Schoolboy studying with the help of a tutor. Eine Nachhilfelehrerin mit ihrem Schüler.
Bestellt am 18.01.2016 für die "Nachhilfe Studie Klemm", ST-IB, in einer Standard-Lizenz plus zusätzlicher Mehrplatzlizenz.
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Pressemeldung, , : Eltern geben jährlich fast 900 Millionen Euro für Nachhilfe aus

In Deutschland erhalten 1,2 Millionen Schüler Nachhilfe. Nicht alle von ihnen haben schlechte Noten. Ganztagsschulen bieten Möglichkeiten, privat finanzierte Nachhilfe zu ersetzen.

 

Nachhilfe signalisiert Nachholbedarf bei individueller Förderung

Mit dem Wechsel von Grund- zu weiterführenden Schulen steigt der Nachhilfebedarf: Erhalten in der Grundschule knapp 5 Prozent der Kinder Nachhilfe, sind es in den weiterführenden Schulen der Sekundarstufe insgesamt rund 18 Prozent. Am häufigsten verbreitet ist die Lernunterstützung an Gymnasien: Fast jeder fünfte Gymnasiast (18,7 Prozent) nutzt Nachhilfe. "Nachhilfe darf kein Ersatz für fehlende individuelle Förderung sein. Gerade die weiterführenden Schulen müssen sich noch besser auf die Vielfalt ihrer Schüler einstellen", sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung.

Am häufigsten nutzen Schüler Nachhilfe in Mathematik (61 Prozent aller Nachhilfeschüler) gefolgt von den Fremdsprachen (46 Prozent) und Deutsch (31 Prozent). Unbefriedigende Zensuren sind dabei nicht unbedingt ausschlaggebend. In Mathematik haben zwar 63 Prozent der Nachhilfeschüler bestenfalls ausreichende Zensuren (Notendurchschnitt 4 – 6). Doch rund jeder Dritte (34 Prozent) nutzt die zusätzliche Förderung auch bei befriedigenden bis sehr guten Leistungen (Notendurchschnitt 1 - 3).

Mehr kostenfreie Nachhilfeangebote für Ganztagsschüler

Überraschend: Nur gut zwei Drittel der Eltern zahlen für die Nachhilfe ihrer Kinder (69 Prozent). Ob sie die Fördermaßnahmen privat finanzieren, hängt auch von der Organisationsform der Schule ab. Schüler an Halbtagsschulen erhalten laut Elternangaben in 20 Prozent aller Fälle kostenfreie Angebote. An offenen Ganztagsschulen sind es 25 Prozent; an gebundenen Ganztagsschulen, wo feste Betreuungszeiten außerhalb des Unterrichts geregelt sind, profitiert ein gutes Drittel (34 Prozent) von kostenlosen Nachhilfeangeboten.

Der Ausbau von Ganztagsschulen müsse weiter vorangetrieben werden, fordert Jörg Dräger. "Bildungschancen dürfen nicht von privat finanzierter Nachhilfe abhängen. Ganztagsschulen bieten einen guten Rahmen für zusätzliche und individuelle Förderung."

Zusatzinformationen

Die Bertelsmann Stiftung engagiert sich für mehr Chancengerechtigkeit und Teilhabe im Schulsystem. In der vorliegenden Studie „Nachhilfeunterricht in Deutschland: Ausmaß – Wirkung – Kosten“ haben Professor Klaus Klemm und Nicole Hollenbach-Biele für die Bertelsmann Stiftung aktuelle Forschungsbefunde zur Nutzung von Nachhilfe ausgewertet. Ergänzt wird diese Analyse durch die Ergebnisse einer repräsentativen Elternumfrage, in deren Rahmen Infratest dimap im Auftrag der Bertelsmann Stiftung insgesamt rund 4.300 Eltern aus ganz Deutschland zur Nutzung von Nachhilfe befragte.

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