Gruppe Menschen unterschiedlichen Alters schauen gemeinsam auf eine Karte

Einflussfaktoren des demographischen Wandels

Wie hat sich die Bevölkerung im Vergleich zu den Bevölkerungsprojektionen tatsächlich entwickelt? Wie wirken sich Veränderungen bei der Geburtenentwicklung und der Lebenserwartung aus? Aufgrund der Zuwanderung bleibt die Schrumpfung der Bevölkerung vorerst aus, aber die Alterung schreitet unverändert voran.

Vorausberechnungen zur Bevölkerungsentwicklung kamen lange Zeit zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Einwohner in Deutschland kontinuierlich sinken würde. Doch wie hat sich die Bevölkerungszahl tatsächlich entwickelt?

Höhere Geburtenzahlen

Deutschland ist zurzeit kinderreicher, als es vor einigen Jahren noch zu erwarten war. Allerdings reichen die 1,5 Kinder, die aktuell pro Frau geboren werden, bei Weitem nicht aus, um die Bevölkerungszahl langfristig stabil zu halten. Der derzeit zu beobachtende Anstieg der absoluten Geburtenzahlen ist vor allem auf die verhältnismäßig große Zahl an Kindern der geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge zurückzuführen, die nun selber Kinder bekommen. Dieser Echoeffekt wird jedoch bald verschwinden, sodass der Rückgang der Anzahl potenzieller Eltern und damit auch der Zahl der Neugeborenen bereits heute absehbar ist.

Steigende durchschnittliche Lebenserwartung

Während die durchschnittliche Lebenserwartung aktuell bei etwa 80 Jahren liegt, wird bis zum Jahr 2050 ein Anstieg auf etwa 85 Jahre erwartet. Ob sich der Trend zu einer steigenden Lebenserwartung auch in Zukunft ungebrochen fortsetzt, ist in der Wissenschaft jedoch umstritten. Stärker ins Blickfeld gerät, wie unterschiedlich sich die Lebenserwartung in einzelnen sozialen Gruppen entwickelt. Frauen und Männer mit höherem sozioökonomischen Status leben in Deutschland länger als Menschen mit mittlerem oder niedrigerem sozioökonomischen Status. Insbesondere das Bildungsniveau hat einen starken Einfluss auf das Gesundheitsbewusstsein: So rauchen Menschen mit einem niedrigeren sozioökonomischen Status öfter, treiben seltener Sport und leiden häufiger an Adipositas.

Volatiles Wanderungsgeschehen in der Vergangenheit und in der Zukunft

Seit Ende des Zweiten Weltkriegs hat es mehrere Einwanderungswellen nach Deutschland geben. Auf Zeiten mit hohen Zuwanderungszahlen folgten allerdings immer wieder Phasen, in denen Deutschland sogar eine leichte Abwanderung verzeichnete. Im Jahr 2015 lag der Wanderungsüberschuss mit rund 1,14 Millionen Personen so hoch wie nie zuvor. Die Migrationsströme werden künftig wahrscheinlich den stärksten Einfluss auf die Bevölkerungsgröße haben. Wie sich die Zuwanderung genau entwickeln wird, ist jedoch unsicher und hängt einerseits von den Migrationspotenzialen in den Herkunftsländern, andererseits von den rechtlichen Zuwanderungsregelungen in Deutschland ab. Während das Wanderungspotenzial aus den anderen europäischen Ländern begrenzt ist, könnte der Migrationsdruck aus anderen Teilen der Welt hoch bleiben.

Fazit

„Weniger, älter, bunter“ – was unter diesem Motto in der Vergangenheit als künftige demographische Zukunft in Deutschland beschrieben wurde, scheint mittlerweile nur noch in Teilen zu stimmen. Während die Bevölkerungsalterung unverändert voranschreitet, bleibt die Schrumpfung der Bevölkerung vorerst aus. Vor allem die hohen Zuwanderungszahlen der letzten Jahre, die von den Vorausberechnungen deutlich unterschätzt wurden, haben zu dieser unerwarteten Trendwende bei der Bevölkerungsgröße geführt. Auch wenn es sowohl Gründe für einen erneuten Rückgang als auch für eine dauerhafte Erhöhung der Zuwanderungszahlen gibt, ist doch in Zukunft insgesamt eher mit mehr Zuwanderung zu rechnen, als es die Projektionen bislang unterstellten.