Fussballfeld von oben im Wald

Der grüne Standortwettbewerb – wie die deutsche Wirtschaft erfolgreich durch die Transformation kommt

In unserem fünften Megatrend-Report beschäftigen wir uns mit der Frage, wie Deutschland seine Standortattraktivität in Zeiten globaler Krisen und Konflikte erhalten kann. Dabei muss es darum gehen, Klimaschutz und Wohlstand besser miteinander in Einklang zu bringen. Denn nur mit einer erfolgreichen Transformation in eine Nachhaltige Soziale Marktwirtschaft werden wir auch langfristig wettbewerbsfähig bleiben.

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Dr. Thieß Petersen
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Inhalt

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sowie die anschließende Energiekrise haben eine intensive Debatte um die Standortattraktivität Deutschlands entfacht. Im Zentrum steht die Frage, wie attraktiv die Produktionsbedingungen für die heimische Industrie angesichts relativ hoher Energiekosten, mangelnder Fachkräfte und einem steigenden Transformationsdruck durch CO2-Preise noch sind. Zudem gibt es zahlreiche weitere Herausforderungen, die Investitions- und Standortentscheidungen von Unternehmen maßgeblich beeinflussen dürften: 

  • Unsicherheit über weiteres Ausbautempo klimaneutraler Energien- und Infrastruktur 
  • Angewiesenheit auf wenig diversifizierte Energieträger- und Rohstoffimportbeziehungen 
  • Weiter rückläufiges Erwerbspersonenpotenzial und lahmende Produktivitätsentwicklung 
  • Gefahr technologischen Anschlussverlusts im Bereich von Schlüsseltechnologien 
  • Strategische Ansätze in China und USA locken durch Subventionen und Bevorteilung heimischer Unternehmen 

Nach drei Quartalen ohne Wachstum und zuletzt sinkender Industrieproduktion sind deutliche Warnsignale für die weitere wirtschaftliche Entwicklung zu erkennen. Im vorliegenden Megatrend-Report werden daher einige wirtschaftspolitische Handlungsoptionen diskutiert, wie Deutschland gerade durch eine erfolgreiche grüne Transformation seine Wettbewerbsfähigkeit wieder steigern kann. Dazu wird auch eine Stärkung der Koordination mit unseren europäischen Partnern empfohlen. 

Vier wirtschaftspolitische Handlungsfelder

Um im Zuge der anstehenden Transformation in einer Nachhaltige Soziale Marktwirtschaft ökonomischen Erfolg, ökologische Verantwortung und strategische Resilienz besser miteinander verbinden und langfristig erhalten zu können, gilt es, einige grundlegenden Herausforderungen nun schnell anzugehen: 

  1. Industriepoltische Antworten auf die Subventionen im Ausland sind unumgänglich, vor allem, um einer Kapitalabwanderung entgegenzuwirken. Sie sollten jedoch klima- und technologiepolitische Wechselwirkungen berücksichtigen. So gilt es beispielsweise, klima- und umweltschädliche Subventionen abzubauen. Neue klimafreundliche Subventionen sollten nur temporär gewährt werden, um eine Dauersubventionierung zu vermeiden. Zudem empfiehlt sich eine degressive Ausgestaltung, sodass die Subventionshöhe im Zeitablauf sinkt. Schließlich ist auf eine Anreizkompatibilität mit den Klimaschutzzielen zu achten. Das bedeutet, dass beispielsweise Subventionen im Energiebereich noch hinreichend hohe Anreize für einen sparsamen Energieverbrauch enthalten. 
     
  2. Um dem drohenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, bietet sich eine Intensivierung und qualitative Verbesserung der Aus- und Weiterbildung an. Hinzu kommen eine progressive Migrationspolitik und eine Vereinfachung der Kompetenzanerkennung, vor allem für spezifische Engpassberufe. 
     
  3. Um die Importabhängigkeit bei Energieträgern und Rohstoffen zu verringern, sollte Deutschland die Zahl der Zulieferländer erhöhen und neue Rohstoffpartnerschaften suchen. Dies gilt insbesondere für kritische Rohstoffe und erneuerbare Energien. Hier lohnt sich die Zusammenarbeit mit sonnen-, wind- und wasserreichen Regionen, um von dort erneuerbare Energien (EE) zu importieren. Dazu gehört auch grüner Wasserstoff. Hier spielt der beschleunigte Ausbau von EE und klimaneutraler Infrastruktur eine entscheidende Rolle für die künftige Verfügbarkeit und Energiepreisentwicklung. Auch die Transformation in Richtung einer Circular Economy verspricht großes Potenzial zur Bedarfsminderung insbesondere kritischer Rohstoffe.
     
  4. Bei allen wirtschaftspolitischen Ansätzen ist stets die europäische Dimension mitzudenken. So müssen Subventionen mit dem EU-Beihilferecht vereinbar sein. Deutsche wirtschaftspolitische Alleingänge, die andere EU-Länder wirtschaftlich unter Druck setzen, gilt es zu vermeiden, weil sonst ein Auseinanderdriften der EU droht. Und auch bei der Überlegung, gesamtwirtschaftlich essenzielle Technologien und Produkte im Inland zu produzieren, um so der Gefahr zu starker Abhängigkeiten entgegenzuwirken, sollten nach Möglichkeit europäische Lösungen anstelle von 27 nationalen Einzellösungen gesucht werden.

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