Studienpräsentation

KiTa-Leitungen kommen zu Wort

Welche Orientierungen und Erfahrungen begleiten KiTa-Leitungen in ihrer Arbeit? Wie gehen sie mit den alltäglichen Herausforderungen um? Welche Unterstützung benötigen sie, um in KiTas professionell führen zu können? Hierzu diskutierten KiTa-Leitungskräfte in ganz Deutschland.

Ansprechpartnerin

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Kathrin Bock-Famulla
Senior Expert Frühkindliche Bildung, Educational Governance und Bildungsfinanzierung

Inhalt

Das qualitative Forschungsprojekt „KiTa-Leitung als Schlüsselposition. Erfahrungen und Orientierung von Leitungskräften in Kindertageseinrichtungen“ stellt die erste Veröffentlichung in der Schwerpunktreihe „KiTa-Leitung“ dar. Durchgeführt wurde dieses von Prof. Dr. Iris Nentwig-Gesemann, Katharina Nicolai und Luisa Köhler von der Alice Salomon Hochschule Berlin.

An bundesweit durchgeführten Gruppendiskussionen beteiligten sich 140 KiTa-Leitungen. Damit bot sich ihnen die Chance, selbst zu Wort zu kommen. Ihr Wissen, ihre Erfahrungen und professionellen Einstellungen haben die Wissenschaftlerinnen ausgewertet und so drei Typen von KiTa-Leitungen identifiziert.

KiTa-Leitungen spüren Belastung

Die Studienergebnisse zeigen, wie stark sich das Berufsfeld der KiTa-Leitung gewandelt hat und welchen hohen Belastungen sie ausgesetzt sind. Die ungenügenden strukturellen Rahmenbedingungen, das steigende Aufgabenspektrum, die wachsenden Professionalitätserwartungen von außen und das eigene professionelle Selbstverständnis der KiTa-Leitungen erzeugen täglich Spannungsfelder. Die Zerrissenheit, die die Leitungskräfte dadurch spüren, wirkt stärker, wenn unterstützende Strukturen u. a. von KiTa-Trägern fehlen.

Aus den Analysen wird deutlich, dass die Aufgaben- und Anforderungsprofile der Leitungen oftmals unbestimmt sind und damit Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten in der einzelnen KiTa nicht geklärt werden. Dieser Zustand erzeugt bei den KiTa-Leitungen ein Gefühl des „Schwimmens“ und des „Auf-Sich-Selbst-Gestellt-Seins“. Damit einher geht eine Unsicherheit über die eigenen Kompetenzen.
Diesen Belastungen kann nach Meinung der Autorinnen beispielsweise durch die gemeinsame Aushandlung von Stellenprofilen sowie mit einer klaren Unterstützung des Trägers durch die Bereitstellung von Beratungs- und Coachingangeboten entgegen gewirkt werden.

Doppelte Führungsverantwortung

Leitungskräfte müssen in KiTas eine doppelte Führungsrolle wahrnehmen.  Die Studienergebnisse zeigen, dass sie die Einrichtungen als Organisation einerseits und als pädagogischen Raum andererseits führen und leiten müssen. Der (sozial-)pädagogische Kern des Berufsbildes der KiTa-Leitung ist hierbei ausschlaggebend und sollte für das Leitungshandeln in KiTas die Basis darstellen, wodurch sich das Führungshandeln stark von dem in klassischen Unternehmen unterscheidet.

Typische Erfahrungs- und Orientierungsmuster von KiTa-Leitungen

In der Praxis ist von einer großen Vielfalt von Leitungspersönlichkeiten und -kompetenzen auszugehen, die sich in verschiedenen Typen abzeichnen. Die Wissenschaftlerinnen unterscheiden deshalb zwischen dem Typus Fürsorglichkeit, dem Typus Management und dem Typus Leadership – die sie durch die Analyse der Gruppendiskussionen identifiziert haben. Einen Überblick zu den typischen Erfahrungs- und Orientierungsmustern von KiTa-Leitungen erhalten Sie hier.

Die Studie verdeutlicht, dass aufgrund dieser Vielfalt an Leitungspersönlichkeiten und -kompetenzen sowie der Heterogenität der KiTas nach den Studienergebnissen kein Einheitsprofil für KiTa-Leitungen existieren kann. „Unterschiedliche KiTas und Teams erfordern immer auch unterschiedliche Aufgabenprofile und Leitungspersönlichkeiten.“, so die Wissenschaftlerinnen. Ein passgenaues Aufgabenprofil, das im partizipativen Austausch zwischen Leitungskraft und Träger ausgehandelt wird, ist nach Aussagen der Autorinnen für die Praxis unumgänglich. Neben einer differenzierten Betrachtung der Aufgabenprofile für Leitung ist trotz allem eine Definition von Kernaufgaben für KiTa-Leitungen für die Leitungsprofessionalisierung besonders dringend. Auf der Basis eines Kernprofils können die nötigen Zeitkontingente für Führungsaufgaben bestimmt werden. Diese Grundausstattung von Arbeitszeit für Leitungsaufgaben sollte jeder KiTa zur Verfügung gestellt werden. Schließlich ist unabhängig von der Größe, in jeder KiTa ein Kern von Leitungsaufgaben zu erledigen, für die ausreichende strukturelle Rahmenbedingungen für eine professionelle Leitung in KiTas benötigt werden.

Wir möchten KiTa-Leitungen ermutigen, anknüpfend an die Studienergebnisse mit Politik, Verwaltung und Trägern gemeinsam über erforderliche Weiterentwicklungen in den Austausch zu treten.

Anette Stein, Director des Programms Bildung und Next Generation

Die Studienergebnisse liefern neue, empirisch abgesicherte Erkenntnisse für notwendige Reformmaßnahmen in dem Arbeitsfeld „KiTa-Leitung“. Die Professionalisierung des KiTa-Systems kann auf dieser Grundlage weiter vorangetrieben werden. Insbesondere setzt die Studie wichtige Impulse für die Professionalisierung der Aus-, Fort- und Weiterbildung von KiTa-Leitungen sowie der KiTa-Träger, die die Gesamtverantwortung für die Qualität in den Kindertageseinrichtungen tragen.

Weitere Ergebnisse sind in der gesamten Studie „KiTa-Leitung als Schlüsselposition. Erfahrungen und Orientierungen von Leitungskräften in Kindertageseinrichtungen“ nachzulesen. Die gesamte Studie ist unter dem folgenden Link als Download erhältlich.