Europaflagge weht im Wind

Die Teilhabe von Kindern und Jugendlichen auch auf europäischer Ebene stärker mitdenken

„Kein Kind zurücklassen“ verstärkt sein Engagement auf europäischer Ebene, weil viele Entscheidungen, die auf europäischer Ebene getroffen werden, Auswirkungen auf die kommunale Wirklichkeit und damit auf die Präventionsaktivitäten für Kinder und Jugendliche vor Ort haben.

Seit Mitte letzten Jahres ist die Bertelsmann Stiftung Mitglied des European Social Network. Darüber hinaus sind Kontakte zu EUROCHILD, EUROCITY, dem Committee of the Regions, der Diakonie und dem europäischen Gewerkschaftsbund geknüpft und mögliche gemeinsame Aktivitäten diskutiert worden. Die europäischen Partner sind interessiert an der Frage, was die internationale Verwaltungsstudie der Bertelsmann Stiftung zur Lösung sozialer Fragen auf europäischer Ebene beitragen kann.

In einer ersten gemeinsamen Veranstaltung am 7.6.2018 in Brüssel mit der europäischen Organisation zur Stärkung der Kinderrechte EUROCHILD stellte das Forscherteam vom Deutschen Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung in Speyer erste Ergebnisse der europäischen Vergleichsstudie zur kommunalen Prävention vor. 30 Experten aus 14 Ländern diskutierten das Forschungsdesign der europäischen Vergleichsstudie, die der Frage nachgeht, welche Governance- und Anreizstrukturen zur Förderung kommunaler Prävention für Kinder und Jugendliche sich im europäischen Vergleich als besonders wirksam erweisen. Es wird auch berücksichtigt, wie sich europäische Fördermittelpolitik als Anreiz auf kommunale Aktivitäten auswirkt. 

Die internationalen Experten gaben wertvolle Hinweise zur Umsetzung von Präventionsstrategien in ihren Ländern. Trotz unterschiedlicher wohlfahrtsstaatlicher Traditionen der vertretenen EU-Länder identifizierten die Teilnehmer schnell vergleichbare Erfolgsfaktoren und Stolpersteine bei der Implementierung gelingender Prävention. Neben Fragen, was Prävention und Social Investment im europäischen Kontext bedeuten können, und der Klage über fehlendes belastbares Datenmaterial, wurde besonders die mangelnde Kooperationsfähigkeit von fachlichen und administrativen Zuständigkeiten bemängelt. Das gilt für die kommunale wie auch für die regionale und nationale und europäische Ebene. Als Beispiel für europäische Abstimmungsprozesse seien hier die aktuell laufenden Verhandlungen für die anstehende Förderphase ab 2020 benannt. Erstmals werden im ESF Mittel für den Gesundheitsbereich bereitgestellt. Das ist eine wirkliche Innovation, weil der öffentliche Gesundheitsbereich bisher keine Möglichkeiten hatte, Fördermittel einzuwerben, obwohl sich hier beste Zugangsmöglichkeiten zu schwer erreichbaren Zielgruppen eröffnen. 

Zwischen den Experten besteht Einigkeit, dass die Chancen für ein gelingendes Aufwachsen und gesellschaftliche Teilhabe aller Kinder nur dann verbessert werden können, wenn die Akteure aus Bildung, Kinder- und Jugendhilfe, Gesundheit und Soziales zielgerichtet zusammenarbeiten (können!). Hier bleibt national und international noch viel zu tun.

Im Herbst wird der Dialog auf europäischer Ebene fortgesetzt. Anknüpfend an die „Sustainable Develpoment Goals“ (SDGs) und die „European Pillar of Social Rights“ wird mit verschiedenen europäischen Städten erörtert, wo die größten Herausforderungen liegen, um die SDGs zu Bildung, Armut und Gesundheit für alle Kinder und Jugendlichen kommunal umsetzten zu können. Weiter wird diskutiert, wie das Bewusstsein für die Relevanz von gelingendem Aufwachsen für alle Kinder und Jugendlichen für die künftige europäische Entwicklung und die maßgebliche Rolle der Kommunen in den aktuellen europäischen Haushaltsverhandlungen geschärft werden kann.