870.000 Minijobber:innen haben in der Corona-Krise ihren Job verloren. Die Gefahr, arbeitslos zu werden, ist für sie rund zwölf Mal höher als für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte auf dem Arbeitsmarkt. Grund dafür ist, dass sie nicht in die Sozialversicherung einzahlen und somit keinen Anspruch auf Kurzarbeiter- oder Arbeitslosengeld haben.
Auch deshalb ist eine Reform überfällig: Der Vorschlag der Ökonomen Tom Krebs und Martin Scheffel sieht die Abschaffung der Minijobs und eine Entlastung unterer Einkommen vor. Sozialversicherungsabgaben würden ab dem ersten verdienten Euro fällig, allerdings mit einem anfangs sehr geringen Beitragssatz. Die Durchschnittsbelastung stiege linear von 0 Prozent bei keinem Verdienst auf 20,2 Prozent bei einem monatlichen Bruttoeinkommen von 1.800 Euro an – der oberen Niedriglohngrenze für eine vollzeitbeschäftigte Erwerbsperson.
Dank der Reform könnte die Zahl der Teilzeitstellen auf dem deutschen Arbeitsmarkt schon bis zum Jahr 2030 um rund 160.000 wachsen, bei den Vollzeitstellen stände ein Plus von 5.000. Die Zahl der Arbeitslosen würde dagegen um 88.000 sinken, damit sind unterm Strich keine negativen Beschäftigungseffekte zu erwarten. Bessere Beschäftigungsperspektiven hätten vor allem Bezieher:innen niedriger Einkommen, für die sich die Arbeit über einen Minijob hinaus bislang häufig nicht auszahlt. Der Grund: Derzeit müssen Beschäftigte mit einem Verdienst von bis zu 450 Euro keine Abgaben und Steuern zahlen. An dieser Grenze steigt die Belastung durch Sozialversicherungsabgaben jedoch sprunghaft auf rund 10 Prozent. Wer mehr arbeiten will, wird also bestraft. "Die heutigen Minijobs müssen so reformiert werden, dass sich mehr Arbeit auch für alle lohnt", sagt Vorstandsmitglied Jörg Dräger.