen Standort. Nicht einmal halb so groß wie heute ist der gläserne Komplex seinerzeit, immer wieder wird gebaut, immer mehr Mitarbeiter:innen machen die Denkfabrik ein Stückchen größer. Reinhard Mohn bezieht sein Büro in der obersten Etage des Stiftungsgebäudes. Er bleibt präsent, auch nachdem er sich 2004 ganz aus dem Präsidium zurückgezogen hat. Seine Gedanken sind ohnehin allgegenwärtig. Und keineswegs nur in den Festreden und Grußworten zum 100. Geburtstag.

Autor: Stefan Schelp

Zum ersten Teil unserer Serie zum 100. Geburtstag von Reinhard Mohn gelangen Sie hier, zum dritten Teil hier.