Deutschland verzeichnet eine sehr gute Wirtschafts- und Arbeitsmarktlage, mehr Geburten und hohe Zuwanderungszahlen: Oberflächlich betrachtet verliert der demographische Wandel dadurch aktuell an Schrecken. Allerdings wird sich die Bevölkerungsalterung in Deutschland in den nächsten 20 Jahren trotzdem stark beschleunigen. Während heute auf 100 Personen zwischen 15 und 64 Jahren etwa 33 Menschen kommen, die 65 Jahre oder älter sind, werden es 2035 schon etwa 50 sein. Dieser Wert wird voraussichtlich auch anschließend nicht wieder zurückgehen.
Vor diesem Hintergrund sind die öffentlichen Finanzen, vor allem die der sozialen Sicherungssysteme, weder unter dem geltenden Recht noch unter den im Koalitionsvertrag beschlossenen Reformplänen langfristig tragfähig: Im ungünstigsten Fall erhöhen sich die öffentlichen Ausgaben ohne Zinszahlungen bis 2080 auf bis zu 59 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Zu diesen Ergebnissen kommen Langfrist-Simulationen, die der Finanzökonom Martin Werding in unserem Auftrag berechnet hat. Diese Simulationen berücksichtigen das aktuell geltende Recht und beruhen auf Annahmen zu Demographie, Arbeitsmarkt, Wirtschafswachstum und öffentlichen Ausgaben, die aus heutiger Sicht plausibel erscheinen. Darüber hinaus sind zahlreiche Alternativszenarien in die Berechnungen eingeflossen.