Reformstau im deutschen Hochschulsystem Anfang der 1990er Jahre
Seit Aufnahme ihrer Projektarbeit vor mehr als dreißig Jahren engagiert sich die Bertelsmann Stiftung für die Reformen im deutschen Bildungswesen. In dieser Zeit hat sie der Weiterentwicklung und Modernisierung des Hochschulsystems und
der Wissenschaftslandschaft zahlreiche Impulse gegeben.
Ausgangspunkt für dieses Engagement waren die offensichtlichen Defizite und Blockaden im deutschen Hochschulsystem Anfang der 1990er Jahre. Deutschland drohte, im internationalen Wissenschaftswettbewerb den Anschluss zu verlieren. Engagierte
Hochschulpolitiker und -praktiker beklagten die Erstarrung des Systems und forderten, den Reformstau aufzulösen.
Sie suchten nach Wegen, die Hochschulen von der staatlichen Regulierung zu befreien, die inneren Strukturen aufzubrechen und die Universitäten und Fachhochschulen handlungs- und entscheidungsfähig zu machen. Nach und nach setzte sich die
Einsicht durch, dass vereinzelte Reformmaßnahmen nicht mehr ausreichten. Gefordert wurden ein ganzheitlicher Ansatz und ein neues Leitbild.
Dies war im Jahr 1994 die Ausgangslage für die Gründung des CHE durch die Bertelsmann Stiftung und Stiftung zur Förderung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Seither gilt das CHE als Vordenker, Reformtreiber und Mit-Gestalter der deutschen
und europäischen Hochschul- und Wissenschaftslandschaft.
Reformanstöße durch die Förderung der privaten Universität Witten/Herdecke
Bevor die öffentliche Debatte um die Reform des staatlichen Hochschulsystems Fahrt aufnahm, setzte die Bertelsmann Stiftung zunächst auf die Leuchtturmfunktion privater Hochschulen: Reinhard Mohn verfolgte das Ziel, durch die Förderung
der privaten
Universität Witten/ Herdecke Reformanstöße auch für staatliche Hochschulen zu geben. Heute erinnert die Arbeit des im Jahr 2010 gegründeten
„Reinhard-Mohn-Instituts für Unternehmensführung (RMI)“ an dieses umfassende Engagement.