"Mit dem Hamburger Hauptschulmodell zeichnen wir eine Initiative der Wirtschaft aus, die Jugendlichen mit Startschwierigkeiten auf vorbildliche Weise beim Übergang von der Schule in die Arbeitswelt hilft", begründete der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Professor Heribert Meffert, die Preisvergabe. Die Hamburger Initiative eigne sich zur Übertragung auf andere Regionen und könne so einen wirkungsvollen Beitrag zur Eindämmung der Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland leisten.
Das Hamburger Hauptschulmodell wurde im Jahr 2000 auf Initiative von Dr. Michael Otto, dem Vorstandsvorsitzenden der Otto Group, und Bernd Wrede, dem damaligen Vorstandsvorsitzenden der Hapag Lloyd AG, ins Leben gerufen. Das Modell basiert auf einer gemeinsamen Beratung und Begleitung der Hauptschulabgänger durch Lehrer, Berufsberater und Personalfachleute aus Unternehmen. Sie ermitteln in engem Austausch die Interessen und Stärken der Schüler, beraten bei der Berufswahl und unterstützen die Schüler intensiv bei der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsplatz. Innerhalb von nur fünf Jahren ist es durch die enge Zusammenarbeit von Schulen, Behörden und Unternehmen gelungen, die Vermittlungsquote von Hauptschülern in ungeförderte betriebliche Ausbildung in Hamburg auf über 20 Prozent zu verdoppeln. Organisatorisches Zentrum des Modells ist die Hamburger "Koordinierungsstelle Ausbildung", die als Lotse für Schüler und Unternehmen fungiert.
Der Verleihung des Carl Bertelsmann-Preises ging eine umfassende Recherche in Europa voraus. Dabei wurden über 180 Initiativen unter die Lupe genommen, die Jugendlichen mit Startschwierigkeiten beim Einstieg in die Arbeitswelt helfen. Sieben Initiativen kamen in die Schlussrunde. Zwei Kandidaten wurden schließlich für die Verleihung des Carl Bertelsmann-Preises 2005 nominiert: das Hamburger Hauptschulmodell und das Projekt "Die Chance", das Jugendlichen in fünf Kantonen der Ostschweiz bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz hilft. Diesem Netzwerk gehören rund 900 schweizerische Unternehmen an.
An dem Festakt in der Gütersloher Stadthalle nahmen rund 800 Gäste aus Politik, Wirtschaft und den Medien teil. Zu den Festrednern gehörten der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Dr. Jürgen Rüttgers, der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Dr. Wolfgang Huber, und der Kuratoriumsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Professor Ernst Buschor.