Vier junge Menschen sitzen in der Abenddämmerung auf einer Mauer.

Wählen ab 16

Wir wollen junge Menschen ab 16 Jahren darin bestärken, dass sie dort, wo es möglich ist, bei Wahlen ihre Stimme abgeben. Dies ist in elf Ländern bei Kommunalwahlen möglich, und in sechs Ländern können sie den Landtag mitwählen. Seit kurzem haben sie Stimmrecht bei den Europawahlen. In Modellvorhaben erproben wir gemeinsam mit schulischen und außerschulischen Partnern sowie Akteuren der Landespolitik Maßnahmen der politischen Bildung, um die Wahlbeteiligung der Erstwähler:innen zu steigern.

Foto Regina von Görtz
Dr. Regina von Görtz
Director
Foto Amber Jensen
Amber Jensen
Project Manager

Herausforderungen

Bewegungen wie „Fridays for Future“ und „Black Lives Matter“ sowie Jugendstudien zeigen, dass junge Menschen politisch aktiv sind und sich engagieren wollen, um ihre Zukunft zu gestalten. Dieses Potenzial kann noch viel stärker zur Geltung kommen, sowohl mit Blick auf politische Mitwirkung als auch gesellschaftliches Engagement.

So ist die Wahlbeteiligung junger Erwachsener unterdurchschnittlich. Während 80 Prozent der 50- bis 70-Jährigen zur Wahl gehen, lag der Anteil der Erstwähler:innen bei den letzten Bundestagswahlen bei 70 Prozent. Dabei gehen nur etwas mehr als die Hälfte der jungen Menschen ohne Schulabschluss oder mit Hauptschulabschluss zur Wahl(Hübner/Eichhorn 2018), hingegen über 90 Prozent der Abiturient:innen und Studierenden. Dahinter verbirgt sich eine hohe Ungleichheit: Je schlechter die sozioökonomische Lage und der Bildungshintergrund, desto niedriger die Wahlbeteiligung. Sinkende Wahlbeteiligung insgesamt und eine hohe soziale Spaltung sind die Folgen. Dies ist eine zentrale Herausforderung für die Legitimität unserer Demokratie.

Das zeigt sich auch darin, dass wir bezüglich der Absenkung des Wahlalters auf 16 in Deutschland mit einem Flickenteppich konfrontiert sind: In sieben Ländern (Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein) können junge Menschen ab 16 Jahren den Landtag wählen und in elf Ländern ist ihnen ein Wahlrecht bei den Kommunalwahlen eingeräumt. Seit kurzem haben sie Stimmrecht bei den Europawahlen. Bezogen auf Bundestagswahlen ist das Wahlrecht ab 16 ausgeschlossen. Dadurch entsteht die paradoxe Situation, dass junge Menschen bei einigen Wahlentscheidungen beteiligt sind, bei anderen nicht.

Zielsetzungen

Wir wollen junge Menschen für die Vitalität von Demokratie und Zusammenhalt stärken. Dabei setzen wir uns für eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre bei allen Wahlentscheidungen ein, wollen die Wahlbeteiligung junger Menschen steigern und die soziale Selektivität in der Ausübung des Wahlrechts abbauen. Dies bietet die Chance, der Stimme der jungen Generation mehr Gehör zu verschaffen und ihre Partizipationschancen zu erhöhen. Auch das Misstrauen gegenüber dem Politiksystem könnte minimiert werden, wenn junge Menschen erleben, das sich Politiker:innen stärker ihrer Interessen annehmen.

Die Absenkung des Wahlalters auf 16 schafft Chancen, junge Menschen in ihrer individuellen Entwicklung zu stärken, leistet einen Beitrag zur Festigung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und zur Resilienz unserer Demokratie.

Wir adressieren primär zwei Zielgruppen: politische Entscheidungsträger:innen sowie junge Menschen im Alter von 16 bis 20 Jahren.

Handlungsansätze

Wir arbeiten an unseren Zielen sowohl wissenschaftlich mit empirischen Analysen als auch praktisch mit digitalen Tools und Modellinitiativen, die wir verbreiten wollen. Wir beziehen junge Menschen in unsere Arbeit ein und vernetzen uns mit Stakeholdern der politischen Bildung, der Engagementlandschaft, der Kinder- und Jugendarbeit sowie Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis, um die Rahmenbedingungen für Beteiligung zu verbessern.

Um junge Menschen zu erreichen, setzen wir auf Social-Media-Kommunikation und die Zusammenarbeit mit Akteur:innen der schulischen und außerschulischen Bildung. Durch digitale und analoge Peer-to-Peer-Ansätze bauen wir eine Community auf, in der junge Menschen als Botschafter:innen für demokratische Werte und gesellschaftliches Engagement aktiv werden. Durch die Ansprache junger Menschen in unterschiedlichen Lebenskontexten erhöhen wir die Chancen auch benachteiligte Jugendliche zu erreichen.

Nächste Schritte

Unsere aktuellen Arbeitsschwerpunkte richten sich auf

  • Recherchen und Analysen zur Begleitung von Erstwähler:innen sowie Einflussfaktoren auf das Wahlverhalten junger Menschen.
  • die Begleitung von Landtagswahlen mit Wahlrecht ab 16 Jahren und den Europawahlen durch Peer-to-Peer-Qualifikationen, Zusammenarbeit mit Lehrkräften sowie Akteur:innen der außerschulischen Jugendarbeit.
  • die Mobilisierung und Motivierung junger Menschen durch Social Media sowie digitale Informations- und Aktivierungstools.
  • den Aufbau einer Online-Community junger Menschen, in der junge Menschen als Botschafter:innen für demokratische Werte und gesellschaftliches Engagement aktiv werden.

Unsere Publikationen

Hier finden Sie die im Rahmen von "Wählen ab 16" entstandenen Publikationen, z.B. internationale Recherchen, gute Praxis.

Zu den Publikationen