Redner der Konferenz

„Making Europe’s Economic Union work” – Es ist Zeit!

EZB-Präsident Mario Draghi setzt bei der Europa-Konferenz auf den Binnenmarkt. Lebhafte Podiumsdiskussion mit Bundesfinanzminister Olaf Scholz über Euro-Reformen, Brexit und deutsch-französische Initiativen.

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Der Schlüssel zu mehr Wachstum und Krisenvermeidung in der Eurozone liege im Binnenmarkt, betonte Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, vor rund 350 geladenen Gästen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und den Medien. Draghi war Hauptredner auf der internationalen Konferenz „Making Europe's Economic Union work“, die gemeinsam von der Bertelsmann Stiftung, den Jacques Delors Instituten in Berlin und Paris sowie der Hertie School of Governance organisiert wurde. 

Draghi sagte, dass sowohl mehr öffentliche als auch eine private Risikoteilung im Euroraum erforderlich sei – und wies insbesondere auf die Notwendigkeit eines neuen fiskalischen Instruments hin: „Es sollte ein Instrument geben, das die Geldpolitik ergänzt, um makroökonomische Stabilität sowohl auf der Ebene der Eurozone als auch in den Mitgliedstaaten zu gewährleisten.“ Ein solches Instrument müsse sich jedoch mit dem Problem von Fehlanreizen (moral hazard) befassen, um Risiken zu reduzieren. Draghi betonte ferner, dass sich die Europäische Währungsunion per Definition ständig weiterentwicklee und die Mitgliedstaaten nun ihre Kräfte bündeln müssten, um sie kontinuierlich zu stärken.

„Es ist Zeit!“ – dies war auch die Botschaft des ehemaligen Präsidenten der Europäischen Kommission Jacques Delors, die von Pascal Lamy, dem ehemaligen Präsidenten des Jacques Delors Instituts in Paris und ehemaligen WTO-Generaldirektor, überbracht wurde. Delors betonte, wie wichtig es sei, die wirtschaftlichen und sozialen Säulen der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion auszubauen. „Ich habe immer gesagt und wiederhole es in Berlin: Der Euro braucht beide Beine zum Gehen – das monetäre Bein allein ist nicht ausreichend und wird nie ausreichen.“ Und weiter: „Es ist das Wachstum, das uns antreibt, der Zusammenhalt, der uns stärker macht, und die Solidarität, die uns verbindet. Nur so kann die Europäische Union, die sich endlich ihrer selbst bewusst ist, diese kreative Kraft des Einflusses, des Friedens und des menschlichen Fortschritts sein.“

Im Anschluss an die Reden diskutierten Pascal Lamy, Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Elga Bartsch, Leiterin der Wirtschafts- und Marktforschung des BlackRock Investment Institute unter dem Vorsitz von Katharina Gnath, Senior Project Managerin der Bertelsmann Stiftung. Bartsch hob die Bedeutung des Binnenmarktes für die Stabilisierung der Eurozone hervor, während Scholz seine Idee einer europäischen Arbeitslosenrückversicherung in den Vordergrund stellte. Er betonte außerdem, dass die Reformen nun zügig vorangetrieben werden müssten: „Es wäre sehr schade, wenn wir nicht alle notwendigen Instrumente geschaffen hätten“, bevor eine weitere Krise eintritt.

Henrik Enderlein, Präsident der Hertie School und Direktor des Jacques Delors Instituts – Berlin, und Enrico Letta, Präsident des Jacques Delors Instituts in Paris, Dekan der School of International Affairs at Sciences Po Paris (PSIA) und ehemaliger italienischer Premierminister, führten in die Veranstaltung ein. Themen der Konferenz waren unter anderem die Vermeidung zukünftiger Finanzkrisen, die Folgen des bevorstehenden Austritts Großbritanniens aus der EU und die jüngsten Haushaltsvorschläge der französischen und deutschen Finanzminister. Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, beendete die Konferenz und hob nochmals hervor, wie wichtig es sei, für das historisch einmalige Projekt Europa zu werben und zu kämpfen.

Sehen Sie sich das Video der Konferenz an

Lesen Sie die Botschaft von Jacques Delors (Englisch und Französisch).

Lesen Sie die Rede von Mario Draghi.

Bildergalerie

Die Konferenz wurde im Rahmen des Projektes „Repair & Prepare: Strengthening Europe“ organisiert.