Menschliche Hände halten eine Pflanze und Geldstücke in den Händen.
Foto bestellt am 07.01.2016 für eine Online Meldung am 08.01.2016 für die Social-Impact-Investment-Studie.
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Pressemeldung, , : Nachfrage nach sozialer Wirkung bei der Geldanlage steigt

Risiko und Rendite lauten die beiden Schlüsselbegriffe, wenn man sein Geld für sich arbeiten lassen möchte. Doch immer mehr Anleger möchten wissen: Was macht mein Geld eigentlich in der Zeit, bis ich es verzinst zurückbekomme? Sie sind auf der Suche nach Vermögensanlagen, die der Allgemeinheit dienen.

Wirkungsorientiertes Investieren als Idee entstand vor 15 Jahren im angelsächsischen Raum. In Großbritannien etwa zahlt der Staat die Dividende an Anleger, wenn sie in Sozialprojekte investieren, die im Erfolgsfall Staatskasse und Steuerzahler entlasten. Beispielsweise durch gelungene Integration in den Arbeitsmarkt oder die Resozialisierung von ehemaligen Strafgefangenen.

Jeder zweite Euro fließt in Bildung und Beschäftigung

Auch in Deutschland wird Geld in junge Sozialunternehmen investiert, die wachsen wollen und dafür Kapital brauchen. Die im Zeitraum 2013-15 investierten wirkungsorientierten Gelder flossen zu 20 Prozent in die Förderung von Beschäftigung, zu 18 Prozent in Bildungsprojekte sowie zu 12 beziehungsweise 9 Prozent in Gesundheitsprojekte und Projekte zur Förderung nachhaltigen Konsums.

Das investierte Geld kommt größtenteils von vermögenden Privatpersonen. Eine aktivere Rolle nehmen mittlerweile Stiftungen ein. Die beiden BMW Stiftungen und die Bertelsmann Stiftung geben an, ihr finanzielles Engagement in wirkungsorientiertes Investieren mittelfristig ausbauen zu wollen. Deren Allokation liegt derzeit bei zehn Millionen Euro.

Hochspezialisierte Investmentszene entsteht

Für solche Anlegerwünsche braucht der Markt hochspezialisierte Verwalter von wirkungsorientiertem Kapital (wie Fondsgesellschaften) sowie Berater, die die Koordination von Angebot und Nachfrage übernehmen. Diese Vermittler müssen insbesondere sicherstellen, dass Wirkungsziele messbar und somit für Investoren nachvollziehbar sind. Dass sich der Markt für wirkungsorientiertes Investieren dynamisch entwickelt, zeigt insbesondere das Wachstum existierender Fondsgesellschaften, welches wiederum eine stabile Entwicklung der Beratungslandschaft nach sich zieht. Junge Organisationen wie die Finanzierungsagentur für Social Entrepeneurship (FASE) oder die Phineo gAG unterstützen sowohl Sozialunternehmen, die auf der Suche nach Kapital sind, als auch Anleger, die nach Investitionsmöglichkeiten suchen.

Eine von der Bertelsmann Stiftung im vergangenen Jahr koordinierte Expertengruppe sieht den Bedarf für wirkungsorientierte Investitionen in Deutschland insbesondere in den Bereichen Innovation, Prävention und Verbreitung guter Ideen zur Lösung von sozialen Herausforderungen. Hier gebe es in Deutschland, trotz eines hochwertig ausgebauten Sozialsystems, Finanzierungslücken. Voraussetzung wäre jedoch laut aktueller Studie eine aktive Förderpolitik. "Im internationalen Vergleich sieht man, dass der Markt nur dort nennenswert wächst, wo der Staat geeignete Rahmenbedingungen schafft", betont Brigitte Mohn. In Großbritannien etwa hätten sich Premierminister David Cameron sowie sein Vorgänger Gordon Brown dafür eingesetzt, Infrastruktur für die Verwaltung von wirkungsorientiertem Kapital zu schaffen, den Kapitalzufluss durch Zuschüsse zu erhöhen und fiskalische Erleichterungen für Anleger zu erlassen. Zu empfehlen wäre in Deutschland in einem ersten Schritt eine Kompetenzstelle auf Bundesebene für wirkungsorientiertes Investieren, um einen ganzheitlichen Förderansatz seitens der Politik zu prüfen und umzusetzen.

Zusatzinformationen

Die Studie wurde von Stephanie Petrick, Phineo gAG, mit Jeremy Birnbaum, Bertelsmann Stiftung, verfasst. Die Daten wurden in einer ausführlichen Befragung von Investoren und Intermediären zwischen Juni und November 2015 hinsichtlich ihrer Investitionstätigkeit in den letzten drei Jahren erhoben. Hinzu kamen 17 qualitative Gespräche mit Investoren, Intermediären und WI-Experten.

Wirkungsorientiertes Investieren wird in Anlehnung an die Definition des Global Impact Investing Network (GIIN) folgendermaßen verstanden: "Investitionen in wirkungsorientierte Organisationen oder Fonds mit der gezielten Absicht, soziale beziehungsweise ökologische Wirkung sowie eine positive finanzielle Rendite zu erzielen. Die soziale beziehungsweise ökologische Wirkung ist Teil der Investmentstrategie und wird gemessen".

Die Idee des wirkungsorientierten Investierens wird international bereits gefördert; auf europäischer Ebene bestehen drei verschiedene Förder- und Investmentprogramme der EU, während im Zuge der britischen G7-Präsidentschaft von 2013 eine Social Impact Investment Taskforce gegründet wurde. Die deutsche Zivilgesellschaft wurde in dieser Taskforce von Brigitte Mohn, Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung, repräsentiert. Vor diesem Hintergrund entstand eine beratende deutsche Expertengruppe mit Vertretern aus Sozialwirtschaft, Finanzwirtschaft, öffentlicher Hand, Stiftungen und Wissenschaft. Der Abschlussbericht dieser Expertengruppe, mit Handlungsempfehlungen für den Aufbau eines Marktes für Wirkungsorientiertes Investieren in Deutschland, erschien im September 2014.