Ein Mann in Winterkleidung steht am Bahnhof und will mit seinem Fahrrad in den Zug einsteigen.

Nachhaltigkeitsstrategien kommen bei Arbeitnehmer:innen nur bedingt an

Nachhaltigkeit bleibt nicht nur ein Dauerthema in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft, es entwickelt sich für viele Unternehmen auch zu einer Frage der Überlebensfähigkeit. Zwar sagen 84% der deutschen Befragten laut einer globalen Studie von IPSOS, dass wir auf eine Umweltkatastrophe zusteuern. Aber wie sieht es auf der Unternehmensebene aus? Gelingt es der Führung, Sensibilität für das Thema in den Köpfen der Arbeitnehmer:innen zu schaffen, und es in der Unternehmenskultur zu verankern? Welche Sichtweise haben am Ende Arbeitnehmer:innen wirklich auf das Thema? 

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Foto Martin Spilker
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Dieser Blick ist für viele Unternehmen eher ernüchternd: Diffuse Nachhaltigkeitsziele und unzureichende Kommunikation scheinen nur bei 49% der Beschäftigten den Eindruck zu erwecken, dass Nachhaltigkeit in ihrem Unternehmen wichtig ist. Beim Klimaschutz sind es sogar nur 31%. Interessant auch, dass die Befragten bei den Prioritäten zuallererst an "Gesundheit und Wohlbefinden" (70%) denken, gefolgt von "Umgang mit Risiken" (63%) und Gleichberechtigung (58%) sowie "Verantwortung für die Gesellschaft" (58%). Mit 41% Zustimmung rangiert "CO2-Bilanz und Klimaschutz" auf dem hinteren Rang.  

Auf der persönlichen Ebene offenbart sich dazu noch ein klassischer "Say-Do-Effekt": Gefragt danach, was den Arbeitnehmer:innen bei ihrer Arbeit und ihrem Arbeitgeber wichtig ist, landen "Unternehmenswerte, mit denen ich mich identifizieren kann" in einem Ranking von 1 bis 10 nur auf Rang 5, "Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft" sogar nur auf Rang 7.
Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema, am Ende sind den Befragten aber doch Jobsicherheit (1) und Gehalt (2) wichtiger! Dabei zeigen gerade die älteren Befragten noch eine größere Offenheit für derartige Fragen, weil wichtige Grundbedürfnisse befriedigt zu sein scheinen. Jüngere Generationen dagegen legen am Anfang des Berufslebens eher Wert auf Sicherheit. 

Kommunizieren also Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit an ihren Arbeitnehmer:innen vorbei? Braucht es nicht andere Organisationsstrukturen, zur Verankerung im Unternehmensalltag und in der Unternehmenskultur? Wie kann Nachhaltigkeit für Arbeitnehmer:innen im Unternehmensalltag fassbar gemacht werden? Die Autoren der Befragung sehen auf jeden Fall Handlungsbedarf in den Organisationen: Schärfung des Nachhaltigkeitsbegriffes und transparente Kriterien mit Sanktionsmöglichkeiten, ganzheitliche Verankerung innerhalb der Organisationskultur und Führungsstrukturen des Unternehmens, Balance von materiellen und immateriellen Anreizstrukturen in der Personalpolitik und beim Employer Branding, Kommunikation zu Nachhaltigkeitsstrategie und Übertragbarkeit der Ziele in den jeweiligen Arbeitskontext sowie die Vorbildfunktion der Führung und Maßnahmen zur Vermeidung von Say-Do-Effekten und Interessendilemmata. 
 

Studie

Creating Corporate Cultures