Straßenszene Bremen

Sozialer Zusammenhalt in Bremen

Wie stark ist der Zusammenhalt in Bremen? Um diese Frage zu beantworten, wurden für unsere Studie 2.605 Personen in 78 Ortsteilen der Stadt befragt.

Gesellschaftliches Miteinander wird vor allem vor Ort erfahren und gelebt: in den Städten und Gemeinden, den Nachbarschaften und Quartieren. Deshalb lässt eine Untersuchung von sozialer Kohäsion auf lokaler Ebene auch relevante Erkenntnisse für die Genese von gesellschaftlichem Zusammenhalt insgesamt erwarten. Dieses Ziel verfolgt die Studie „Sozialer Zusammenhalt in Bremen“ und konzentriert sich dabei auf eine Untersuchung des Zusammenhalts in den Ortsteilen der Hansestadt. Bremen eignet sich aus verschiedenen Gründen sehr gut als Forschungsraum für ein solches Vorhaben. Die Großstadt liefert wie unter einem Brennglas Einblicke in wesentliche gesellschaftliche Problemlagen der Gegenwart. Zugleich hat die Stadt mit ihrer historisch gewachsenen weltoffenen Orientierung auch besondere Ressourcen, mit den ökonomischen und sozialen Herausforderungen des globalen Wandels umzugehen.  

Vertrauen

Um das Miteinander in der Stadt Bremen ist es insgesamt gut bestellt. Nimmt man aber die 78 untersuchten Ortsteile genauer unter die Lupe, erkennt man, wie divers das Bild tatsächlich ist. Unterschiede zeigen sich etwa beim „Vertrauen in Institutionen“: Auf Ortsteilebene zeigt sich hier ein breites Spektrum von sehr starker bis sehr schwacher Ausprägung.

Um das Miteinander in der Stadt Bremen ist es insgesamt gut bestellt.

Ähnlich sieht es beim „Vertrauen in Mitmenschen“ aus: Hierfür wurde unter anderem gefragt, ob eine verlorene Geldbörse in der Nachbarschaft zurückgegeben würde. Drei Viertel aller Befragten sind sicher, dass das so ist. Während aber im Ortsteil Buntentor 90 Prozent dieser Überzeugung sind, glauben in Utbremen gerade einmal 43 Prozent, dass sie ihre Geldbörse zurückerhielten. Offenbar sind es vor allem Ortsteile mit vielen Wohneinheiten oder starker Fluktuation, in denen es schwierig ist, seine Nachbarn kennenzulernen und Vertrauen aufzubauen.

Aufnahme von Flüchtlingen

Aktuelle Relevanz kommt dem Befund zu, dass eine hohe Kohäsion mit einer größeren Akzeptanz von Flüchtlingen einhergeht. In Ortsteilen mit messbar größerem Zusammenhalt sehen die Menschen die Stadt eher in der Verantwortung, Flüchtlingen zu helfen, und sie bieten selbst vermehrt Hilfe an. Zudem sind die Einwohner eher mit der Unterbringung von Flüchtlingen in ihrem Ortsteil einverstanden. Dies ist ein starkes Argument dafür, dass Initiativen zur Förderung von Zusammenhalt in den Ortsteilen auch dem Aufbau einer Willkommenskultur zugutekommen können.

Viele Wege zu starkem Zusammenhalt

Insgesamt zeigt sich, dass alle Bremer Ortsteile ihre je eigenen Stärken und Schwächen im sozialen Zusammenhalt aufweisen und dass kein einziger Ortsteil auf allen neun Zusammenhaltsdimensionen herausragt.

Dieser Befund führt allerdings zwangsläufig zu der Erkenntnis, dass es auf Ortsteilebene keinen Königsweg gibt, der sozialen Zusammenhalt garantiert. Weder hohe ökonomische Prosperität noch hervorragende Infrastruktur oder eine bestimmte Bebauungsstruktur und ebenso wenig eine bestimmte Zusammensetzung der Bevölkerung eigenen sich durchgehend zur Vorhersage eines hohen gesellschaftlichen Zusammenhalts.

Zusammenhalt ist gut für Lebenszufriedenheit

Bestätigt hat die Bremer Studie den Befund der Vorgängerstudien, dass hoher gesellschaftlicher Zusammenhalt – auch und besonders auf kommunaler Ebene – zu mehr individuellem Wohlbefinden führt. Die Menschen wohnen viel lieber in Ortsteilen mit ausgeprägtem Zusammenhalt und finden diese attraktiver.