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, Studie: Resilienz – Erfahrungen aus 14 Industriestaaten

Was steckt hinter dem neuen Modebegriff Resilienz? In einer umfassenden Studie hat sich das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung die Erfahrungen von 14 Industriestaaten bei schweren Exporteinbrüchen durchleuchtet.

Ob bei EU, OECD oder Internationalem Währungsfonds – kaum ein Dokument zur wirtschaftspolitischen Strategie verzichtet heute noch auf das Ziel, Staaten „resilient“ zu machen. Doch was steckt hinter dem neuen Modebegriff? In einer umfassenden Studie hat sich das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung jetzt mit dieser Frage befasst. Resilienz einer Volkswirtschaft, so der Vorschlag, kann weder das Vermeiden von Krisen noch ein ängstliches Festhalten am Status quo meinen. Vielmehr beschreibt Resilienz in der Ökonomie die Fähigkeit, die gesellschaftlichen Ziele eines Wirtschaftssystems auf immer neuen Wegen zu erfüllen. Analog zur Psychologie geht es somit letztlich um die Bereitschaft und Fähigkeit zur Anpassung.

Unsere Studie hat die Erfahrungen von 14 Industriestaaten bei schweren Exporteinbrüchen seit den Siebzigerjahren durchleuchtet. Für die Resilienzmessung wurden soziale und ökonomische Ziele gleich gewichtet, d.h. inklusives Wachstum wird angestrebt. Um Deutschlands Resilienz ist es im langjährigen internationalen Vergleich nur durchschnittlich bestellt, wir liegen hier auf einer Stufe mit Kanada und Italien. Allerdings deutet die robuste Arbeitsmarktentwicklung nach der großen Krise 2009 auf eine deutliche Verbesserung in den letzten Jahren hin.

Die empirische Analyse liefert auch erste Hinweise darauf, welche politischen Rahmenbedingungen die Resilienz beeinflussen. So weisen Länder, in denen Krisen das Wachstum dauerhaft beeinträchtigen, typischerweise hohe Unternehmenssteuern, unflexible Arbeitsmärkte und eine hohe Branchenkonzentration auf. Die Zahlen deuten zugleich darauf hin, dass hohe Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie ein gutes Ausbildungsniveau der Beschäftigten einen Staat krisenfester machen. Diese vorläufigen empirischen Beobachtungen sind theoretisch plausibel: Eine diversifizierte Wirtschaft, Innovationsstärke und ein hoher Bestand an Humankapital helfen, eine Volkswirtschaft immer wieder neu auf veränderte Nachfragebedingungen umzustellen.

Und was heißt das für die deutsche Politik? Von Resilienz ist im Koalitionsvertrag von Union und SPD in den sozial- und wirtschaftspolitischen Kapiteln leider nicht die Rede. Positiv unter dem Gesichtspunkt der Resilienz sind die Bemühungen zu werten, Deutschland in den Bereichen Bildung, Infrastruktur und Innovationen voranzubringen. Die Frage ist, ob dies ausreicht. Sicher ist nur eins: Die nächste Krise kommt bestimmt.

Publikationen

Publikation: Inklusives Wachstum für Deutschland 22: Resilienz von Staaten gegen Außenwirtschaftskrisen