Positiv ist, dass sich die allgemeinen Schulen immer mehr für Förderschüler öffnen. Der so genannte Inklusionsanteil, der den Fortschritt beim gemeinsamen Unterricht belegt, hat sich in den vergangenen Jahren stetig vergrößert. Im Schuljahr 2012/13 besuchten 28,2 Prozent der insgesamt knapp eine halbe Million Förderschüler eine Regelschule. Vor fünf Jahren lag der Inklusionsanteil noch bei 18,4 Prozent. Dennoch ist ein wirklich inklusives Schulsystem noch nicht in Sicht. Seit mehreren Jahren bleibt der Anteil der Förderschüler, die keine Regelschulen besuchen, konstant: Die Förderschulbesuchs- bzw. Exklusionsquote stagniert bei rund 4,8 Prozent. So wurde im Schuljahr 2008/09 bei 60 von 1.000 Schülern in Deutschland ein Förderbedarf diagnostiziert. Von diesen 60 Kindern besuchten 49 eine Förderschule. Im vergangenen Schuljahr wurde bei 66 von 1.000 Kindern Förderbedarf festgestellt, von denen immer noch 48 auf eine Sonderschule gehen. "Von einem Systemwandel kann hier noch nicht die Rede sein, denn das Doppelsystem aus Regel- und Sonderschulen bleibt bestehen", sagte Dräger. "Der Anstieg der Schüler mit besonderen sonderpädagogischen Bedarfen deutet einen bisher verdeckten Förderbedarf an, für den jetzt zusätzliche personelle und finanzielle Ressourcen benötigt werden. Bleiben dann auch noch die bisher vorhan-denen Ressourcen im Förderschulsystem gebunden, ist die Inklusion in den Regelschulen ernsthaft gefährdet."
Bei der Inklusion zeigt sich Deutschland als Flickenteppich. So haben in Mecklenburg-Vorpommern anteilig doppelt so viele Kinder Förderbedarf wie in Rheinland-Pfalz (10,1 versus 5,1 Prozent). In Bremen besuchen vier Mal so viele Schüler mit Behinderung eine reguläre Schule wie in Niedersachsen (63,1 versus 15 Prozent). Und in Sachsen-Anhalt gehen nahezu drei Mal mehr Schüler auf eine Sonderschule als in Schleswig-Holstein (7,1 versus 2,5 Prozent). "Inklusion ist die aktuell größte Herausforderung im deutschen Schulsystem. Damit Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf in den Regelschulen angemessen gefördert werden, brauchen wir konzeptionell wie finanziell eine nationale Kraftanstrengung von Bund und Ländern", sagte Jörg Dräger.
Methodik
"Update Inklusion" ist ein Datenreport zum Zwischenstand in Deutschland und seinen 16 Bundesländern auf dem Weg zu einem inklusiven Schulsystem. Er beschreibt durch die Analyse aktueller, öffentlich verfügbarer Daten den im Schuljahr 2012/13 erreichten Entwicklungsstand und dokumentiert die Entwicklung in den vergangenen fünf Jahren seit der Unterzeichnung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (auch: Behindertenrechtskonvention, BRK). Analysiert werden die ausgewählten Kennwerte Inklusionsanteil, Exklusionsquote, Förderquote und Sonderschulabgänger mit mindestens Hauptschulabschluss im Schuljahr 2012/13 im Verhältnis zu den Vorjahren.
Beispiele guter inklusiver Schulen zeichnet die Bertelsmann Stiftung jährlich mit dem Jakob-Muth-Preis aus. Die Pressemitteilung und die Preisträger-Porträts zur diesjährigen Preisverleihung finden Sie unter dem Weblink in der rechten Spalte.
Downloads
- Datenreport Inklusion 2014 (905 KB)
- Exklusionsquoten im Ländervergleich 2014 (399 KB)
- Förderquoten im Ländervergleich 2014 (398 KB)
- Inklusionsanteile im Ländervergleich 2014 (437 KB)
- Datenreport Inklusion Baden-Württemberg 2014 (212 KB)
- Datenreport Inklusion Bayern 2014 (212 KB)
- Datenreport Inklusion Berlin 2014 (211 KB)
- Datenreport Inklusion Brandenburg 2014 (212 KB)
- Datenreport Inklusion Bremen 2014 (290 KB)
- Datenreport Inklusion Hamburg 2014 (289 KB)
- Datenreport Inklusion Hessen 2014 (212 KB)
- Datenreport Inklusion Mecklenburg-Vorpommern 2014 (212 KB)
- Datenreport Inklusion Niedersachsen 2014 (290 KB)
- Datenreport Inklusion Nordrhein-Westfalen 2014 (290 KB)
- Datenreport Inklusion Rheinland-Pfalz 2014 (213 KB)
- Datenreport Inklusion Saarland 2014 (214 KB)
- Datenreport Inklusion Sachsen 2014 (212 KB)
- Datenreport Inklusion Sachsen-Anhalt 2014 (212 KB)
- Datenreport Inklusion Schleswig-Holstein 2014 (213 KB)
- Datenreport Inklusion Thüringen 2014 (212 KB)
Projekte
- Heterogenität und Bildung