Pressemitteilung, , Istanbul: Außenminister Westerwelle eröffnet Nahostgespräche in Istanbul

Wachsendes Interesse in Europa und im Nahen Osten an der Türkei als Partner

Westerwelle war am Vorabend mit dem türkischen Außenminister Davotuglu zusammengetroffen und hatte dabei einen neuen Schwung in den Verhandlungen über einen möglichen EU-Beitritt der Türkei gefordert. Vertiefte Beziehungen zur Türkei seien im deutschen, türki-schen und europäischen Interesse, sagte Westerwelle. „Wir sind überzeugt, dass die Türkei bei der Lösung vieler internationaler Konflikte eine Schlüsselrolle spielt und spielen sollte“, sagte Westerwelle. Er dankte Ankara für die Bemühungen, eine Lösung für den blutigen Konflikt im Nachbarland Syrien zu finden.

Zur Eröffnung der Gespräche verwies der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Prof. Dr. Gunter Thielen, auf die wachsende Zustimmung in der europäischen Bevölkerung zu einem türkischen EU-Beitritt. So habe nach einer internationalen Befragung die Zahl der Befürworter in Deutschland innerhalb eines Jahres um fünf Prozent zugenommen. Gleichzeitig wachse aber auch in der arabischen Welt das Interesse an der Türkei insbesondere bei den Protagonisten des arabischen Frühlings: „Für viele von ihnen ist es der Türkei auf einzigartige Weise gelungen, Modernität und kulturelle Identität im Gleichgewicht zu entwickeln. Sie sehen dieses Land auf dem Weg in die Demokratie, während es gleichzeitig seine islamischen Wurzeln und Traditionen nicht verleugnet. Die Türkei ist dabei für viele ein eigenständiges Entwicklungsmodell geworden und für nicht wenige auch zu einem Vorbild für islamische Reformstaaten.“

Gleichzeitig mahnte Thielen aber auch mit Blick auf das diesjährige Gastland mehr Mut bei den eigenen innergesellschaftlichen Reformen: „Aus dem starken Wirtschaftswachstum und dem zunehmenden außenpolitischen Gewicht der Türkei erwächst eine Verantwortung für Politik und Gesellschaft. Es geht nicht nur darum, den arabischen Umbruchstaaten zu helfen, sondern auch am Verhältnis zu den eigenen Minderheiten wie den Kurden und Aleviten zu arbeiten.“

Die Nahostgespräche der Bertelsmann Stiftung wurden 1995 als „Kronberger Gespräche“ auch als vertrauensbildender Rahmen bei der Suche nach einer Lösung des Nahostkonflikts ins Leben gerufen. Seit einigen Jahren werden sie in wechselnden Ländern des Nahen und Mittleren Osten organisiert. Im Mittelpunkt der diesjährigen Expertendiskussionen stehen neben der Frage der europäisch-türkischen Zusammenarbeit im arabischen Transformationsprozess auch das Thema Migration im Mittelmeerraum sowie die gemeinsame Suche nach Konfliktlösungen in Syrien, Israel-Palästina oder mit dem Iran. Unter den Teilnehmern sind auch junge arabische Demokratieaktivisten, Abgeordnete, Politikwissenschaftler Diplomaten, Unternehmer und Journalisten. Kooperationspartner der diesjährigen Kronberger Gespräche ist das Istanbul Policy Center IPC, ein Think Tank der Sabanci Universität, der zur türkischen Sabanci Stiftung gehört.