Mit deutlichem Abstand folgt die Einbeziehung aller Einkommensarten wie Mieten, Zinsen oder Aktiengewinne für die Berechnung des Krankenkassenbeitrages. 47 Prozent halten das für gerecht. Am wenigsten Unterstützung findet ein einheitlicher Pro-Kopf-Beitrag, die so genannte "Kopfpauschale". Bei einer realistischen Höhe von 170 Euro sehen diese Reformalternative nur etwa 30 Prozent als gerecht an. Die Zustimmung steigt allerdings mit sinkender Prämienhöhe.
Insgesamt sprechen sich 85 Prozent der Bevölkerung weiterhin für eine solidarische Krankenversicherung aus. 40 Prozent der Befragten favorisieren dabei die umfassende Absicherung und gemeinsame Finanzierung aller Krankheitsrisiken. 45 Prozent finden, dass die Absicherung in Form einer umfassenden Grundsicherung von allen gemeinsam getragen werden sollte. Spezielle Risiken wie Sportunfälle oder zusätzlich gewünschte Leistungen, etwa Akupunktur, sollten durch private Zusatzversicherungen bezahlt werden. Eine vollständig private Absicherung aller Krankheitsrisiken möchten dagegen nur 15 Prozent der Deutschen.
"Alles in allem scheint die Bevölkerung – unabhängig von ihrer parteipolitischen Orientierung – weiterhin mit dem Modell der Bürgerversicherung zu sympathisieren", sagte Dr. Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Das liege in erster Linie an der Befürchtung, dass die Qualität der medizinischen Versorgung ohne finanzielle Einbeziehung von Selbstständigen, Beamten und Besserverdienern auf Dauer nicht gewährleistet werden könne .
Aus Sicht der Bertelsmann Stiftung stellen die im Wahlkampf diskutierten Bürgerversicherungs- und Kopfpauschalenmodelle jedoch nur einen scheinbaren Gegensatz dar. Erstens werden die Begriffe unterschiedlich benutzt und zweitens schließen sich die dahinter liegenden Konzepte nicht grundsätzlich aus. Wenn es beispielsweise um eine Stabilisierung der Lohnnebenkosten geht, so ist eine Festschreibung des Arbeitgeberanteils prinzipiell in beiden Konzepten denkbar. In der Debatte kann es also nicht um ein "entweder oder" gehen, sondern eher um eine pragmatische Kombination der einzelnen Gestaltungsmerkmale eines Finanzierungssystems.
Bei aller Euphorie über neue Finanzierungsformen sollte außerdem nicht vergessen werden, welches die eigentlichen Reformnotwendigkeiten sind. So liegen die großen Aufgaben der Gesundheitspolitik auch und vor allem in einer Effizienzsteigerung der Versorgungsstrukturen. Die Reform der Finanzierung ist dabei eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für ein nachhaltig funktionsfähiges Gesundheitssystem.
Die vorgestellten Ergebnisse beruhen auf den seit 2001 stattfindenden Bevölkerungsbefragungen für den "Gesundheitsmonitor" der Bertelsmann Stiftung. Dazu werden halbjährlich 1.500 repräsentativ ausgewählte Personen der deutschen Wohnbevölkerung zu aktuellen Themen des Gesundheitswesens befragt.