Laut der Studie sind die strukturellen Ungleichgewichte auf den europäischen Arbeitsmärkten seit Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise stark gewachsen. Während das Arbeitskräfteangebot in den stark getroffenen Krisenländern die Nachfrage bei weitem übersteigt, herrscht in anderen Mitgliedstaaten Arbeitskräftemangel, nicht nur in hochqualifizierten, sondern zunehmend auch in mittel und gering qualifizierten Berufsgruppen. 2007 betrug der Abstand zwischen der niedrigsten und der höchsten Arbeitslosenquote in der EU-27 7,6 Prozentpunkte. Bis 2013 ist diese Lücke auf 22 Prozentpunkte angewachsen. Der sich abzeichnende demografische Wandel wird diese Ungleichgewichte auf den europäischen Arbeitsmärkten wahrscheinlich weiter verstärken.
Trotz eines gewissen Anstiegs in Folge der EU-Osterweiterung im Jahr 2004 ist die Arbeitskräftemobilität in Europa seit jeher gering, insbesondere im Vergleich zu anderen Regionen dieser Welt. Eine detaillierte Analyse der Mobilitätsströme seit Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise hat gezeigt, dass sich diese Situation in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert hat. Insgesamt haben bisher nur relativ wenige Einwohner der südlichen Krisenländer die Möglichkeit genutzt, Arbeit in einem anderen EU-Land aufzunehmen. Eine höhere Arbeitskräftemobilität innerhalb der EU kann daher für einzelne Bürger und auch die Wirtschaft der EU deutliche Vorteile bringen und würde zu mehr Wachstum, Beschäftigung und sozialer Integration beitragen.
Zur Förderung der Arbeitskräftemobilität haben die Verfasser 16 Politikempfehlungen formuliert, von denen sie die folgenden fünf als besonders wichtig betrachten:
Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung Aart De Geus sagte: "Die hohe Arbeitslosigkeit in der Europäischen Union ist nicht nur eine soziale Herausforderung. Sie steht auch für ein großes ungenutztes Potenzial. Mehr als 2,2 Millionen Stellen sind derzeit in der EU unbesetzt. Eine größere Mobilität auf dem europäischen Arbeitsmarkt kann daher der EU helfen, diese riesige Ressourcenverschwendung zu beenden und einige ihrer größten Herausforderungen, zum Beispiel schleppendes Wachstum und soziale Exklusion, anzugehen."
"Die politische Führung Europas muss weitreichende Schritte einleiten, um das Potenzial eines gemeinsamen europäischen Arbeitsmarktes freizusetzen. Die Förderung der Arbeitskräftemobilität muss daher eine der zentralen Prioritäten der nächsten Europäischen Kommission sein", folgerte er.
Die Studie wurde gemeinsam mit dem Copenhagen Institute for Future Studies erarbeitet. Sie wird am 8. April 2014 in Brüssel vorgestellt. Auf die Vorstellung der Studie folgt eine hochrangige Podiumsdiskussion mit politischen Entscheidungsträgern, Vertretern der Gewerkschaften und Arbeitgeber, der Zivilgesellschaft sowie der Wissenschaft. Als Redner haben zugesagt: EU-Kommissar László Andor, Daniel Gros (CEPS), Józef Niemiec (EGB), Conny Reuter (Solidar) und Sverker Rudeberg (BusinessEurope). Die Veranstaltung wird von 18.30 bis 20.15 Uhr im Résidence Palace, Rue de la Loi 155, 1040 Brüssel, stattfinden.