Pressemitteilung, , Berlin/Gütersloh: Umfrage: Bevölkerung spürt bisher wenig vom Ärztemangel

Der oftmals diskutierte Ärztemangel wird von der deutschen Bevölkerung bisher kaum wahrgenommen. Im Gegenteil, was Anzahl und Erreichbarkeit von Hausärzten in Städten und auf dem Land angeht, zeigen sich über 90 Prozent der Bürger zumindest zufrieden. Bei den Fachärzten fällt die Zufriedenheit etwas geringer aus. Aber auch hier sind nur 15 Prozent mit Erreichbarkeit und Anzahl der Fachärzte nicht zufrieden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle repräsentative Umfrage von TNS Infratest im Auftrag von BARMER GEK und Bertelsmann Stiftung. Die Zufriedenheit ist auf dem Land zwar etwas geringer ausgeprägt. Tatsächliche Probleme, einen Arzttermin zu bekommen, treten allerdings auf dem Land nicht systematisch häufiger auf als in der Stadt.

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"Trotz aller Dramaturgie in der Diskussion über einen vermeintlichen Ärztemangel, wird die ärztliche Versorgung in der Fläche von den Menschen gewürdigt. Dies ist zunächst einmal ein Vertrauensbeweis für die ambulante ärztliche Versorgung", so Dr. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der BARMER GEK. Lange Anfahrtswege sind dabei natürlich für die Bürger beschwerlicher, aber sie halten faktisch nur wenige Patienten von einem Arztbesuch ab. Für die Zukunft sind die Erwartungen der Bevölkerung gemischt: Über 60 Prozent rechnen damit, dass sich die Anzahl der Fachärzte nicht verändern wird. Allerdings glauben mit 34 Prozent deutlich mehr Bewohner ländlicher Räume, dass die Anzahl der Fachärzte in ihrer Region abnehmen wird. "Angesichts dieser Zahlen brauchen wir eine sachliche Diskussion über die zukünftige Versorgung, um bei der Bevölkerung keine unnötigen Ängste zu schüren", so Straub.

Für die Befragung hatten Bertelsmann Stiftung und BARMER GEK im Rahmen ihres Kooperationsprojektes "Gesundheitsmonitor" im November 1.500 Bürgerinnen und Bürger befragen lassen. "Wir wollten wissen, welche Erfahrungen die Patienten beim Zugang zur ambulanten Versorgung gemacht haben, um die Diskussion über zukünftige Versorgungskonzepte nicht über, sondern mit den Bürgern zu führen", beschreibt Dr. Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, das Ziel der bevölkerungsrepräsentativen Umfrage.

Die Ergebnisse lieferten wertvolle Anknüpfungspunkte. So ergaben die Analysen, dass unabhängig vom Wohnort gerade Menschen mit schlechtem Gesundheitszustand bisweilen von Problemen berichteten, ihre Arztpraxis zu erreichen. Eine vertiefende Betrachtung der Erfahrungen von Menschen mit chronischen Erkrankungen liefert  eine bereits im Frühjahr für den Gesundheitsmonitor durchgeführte Befragung, die speziell die Zufriedenheit von Patienten mit Multipler Sklerose und chronisch obstruktiver Bronchitis mit ihrer fachärztlichen Versorgung erkundet hatte.

Trotz hoher Zufriedenheitswerte bestehe aktuell großer Reformbedarf an ärztlichen Versorgungsstrukturen, stellt BARMER GEK Vorstandschef Straub klar. Schwierigkeiten beim Übergang von ambulanter zu stationärer Versorgung und umgekehrt, das suboptimale duale System der fachärztlichen Versorgung durch Niedergelassene und Kliniken, ein sich wandelnder Berufsanspruch unter den Ärzten und neue Formen der Berufsausübung verlangten nach Veränderungen.