Pflegerin und Pflegebedürftige sitzen auf einem Bett und lächeln sich an.

Die Hälfte der Deutschen fürchtet, im Alter nicht das richtige Pflegeheim zu finden

Hat mein zukünftiges Pflegeheim genug Personal? Passt die Ausstattung zu meinen Bedürfnissen? Und kann ich dort gut leben? Jeder zweite Deutsche hat das Gefühl, diese Fragen nicht sicher beantworten zu können. 90 Prozent verlangen daher mehr Informationen über Pflegeeinrichtungen. Wir haben dazu einen Vorschlag entworfen.

Der sogenannte Pflege-TÜV, regelmäßige  Qualitätsprüfungen bei den ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen, liefert mit den "Pflegenoten" momentan keine ausreichenden Informationen für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen. Jeder zweite Deutsche fürchtet, im Alter nicht das passende Pflegeheim oder den passenden Pflegedienst zu finden. Das zeigt unsere Umfrage.

Der vom Gesetzgeber einberufene Qualitätsausschuss sollte an diesem Informationsmissstand bis Ende des Jahres etwas ändern. "Das Gremium, das aus Vertretern der Pflegekassen und  -anbieter besteht, hat bereits angekündigt, die Frist nicht einzuhalten. Das geht zulasten der Ratsuchenden. Schon heute wäre es ohne großen Aufwand möglich, entscheidungsrelevante Informationen bereitzustellen", sagt unser Gesundheitsexperte Stefan Etgeton.

Sorge vor zu wenig Pflegepersonal

55 Prozent der Deutschen sehen bei Pflegeheimen und -diensten starke Qualitätsunterschiede. Nahezu zwei Drittel der Befragten befürchten besonders, dass es in den Einrichtungen zu wenig Personal gibt. Unter denjenigen, die bereits nach Pflegemöglichkeiten gesucht haben – immerhin jeder Dritte über 50 Jahre – ist diese Sorge noch größer: Hier schätzen 73 Prozent die Anzahl des Personals in Pflegeheimen als "eher schlecht" oder "sehr schlecht" ein. Dabei steht insbesondere für diese erfahrenen Pflegeheimsuchenden die Personalsituation auf Platz zwei der wichtigsten Auswahlkriterien – gleich hinter der Qualität der Pflege.

Bürger verlangen nach mehr Informationen zu Pflegeheimen

Neun von zehn Befragten wünschen sich Daten zum Personaleinsatz, der Pflegequalität und der Ausstattung von Pflegeheimen. Unser Vorstand Brigitte Mohn unterstützt das:

"Pflegebedürftige und ihre Familien sollten alle nötigen Informationen erhalten, um sich für den passenden Anbieter entscheiden zu können."

Brigitte Mohn, Vorstand der Bertelsmann Stiftung

Qualitätsausschuss und Politik verantworten zukünftige Entwicklung

Wie sich die Pflegenoten weiterentwickeln, liegt in der Hand der Verbände der Pflegekassen und -anbieter sowie bei der neuen Bundesregierung. "Der vom Gesetzgeber einberufene Qualitätsausschuss sollte sich nicht nur auf die Pflegequalität konzentrieren, sondern auch Angaben zum Personaleinsatz und zu auswahlrelevanten Einrichtungsmerkmalen in die neue Qualitätsberichterstattung einbeziehen", unterstreicht Gesundheitsexperte Etgeton. 

Personal, Komfort, Preise und Co. - Was ist den Deutschen bei einem Pflegeheim besonders wichtig?

Ein Konzept für einen hilfreichen Pflege-TÜV

Wie könnte ein Angebot aussehen, das bei der Suche nach dem richtigen Pflegeanbieter alle nötigen Infos transparent macht? Das hat unser Projekt "Weisse Liste" mit Experten aus Wissenschaft und Betroffenenverbänden in einem Reformkonzept erarbeitet. Wir schlagen ein Bewertungssystem für Pflegeeinrichtungen vor, in dem Infos zur Pflegequalität, dem Personal und zu Einrichtungsmerkmalen aufgenommen werden, die für die Lebensqualität der Pflegebedürftigen bedeutend sein können. Sechs Reformvorschläge stehen dabei im Mittelpunkt:

  1. Online-Plattform: Anstatt die Pflegequalität wie bisher standardisiert in Papierform oder als PDF-Datei zu veröffentlichen, sollten Informationen über Pflegeeinrichtungen online zugänglich, individuell erschließbar und aktuell sein.
  2. Auskunft Lebensqualität: Die Pflegeanbieter sollten verpflichtet werden, über Leistungs- und Ausstattungsmerkmale, die die Lebensqualität von Pflegebedürftigen maßgeblich beeinflussen, Bericht zu erstatten.
  3. Auskunft Personalangaben: Die Pflegeanbieter und -kassen sollten verpflichtet werden, darüber zu informieren, wie viele Pflegebedürftige ein Pflegender betreut und wie das Personal qualifiziert ist.
  4. Darstellung Pflegequalität: Anstatt die Pflegequalität in Dezimalzahlen oder Noten zusammenzufassen, sollten Empfehlungen und Warnungen für Pflegesuchende unmissverständlich aufgezeigt werden. Der Weisse Liste-Prototyp schlägt beispielsweise ein rotes Warndreieck für besonders schlechte und einen grünen Daumen für besonders gute Pflegequalität vor.
  5. Auskunft Erfahrungswissen: Die Alltagserfahrungen von Menschen in Pflegeheimen – sowohl Pflegebedürftige als auch Angehörige und Mitarbeiter – sollten erhoben und veröffentlicht werden.
  6. Einführung Open-Data: Die erhobenen Daten über Pflegeanbieter sollten frei verfügbar sein – beispielsweise zu Forschungszwecken oder für Informationsangebote im Internet.

Die komplette Umfrage finden Sie hier. Unser Reformkonzept fasst alle Vorschläge im Detail zusammen.

Pflegebedürftig - was nun? Wie ein gut durchdachtes Online-Angebot helfen kann, die beste Pflege und den passenden Anbieter zu finden, zeigt unser Video.