Mehrkindfamilien gerecht werden

Mütter und Väter von drei und mehr Kindern nehmen einen anspruchsvollen Alltag und finanzielle Einschränkungen auf sich. Dennoch werden sie in Politik und Gesellschaft kaum wahrgenommen und wenn, dann mit einem eher negativen Blick. Dem begegnet die Studie „Mehrkindfamilien gerecht werden. Bedarfe im Alltag von Familien mit drei und mehr Kindern“. Sie stellt die Vielfalt von Familien mit drei und mehr Kindern und ihre Herausforderungen im Alltag dar und macht sich stark für eine bessere Politik für diese Familienform.

Die 1,3 Millionen Mehrkindfamilien mit drei und mehr Kindern unter 18 Jahren in Deutschland sind vielfältig, ebenso ihre Entstehungsgeschichten. Die qualitative Studie der Forscher:innen der Goethe-Universität Frankfurt am Main zeigt dies in eindrucksvoller Weise. Sabine Andresen, Tatjana Dietz und Dilan Çinar haben zwanzig Interviews mit Eltern von Mehrkindfamilien für die Studie geführt und ausgewertet.

Mütter und Väter beschreiben in den Interviews den Alltag in ihren Familien: die Entstehungsgeschichte, das Glück, den Trubel, die bunte Vielfalt, die tägliche Anstrengung, die Fragen um Kinderbetreuung, Aufteilung des Wohnraumes, Berufstätigkeit und Organisation des Alltags und auch den Reichtum an Beziehungen, die Zeitknappheit und das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Dabei wird deutlich, dass die Eltern für ihre Kinder oft auf Einkommen, eigene Karrieren und eine ausreichende Altersvorsorge, aber auch auf Zeit für sich und eigene Wünsche verzichten. Das machen sie in aller Regel gerne und bewusst. Hierfür verdienen sie Anerkennung und Wertschätzung.

Ihre Leistung wird aber allzu oft verkannt. Dabei ist sie mit Blick auf die Zukunft und den Generationenvertrag unserer Gesellschaft von großem Wert. Anstelle von Wertschätzung erfahren Mütter, Väter und Kinder aus Mehrkindfamilien oft Abwertungen und werden mit Vorurteilen konfrontiert. Dabei ringen Mehrkindeltern wie alle Mütter und Väter damit, jedem einzelnen ihrer Kinder gerecht zu werden, Care-Arbeit mit Erwerbsarbeit unter einen Hut zu bringen und dabei auch noch möglichst gut auf sich und die eigene Gesundheit zu achten.

Lesen Sie dazu auch unser Factsheet "Mehrkindfamilien in Deutschland".