Bewegungen wie „Fridays for Future“ und „Black Lives Matter“ sowie Jugendstudien zeigen, dass junge Menschen politisch aktiv sind und sich engagieren wollen, um ihre Zukunft zu gestalten. Dieses Potenzial kann noch viel stärker zur Geltung kommen, sowohl mit Blick auf politische Mitwirkung als auch gesellschaftliches Engagement.
So ist die Wahlbeteiligung junger Erwachsener unterdurchschnittlich. Während 80 Prozent der 50- bis 70-Jährigen zur Wahl gehen, lag der Anteil der Erstwähler:innen bei den letzten Bundestagswahlen bei 70 Prozent. Dabei gehen nur etwas mehr als die Hälfte der jungen Menschen ohne Schulabschluss oder mit Hauptschulabschluss zur Wahl(Hübner/Eichhorn 2018), hingegen über 90 Prozent der Abiturient:innen und Studierenden. Dahinter verbirgt sich eine hohe Ungleichheit: Je schlechter die sozioökonomische Lage und der Bildungshintergrund, desto niedriger die Wahlbeteiligung. Sinkende Wahlbeteiligung insgesamt und eine hohe soziale Spaltung sind die Folgen. Dies ist eine zentrale Herausforderung für die Legitimität unserer Demokratie.
Das zeigt sich auch darin, dass wir bezüglich der Absenkung des Wahlalters auf 16 in Deutschland mit einem Flickenteppich konfrontiert sind: In sieben Ländern (Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein) können junge Menschen ab 16 Jahren den Landtag wählen und in elf Ländern ist ihnen ein Wahlrecht bei den Kommunalwahlen eingeräumt. Seit kurzem haben sie Stimmrecht bei den Europawahlen. Bezogen auf Bundestagswahlen ist das Wahlrecht ab 16 ausgeschlossen. Dadurch entsteht die paradoxe Situation, dass junge Menschen bei einigen Wahlentscheidungen beteiligt sind, bei anderen nicht.