Der Klimawandel, die Corona-Pandemie und nun der Krieg in der Ukraine – Deutschland sieht sich mit nie dagewesenen und dynamischen Herausforderungen konfrontiert, die eine erfolgreiche wirtschaftspolitische Steuerung der ökologischen und digitalen Transformation als Herkulesaufgabe erscheinen lassen. Wie kann es angesichts international gestörter Handelsbeziehungen, einer alternden Gesellschaft und zunehmenden Innovationsdrucks gelingen, den Wohlstand langfristig zu wahren, für sozialen Ausgleich zu sorgen und dabei nachhaltig zu wirtschaften? Wie schaffen wir es, gleichzeitig auch den industriellen Kern der deutschen Wirtschaft zu erhalten, sodass es im Zuge des Klimaschutzes nicht zu einer breiten Abwanderung heute emissionsintensiver Wirtschaftsbereiche kommt? Können wir außenwirtschaftlich resilienter werden, ohne dass Inflation und Verschuldung ausufern?
Economics of Transformation
Die Transformation zu einer Nachhaltigen Sozialen Marktwirtschaft ist gekennzeichnet von komplexen wirtschaftspolitischen Fragestellungen und vielfältigen Zielkonflikten im Zeichen globaler Krisen. Um materiellen Wohlstand, soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit gleichzeitig zu sichern, bedarf es einer klugen austarierenden Wirtschaftspolitik mit einem zeitgemäßen und praxistauglichen Zielsystem. Zu den makroökonomischen Zusammenhängen zwischen verschiedenen Zielparametern und den zu erwartenden Effekten wirtschaftspolitischer Maßnahmen möchten wir empirisches Steuerungswissen schaffen und Handlungsempfehlungen ableiten.
Die Ausgangslage
Unser Ziel
Für die Transformation zu einer bis 2045 klimaneutralen Nachhaltigen Sozialen Marktwirtschaft ist vor diesem Hintergrund das Austarieren von Zielkonflikten wichtiger denn je. Zwischen materiellem Wohlstand, fairer Verteilung, ökologischer Nachhaltigkeit, hohem Beschäftigungsstand, außenwirtschaftlichem Gleichgewicht, nachhaltigen Staatsfinanzen und stabilem Preisniveau müssen neue Gleichgewichte gefunden werden. Dazu bedarf es eines zeitgemäßen und praxistauglichen Zielsystems der Nachhaltigen Sozialen Marktwirtschaft sowie der tiefgehenden Analyse der inhärenten, teils ambivalenten Wirkungszusammenhänge und Zielkonflikte. Im Rahmen dieses Arbeitsschwerpunktes soll daher das bisherige wirtschaftspolitische Leitbild des „Magischen Vierecks“ weiterentwickelt und insbesondere um soziale und nachhaltige Zielsetzungen ergänzt werden.
Hinsichtlich der Wechselwirkungen zwischen diesen Zielen wollen wir empirisches Steuerungswissen schaffen, das die Entwicklung passgenauer und zielgerichteter wirtschaftspolitischer Maßnahmenbündel unterstützt, die das gleichzeitige Erreichen mehrerer Ziele ermöglichen können. Dazu wollen wir über die Projektlaufzeit ein multivariates „Interdependenzmodell“ für die deutsche Volkswirtschaft entwickeln, welches in der Lage ist, die Auswirkungen von Zielparameteränderungen sowie wirtschaftspolitischer Instrumente möglichst genau zu quantifizieren. So sollen etwa die Folgen klimapolitischer Maßnahmen hinsichtlich Wertschöpfung, sozialer Verteilungswirkungen und ökologischer Nachhaltigkeit besser ex ante abschätzbar sein und den wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger:innen eine empirisch fundierte Grundlage bieten.