"Ursula von der Leyen hat geschafft, woran andere Kommissionspräsidenten vor ihr gescheitert sind: Eine große Mehrheit der Europäer:innen kennen sie mit Namen und wissen, wie sie aussieht. Das ist bemerkenswert, denn europäische Politiker:innen haben es schwer, in den Mitgliedstaaten medial wahrgenommen zu werden", erklärt Isabell Hoffmann, Europa-Expertin der Bertelsmann Stiftung und Co-Autorin der aktuellen eupinions-Studie "The Von der Leyen Effect: High visibility, low accountability". Allerdings fühlen sich nur etwa 30 Prozent über die Aktivitäten der Kommissionspräsidentin ausreichend informiert, um ihre Leistung auch beurteilen zu können. "Um die europäische Exekutive in der Zukunft und über seine aktuelle Amtsträgerin hinaus zu stärken, muss diese Wissenslücke verkleinert und das Amt über allgemeine Wahlen stärker legitimiert werden. Entweder über ein stärkeres Spitzenkandidat:innen-Modell oder eine Direktwahl."
Für die Studie wurden mehr als 13.000 EU-Bürger:innen befragt. Als größte Leistung der Kommissionspräsidentin wird ihr Umgang mit dem russischen Angriffs-Krieg auf die Ukraine genannt, gefolgt vom Management der COVID-Pandemie. Durch ihren Einsatz in beiden Krisen ist es von der Leyen gelungen, ihr Profil in der EU zu stärken. Sie hat hierbei Eigenschaften unter Beweis gestellt, die sich die Europäer:innen von einer Kommissionspräsidentin wünschen: So halten die meisten europäischen Befragten Problemlösungsfähigkeiten, Krisenmanagement und Erfahrung für die wichtigsten Eigenschaften. Ohnehin wird von der Leyens Leistung von dem knappen Drittel, das sich für eine Bewertung ausreichend informiert fühlt, eher positiv gesehen. Auf einer aufsteigenden Skala von 1 (schlechteste Bewertung) bis 10 (Bestwert) erhält die aktuelle Spitzenkandidatin der Europäischen Volkspartei durchschnittlich eine 6, wobei die Belgier am positivsten und ihre deutschen Landsleute am kritischsten waren.