Schülerinnen arbeiten an Aufgaben
Symbolbild – © Veit Mette

Ruth-Cohn-Schule Arnsberg: Im Gespräch mit Schulleiterin Claudia Brozio

Ein Interview von Inge Michels und Angela Müncher.

Es ist nicht immer einfach, ein gesamtes Kollegium für eine so lange Fortbildung zu gewinnen, wie sie Vielfalt fördern vorgesehen hat. Der Alltag sei schon anspruchsvoll genug, hört man landauf, landab aus den meisten Schulen … 

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Claudia Brozio: Das ist schon richtig. Aber vieles bekommt man nicht hin, wenn man das als Einzelkämpfer an einer Schule versucht. Ob das Unterrichtsmethoden sind oder Teamstrukturen oder Rückmeldeformen an die Schüler, da gibt es so viele Möglichkeiten. Und deswegen ist diese Vielfalt- fördern-Geschichte so eine prima Sache: Wir haben Zeit, die man im Unterrichtsalltag nicht hat. Wir haben Zeit, uns mit Themen auseinanderzusetzen. Es gibt an Schulen einfach immer Gesprächsbedarf und es gibt nach meiner Wahrnehmung immer Fortbildungsbedarf. Aber im Alltag reicht die Zeit nicht dazu aus, alles wirklich mit entsprechender Qualität umzusetzen. Und diese Fortbildung ist die Möglichkeit zu sagen: "Mensch, wir nehmen uns wirklich noch mal zwei volle Tage in einem Jahr." oder "Wir treffen uns strukturiert nachmittags noch mal."

Teamarbeit gilt als die große Stärke Ihrer Schule. Hat sich durch die Fortbildung konkret etwas verändert?

Claudia Brozio: Wir haben die Teams sehr viel konsequenter etabliert als vorher. Mit konsequenter meine ich: mit klaren Zuordnungen und Konstellation. Also wir halten zum Beispiel fest: Kollege XY ist Mitglied des Teams Unterstufe, dort ist er in diesen und jenen Lerngruppen, er arbeitet in verschiedenen Konstellationen mit Partnern aus den und den Teams zusammen und so weiter. Das ist das eine, das andere: Wir haben mit Vielfalt fördern unsere eigene Heterogenität im Kollegium in den Blick genommen. Jeder ist sich seiner eigenen Stärken bewusst geworden und wird expliziter als vorher auch mit diesen wahrgenommen – neu entdeckt, könnte man auch sagen. Das hat mit Selbstverantwortung im Team zu tun und drückt sich zum Beispiel in folgender Haltung aus: Ich habe in dem Bereich eine besondere Stärke; deshalb übernehme ich diese oder jene Aufgabe.

Was sagen die Eltern dazu? Sind sie über die Teilnahme an Vielfalt fördern informiert worden?

Claudia Brozio: Selbstverständlich. Die Teilnahme am Programm ist durch die Schulkonferenz gegangen und die Eltern haben die Fortbildung positiv bewertet. Sie erleben ja: Da vergewissert sich eine Schule noch einmal über ihr Profil. Wir holen uns aus Vielfalt fördern genau das heraus, was diese Schärfung des Profils noch mal hervorheben kann. Wir reflektieren unseren Alltag. Und was will man denn mehr von einer Fortbildung? Hier muss ich auch sagen, dass die Moderatorinnen und Moderatoren gut auf uns eingegangen sind. Wenn wir gesagt haben: "Das müssen wir nicht vertiefen, das läuft bei uns gut", dann hat man das akzeptiert.

Was würden Sie Schulen empfehlen, die jetzt mit Vielfalt fördern starten?

Brozio: Ich würde ihnen empfehlen, möglichst viele Kollegen daran teilnehmen zu lassen, Unterrichtsentwicklung mit Schulentwicklung zu verknüpfen und nicht durch Prozesse zu hasten, sondern sich Zeit zu nehmen. Das ist wichtig, damit die Kollegen auch mitkommen und nicht verbrannt werden. So ein Prozess darf nicht auf den Schultern von wenigen lasten, sondern sollte von allen mitgetragen werden – er sollte als etwas erlebt werden, was man gemeinsam umsetzen kann und was eine Bereicherung der Unterrichtsformen oder des Unterrichtsangebots darstellt. Wenn das zusätzlich kommt, macht das keiner. Aus meiner Sicht ist das die beste Voraussetzung dafür, dass man sich als Schule nachhaltig entwickelt.