Pressemitteilung, , Rabat/Gütersloh: Westerwelle fordert stärkeres Engagement für die arabische Welt

Unterstützung des arabischen Wandels durch gemeinsame Groß-Projekte

Die Europäische Nachbarschaftspolitik müsse neu ausgerichtet werden, damit sie gezielt den demokratischen Wandel unterstützt. "Wir Europäer müssen den Mut aufbringen, überkommene Sichtweisen in Frage zu stellen," fordert Westerwelle. "Anstelle vereinzelter Energieprojekte brauchen wir eine euromediterrane Energiegemeinschaft, um die Stärken eines gemeinsamen Marktes zu nutzen und Weichen für unsere gemeinsame Energiezukunft zu stellen."

Der Reformprozess in Marokko selbst kann nach Einschätzung der Bertelsmann Stiftung auch zum Vorbild für friedliche Veränderungen in der gesamten arabischen Welt werden. Eine gelungene Reform in Marokko könnte eine große Signalwirkung auf andere bislang noch autoritär regierte Staaten in der Region haben. Zur Eröffnung der Konferenz in Rabat erklärte der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Dr. Gunter Thielen, Marokko habe die große Chance, einen eigenen und friedlichen Weg zu gehen. König Mohammed VI. habe die Proteste und Demonstrationen in seinem Land aufgegriffen und zu einem umfassenden Reformprozess aufgerufen. Wenn dieser Prozess ernsthaft und nachhaltig umgesetzt werde, könnte sich so die Perspektive zu einem friedlichen, freien und modernen Marokko eröffnen.

Um dem Reformprozess in der arabischen Welt eine Perspektive zu geben, müsse er vor allem die wirtschaftliche Situation der Mehrheit der Menschen verbessern. Die großartige Chance dafür sieht auch Thielen in den neuen solaren Wüstenstromprojekten. Europa könne jetzt mit derartigen Projekten zur umweltfreundlichen Energieerzeugung ein echter Partner werden. Eine solche Kooperation zwischen Europa und Nordafrika, sagte Thielen, wäre nicht auf die kurzfristige Ausbeutung begrenzter Ressourcen ausgerichtet, sondern auf eine dauerhafte wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Nord und Süd. Die Gesellschaften und Industrien in Europa bräuchten Energiesicherheit auf sehr hohem Niveau bei möglichst niedriger Belastung der Umwelt. Europa sei deshalb bei den Wüstenstromprojekten auf langfristige Partnerschaften angewiesen. Für die Mittelmeerregion und gerade Länder wie Marokko eröffne sich dadurch die Basis für den Aufbau zukunftsfähiger und unabhängiger Strukturen, die den Menschen eine wirtschaftlich bessere Perspektive eröffnen könnten.

Auch Westerwelle betonte in seinem Konferenzbeitrag besonders die Chancen einer solaren Energiepartnerschaft. "Die Verbindung von europäischem Know-how mit den für erneuerbare Energien idealen Klimabedingungen vor Ort schafft zukunftsweisende Ausbildungs- und Arbeitsplätze. Mittelfristig können erneuerbare Energien aus Marokko zum Exportschlager nach Europa werden. Das heißt, mehr Chancen für die marokkanische Jugend. Wenn solche Pilotprojekte rentabel sind, werden sie auch privaten Investoren den Weg nach Marokko ebnen." Die Energie-Partnerschaft mit der Europäischen Union könne so ein Vorbild für die künftigen euromediterranen Partnerschaften werden.