Pressemitteilung, , Berlin/Brüssel: Vor dem Gipfel: Europäer setzen auf Angela Merkel

Bürger wünschen sich mehr politische Führung für die Europäische Union, Euroländer sollen politische Führung übernehmen

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In den befragten Ländern spricht sich eine Mehrheit für mehr politische Führung in der EU aus. 47 Prozent der Befragten sind der Auffassung, dass die EU stärkere politische Führungspersönlich­keiten braucht. Lediglich 32 Prozent sehen kein Führungsdefizit.

Der Präsident der Europäischen Kommission, José Manuel Barroso, wird von den Deutschen mit 40 Prozent auf Platz zwei gesetzt. Erst dann folgen abgeschlagen der künftige britische Premier Gordon Brown und der französische Präsident Nicolas Sarkozy. Damit deckt sich der Wunsch der Deutschen mit dem der Europäer: Merkel liegt im europäischen Vergleich mit 28 Prozent vor Bar­roso, der 20 Prozent erhält. Sarkozy und Brown liegen nahezu gleichauf mit Punktwerten von 15 beziehungsweise14 Prozent.

Die deutsche Bundeskanzlerin erhält in Europa konstant hohe Werte. 36 Prozent der Franzosen erhoffen von der deutschen Bundeskanzlerin eine starke Führungsrolle. Jedoch erreicht Merkel in Polen nur 17 Prozent, bei den Briten landet sie sogar abgeschlagen mit 11 Prozent an letzter Stelle.

Führung soll in der EU aber nicht nur von Personen, sondern auch durch bestimmte Ländergrup­pen ausgehen. Nur zehn Prozent der befragten Europäer sind gegen die Führung einzelner Länder. Den deutsch-französischen Motor erklären die Befragten jedoch für tot. Zwar glauben immer noch 30 Prozent der Franzosen an eine deutsch-französische Vorreiterrolle, in Deutschland sind es aber nur 16 Prozent und im europäischen Vergleich zwölf Prozent.

Mehr Führung soll vor allem von der Eurogruppe ausgehen. Dies wünschen sich 33 Prozent der befragten Europäer, darunter vor allem die mittelgroßen EU-Länder Spanien und die Niederlande.

Als kleinere Führungsgruppe sind am ehesten die großen Drei – Deutschland, Frankreich, Groß­britannien – vorstellbar. Diese Kombination wird nach der Eurogruppe am zweithäufigsten ge­nannt. Weit abgeschlagen ist das Weimarer Dreieck mit Polen, Frankreich und Deutschland mit fünf Prozent.

Dominik Hierlemann, Europaexperte der Bertelsmann Stiftung, folgert daraus: "Die Bürger wissen, dass die EU mehr Führungspersönlichkeiten, aber auch kleinere Führungszirkel ausgewählter Länder braucht. Bei 27 Mitgliedstaaten können das nicht mehr Frankreich und Deutschland allein sein, aber sie sind auf jeden Fall dabei. Die Zahlen zeigen aber auch, dass die Polen unbedingt Teil einer Führungsgruppe sein wollen."

Mit Blick auf das politische Führungspersonal ergänzt Armando García von der Bertelsmann Stif­tung: "Die guten Umfragewerte für Kommissionspräsident Barroso weisen darauf hin, dass nicht nur nationale Politiker eine Führungsrolle in Europa spielen sollen. Dazu sind in Brüssel markante Persönlichkeiten mit Gestaltungswillen nötig – ausgestattet aber mit der nötigen institutionellen Macht."

Die repräsentative Umfrage der Bertelsmann Stiftung wurde im Mai und Juni in 14 Mitgliedstaaten der EU durchgeführt. Die Detailergebnisse der gesamten Studie mit 16 Mitgliedstaaten werden im Juli 2007 vorgestellt.

Über die Bertelsmann Stiftung:

Die Bertelsmann Stiftung setzt sich für das Gemeinwohl ein. Sie engagiert sich in den Bereichen Bildung, Wirtschaft und Soziales, Gesundheit sowie Internationale Verständigung und fördert das friedliche Miteinan­der der Kulturen. Durch ihr gesellschaftliches Engagement will sie alle Bürgerinnen und Bürger ermutigen, sich ebenfalls für das Gemeinwohl einzusetzen. Die 1977 von Reinhard Mohn gegründete, gemeinnützige Einrichtung hält die Mehrheit der Kapitalanteile der Bertelsmann AG. Die Bertelsmann Stiftung arbeitet ope­rativ und ist unabhängig vom Unternehmen sowie parteipolitisch neutral.


Weitere Informationen und ein Download der Umfrage finden Sie in der Spalte rechts neben diesem Text.