Älterer Patient im Gespräch mit seinem Arzt

Arzt bespricht mit einem älteren Patienten ein Röntgenbild

Sprechender Medizin zum Durchbruch verhelfen

Der Arzt ist Experte für die Medizin, der Patient für seine persönliche Lebenssituation, Möglichkeiten und Wünsche. Wir setzen uns für eine partnerschaftliche Gesprächskultur in Kliniken und Arztpraxen ein.
 

Ansprechpartnerin

Stellen Sie sich vor: Ohne Nutzen und Risiken ausführlich zu besprechen, verschreibt ein Arzt seinem Patient ein Medikament.  Dieser hat ein komisches Gefühl und  bricht die Therapie nach ein paar Tagen ab. Kein Einzelfall - jeder vierte Patient hält sich nicht an die Empfehlungen des Arztes. Bezieht der Arzt aber seine Patienten aktiv in die Entscheidungsfindung mit ein, verbessert sich nicht nur die Therapietreue, sondern erwiesenermaßen auch das Behandlungsergebnis.

In Sprechzimmern muss mehr gesprochen werden

In vielen Sprechzimmern wird zu wenig gesprochen. Und das hat mehrere Gründe. Zum einen sind die Wartezimmer voll. Somit haben die Ärzte in Deutschland wenig Zeit für ihre Patienten: Im Durchschnitt dauert ein Gespräch nur zehn Minuten, in Schweden hingegen sind es 24 Minuten. Zum anderen ist die "sprechende Medizin" im Vergleich mit der Gerätemedizin nicht lukrativ. Um eine Kehrtwende zu bewirken, müssten die ökonomischen und auch die juristischen Rahmenbedingungen verändert werden. Das würde zum Beispiel eine Korrektur des ärztlichen Vergütungssystems erfordern. Gespräche mit Patienten müssten besser honoriert werden. Aber damit ist es nicht getan. Damit Arzt und Patient gemeinsame Entscheidungen treffen können, benötigen sie Entscheidungshilfen, die Vor- und Nachteile von Diagnose- und Therapieformen verständlich gegenüberstellen. Bislang gibt es deutlich zu wenige wissenschaftlich fundierte Entscheidungshilfen. Und schließlich bedarf es auch eines Kultur- und Rollenwandels - sowohl bei Ärzten als auch bei Patienten. Dass Gespräche auf Augenhöhe und gemeinsame Entscheidungen viele Vorteile haben, ist zwar wissenschaftlich belegt, aber im Versorgungsalltag oft noch nicht üblich.

Von anderen Ländern lernen

Unser Ziel ist es, die gemeinsame Entscheidungsfindung im Versorgungsalltag zu implementieren. Dabei können wir auch von anderen Ländern lernen, in denen die Umsetzung schon weiter fortgeschritten ist. Besonders lohnt der Blick in die Niederlande, nach Norwegen, Taiwan und England. Sei es ein nationaler Aktionsplan, eine zentrale Plattform für Entscheidungshilfen oder eine Kampagne, die Einstellungsänderungen und einen kulturellen Wandel zu mehr Patientenorientierung bewirken soll - die Beispiele zeigen, dass einige Länder das Thema bereits aktiv angehen.