Erstellung eines Katastrophen-Kits, das in einem Go-Bag enthalten sein kann. Essensdosen, Wasser und erste Hilfe Taschen

Ukraine: Online Austausch - Erdbebenhilfe und Solidarität

Das katastrophale Erdbeben in der Türkei und in Syrien hat uns alle erschüttert. Über 50.000 Tote wurden bisher bestätigt, hunderttausende Verletzte, Millionen Obdachlose, unfassbare Zerstörung.

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In unseren deutschen Kommunen leben viele Menschen, die in der Erdbebenregion familiäre Wurzeln haben. Fast alle von ihnen haben Familienangehörige und Freund:innen verloren. Wie können wir in den Kommunen die Erdbebenhilfe in der Türkei und in Syrien unterstützen? Wie können wir uns mit den hier lebenden Türkei- und Syrien-stämmigen Menschen in dieser verheerenden Situation solidarisieren? Wie kann die Visa-Vergabe an Menschen aus dem Erdbebengebiet, die enge Verwandtschaft in Deutschland haben, kommunal begleitet werden? Von der direkten Erdbebenhilfe des gemeinnützig anerkannten Vereins KIgA, Mitglied der Alliance4Ukraine, berichtete Dervis Hizarci. Lina Fustok, vom Verband Deutsch-Syrischer Hilfsvereine e.V. stellte die konkrete Hilfe für das Erdbebengebiet in Syrien vor. Die Stadt Stuttgart stellt sich neben der Erdbebenhilfe auf Visa-Einreisende aus dem Erdbebengebiet ein, wie Ayse Özbabacan, Stabsstelle Integration, präsentierte.

„Die Katastrophe im Erdbebengebiet hat eine unvorstellbare Größenordnung! Ein Gebiet so groß wie von Flensburg bis Freiburg, in dem 20 Mio. Menschen schmerzvoll betroffen sind“, schilderte Dervis Hizarci, KIgA das Ausmaß. KIgA arbeitet normalerweise für Bildung und Begegnung. Doch hier war unmittelbares Handeln für die Erdbebenhilfe gefragt. In den ersten Tagen wurde vor allem Geld gesammelt. Hier war eine genaue Recherche nötig: Wie findet man verlässliche Partner, damit die Hilfe gut sauber und schnell ankommt? Mit Hilfe der Alliance4Ukraine und durch gemeinsamen Aufruf sind bereits 280.210 € zusammengetragen worden, so Dervis Hizarci. Er versteht, dass viele unsicher sind, ob die Spenden auch dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Aber er empfiehlt, sich im Internet oder mündlich nach verlässlichen Wegen zu erkundigen und trotzdem zu spenden. „Denn dort ist höchste Not!“

Im syrischen Erdbebengebiet, in dem über 4 Millionen Menschen leben, herrschte schon vor den Erd-beben unglaubliche Armut, berichtete Lina Fustok vom Verband Deutsch-Syrischer Hilfsvereine e.V. (VDSH). Der VDSH wurde 2013 von humanitären Organisationen gegründet und besteht aus 32 Mitgliedsorganisationen, die sich den ca. 1 Mio. in Deutschland lebenden Menschen aus Syrien verpflichtet fühlen. Das Erdbeben hat in der ohnehin von Krieg und Armut gebeutelten Region zur erheblichen Zerstörung der Infrastruktur geführt, der Bildungsnotstand hat sich weiter verschärft. Der einzige humanitäre Korridor für Hilfslieferungen wurde genau dann geschlossen, als das Erdbeben ausbrach. Geldtransfers in den Nordwesten Syriens waren in den ersten Tagen kaum möglich, wodurch die Hilfe erschwert wurde. Es gab keine internationale Unterstützung bei der Bergung, so dass die Menschen nicht aus den Trümmern rausgeholt werden konnten! Der Verband hat eine Spendenliste mit vertrauenswürdigen Organisationen aufgestellt. Die Solidarität vor allem der türkischen Communities, die ja selbst betroffen sind, war ein Trost.

„Viele Stuttgarter haben Freunde, Bekannte und Verwandte im Erdbebengebiet“, so Ayse Özbabacan von der Stabsstelle Integration der Stadt Stuttgart. „Daher haben wir viele Anrufe bekommen. Es herrschte anfangs eine große Hilflosigkeit.“ Denn 50.000 Bürger:innen haben türkische oder auch syrische Wurzeln.  Neben Spendenaktionen wurden daher zügig eine Website sowie psychologische Hilfe eingerichtet. Auch gibt es viele Ehrenamtliche, die helfen wollen. Konkrete Gesprächsangebote wurden eingeführt und eine Beratung im Bürgerbüro. Auch das Welcome Center bietet eine mutter-sprachliche Beratung an. Die Stadt stellt sich zudem auf die Menschen aus dem Erdbebengebiet ein, die enge Verwandte in Stuttgart und einen Visa-Anspruch haben. So gibt es Informationen zu den Verpflichtungserklärungen und sogar eine kleine Unterstützung für internationale Studierende (150-250 €). Viele Fragen sind zu klären, beispielsweise zur Beschulung der Kinder aus dem Erdbebengebiet.

Deutlich wurde im anschließenden Austausch, dass die Recherche nach vertrauenswürdigen Spendenwegen wichtig ist und dass Anteilnahme und Angebote für hier lebende Menschen, die aus dem Erdbebengebiet stammen von Bedeutung sind. Da jede Krise auf Dauer zu „Abnutzungserscheinungen“ führt, gehe es zudem darum, Resilienz aufzubauen, um auf kommende Krisen vorbereitet zu sein.

Der nächste Online-Austausch von Bertelsmann Stiftung und Alliance4Ukraine findet am 30. März 2023 zum Thema Digitale Integrationsmacher:innen statt. Das Format wird bisher alle 14 Tage dienstags in der Mittagszeit, in der Regel von 12:30 bis 13:30 Uhr angeboten.​​

Weitere Infos: www.willkommen-in-kommunen.de