Bundesinstitut für Berufsbildung & Bertelsmann Stiftung (ed.)

Rückgang der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung

Gründe und Unterstützungsmaßnahmen mit Fokus auf Kleinstbetriebe

Format Type
PDF
Date of publication
19/08/2020
Edition
1. edition
Volume/Format
56 pages, PDF

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Free of charge

Description

Die duale Berufsausbildung kann nur funktionieren, wenn sich ausreichend viele Betriebe an ihr beteiligen. Andernfalls bleiben Jugendliche ohne berufsqualifizierenden Abschluss und der Wirtschaft fehlen mittelfristig Fachkräfte. Seit 2008/09 ist die deutsche Wirtschaft zehn Jahre lang konstant gewachsen. Gleichzeitig sank jedoch in dieser Zeit die Zahl der Auszubildenden und Ausbildungsbetriebe.

Diese Entwicklung resultiert fast komplett aus einem Rückgang der Ausbildungsbeteiligung der Kleinstbetriebe (1-9 Beschäftigte). Dort ging die Zahl der Auszubildenden und der Ausbildungsbetriebe innerhalb von zehn Jahren um rund 30 Prozent zurück. Bei Klein-, Mittel- und Großbetrieben blieb die Ausbildungsbeteiligung im gleichen Zeitraum relativ konstant. Vor diesem Hintergrund hat die Bertelsmann Stiftung gemeinsam mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung rund 4.000 Betriebe in Deutschland zu ihrer Ausbildungsbeteiligung sowie zu Unterstützungsbedarf und Nutzung von bestehenden Unterstützungsmaßnahmen für die Ausbildung befragt. Dazu wurde ein Sondermodul zur Ausbildungsbeteiligung entwickelt und 2019 in die jährliche repräsentative Wiederholungsbefragung BIBB-Betriebspanel zu Qualifizierung und Kompetenzentwicklung eingespeist. Die Befragung wurde vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie abgeschlossen.

Die Ergebnisse der Betriebsbefragung zeigen bezüglich der betrieblichen Ausbildungsbeteiligung ein widersprüchliches Bild:

  • Wie erwartet stehen Kleinstbetriebe vor den größten Schwierigkeiten, aber auch viele Klein-, Mittel- und Großbetriebe berichten von erheblichen Schwierigkeiten und Unterstützungsbedarf in der Ausbildung.
  • Trotz des Rückgangs der Ausbildungsbeteiligung gab 2019 vor der Corona-Pandemie jeder dritte Betrieb an, künftig eigentlich mehr ausbilden zu wollen. Es gibt also auch ein großes, bisher nicht ausgeschöpftes Ausbildungspotential.
  • Viele Betriebe wünschen sich Unterstützung bei der Ausbildung. Allerdings kennt die Mehrheit der Betriebe die existierenden Unterstützungsmaßnahmen nicht und entsprechend selten werden diese bisher genutzt.

Betriebe, die weniger oder gar nicht mehr ausbilden, begründen dies nicht mit einer abnehmenden Bedeutung der dualen Ausbildung, sondern vor allem mit Rekrutierungsschwierigkeiten. Insgesamt geben 49 Prozent als Grund an, dass ihnen die Bewerber/-innen nicht geeignet erscheinen. 42 Prozent erklären, dass sie weniger oder keine Bewerbungen mehr erhalten. Von den Kleinstbetrieben berichten 59 Prozent der Betriebe mit Ausbildungsstellenangebot 2018/19, dass sie nicht alle angebotenen Stellen besetzen konnten; auch bei Großbetrieben (≥ 200 Beschäftigte) waren 27 Prozent betroffen.

Entsprechend wünschen sich 63 Prozent aller Betriebe Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern. Auch bei der Vermittlung von betrieblichen und berufsschulischen Inhalten sowie durch reduzierte Ausbildungskosten wünschen sich jeweils knapp die Hälfte der Betriebe Unterstützung.

Die Befragung zeigt aber auch, dass die Mehrheit der Betriebe die existierenden Unterstützungsangebote nicht kennt: 71 Prozent der Ausbildungsbetriebe und ausbildungsinteressierten Nichtausbildungsbetriebe geben an, die Assistierte Ausbildung nicht zu kennen. Externe Beratungsangebote wie EXAM kennen 65 Prozent nicht. Ausbildungsbegleitende Hilfen und Einstiegsqualifizierung kennen 54 Prozent nicht. Die Verbundausbildung ist 45 Prozent dieser Betriebe nicht bekannt.

Mit dem Einbruch auf dem Ausbildungsmarkt aufgrund der Corona-Pandemie 2020 wird es nochmals wichtiger, das betriebliche Ausbildungspotential stärker als bisher auszuschöpfen, um möglichst alle Jugendlichen in Ausbildung zu bringen und einen künftigen Fachkräftemangel zu verhindern. Kleinstbetriebe sollten dabei besonders in den Fokus genommen werden, um dort eine Trendumkehr zu erreichen. Dazu müssen die vorhandenen Unterstützungsmaßnahmen den Betrieben auch bekannt sein und entsprechend genutzt werden.

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