Zwei Schüler der Friedenauer Gemeinschaftsschule, Berlin, einem der Gewinner des Jakob Muth-Preises 2019, sitzen mit Stiften in der Hand vor ihren aufgeschlagenen Heften im Klassenraum und lächeln in die Kamera.

Gewinner des Jakob Muth-Preises für inklusive Schulen stehen fest

Zehn Jahre nach dem Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention ist Inklusion an Schulen immer noch nicht flächendeckend umgesetzt. Der Jakob Muth-Preis zeichnet vorbildliche Schulen aus, denen Inklusion gelingt – oft in einem schwierigen Umfeld.

In diesem Jahr wird der Jakob Muth-Preis an folgende Schulen verliehen: die Staatliche Gemeinschaftsschule Kulturanum in Jena, die Friedenauer Gemeinschaftsschule aus Berlin, die Schule An der Burgweide in Hamburg und die Marie-Kahle-Gesamtschule in Bonn. Die ausgezeichneten Schulen erhalten ein Preisgeld in Höhe von jeweils 3.000 Euro. Der zum ersten Mal vergebene und ebenfalls mit 3.000 Euro dotierte Publikumspreis geht an das Projekt "Herausspaziert" der Matthias-Claudius-Gesamtschule in Bochum. Projektträger des Jakob Muth-Preises sind der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Jürgen Dusel, die Deutsche UNESCO-Kommission und unsere Stiftung.

Zehn Jahre nach Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention ist Inklusion auch an deutschen Schulen immer noch keine Selbstverständlichkeit. Die fünf Preisträger zeigen vorbildlich: Inklusion in der Schule kann gelingen. Der Bundesbehindertenbeauftragte Jürgen Dusel sagt: "Schule hat auch die wichtige Aufgabe, Kindern den Wert einer demokratischen Gesellschaft zu vermitteln. Zu einer guten Demokratie gehört, Vielfalt und Inklusion als Bereicherung zu sehen und zu leben. Demokratie braucht Inklusion. Deswegen ist inklusive Bildung so wichtig und sollte selbstverständlich sein: Es geht um Respekt, Partizipation, um Mitwirkung, um die aktive Gestaltung des eigenen Lebens. Für alle Schülerinnen und Schüler – ob mit oder ohne Behinderung."

Unser Vorstand Jörg Dräger sagt: "An der Marie-Kahle-Gesamtschule haben 63 Schülerinnen und Schüler des ersten Jahrgangs Abitur gemacht. Eine Gymnasialempfehlung hatten nur 22. Damit zeigt sich: Inklusion und schulische Leistung schließen sich keineswegs aus."

Ute Erdsiek-Rave, Vorsitzende des Expertenkreises Inklusive Bildung der Deutschen UNESCO-Kommission, sagt: "In der Umsetzung von Inklusion in der Schule ist noch viel zu tun – noch immer gehen deutschlandweit fast genauso viele Kinder auf separierende Sonderschulen wie vor zehn Jahren. Schaut man auf die einzelnen Bundesländer, so zeigt sich, dass sie bei der Umsetzung des Inklusionsversprechens unterschiedlich schnell vorankommen."

Das "Kulturanum" in Jena hat die Jury des Jakob Muth-Preises durch die systematische Verbindung des inklusiven Lernens mit dem umfassenden kulturellen Bildungsangebot überzeugt. Zu den Stärken der Jenaer Gemeinschaftsschule gehören das durchgängige Konzept des jahrgangübergreifenden und projektorientierten Lernens, die konsequente Einbeziehung des schulischen Umfelds sowie die gute Zusammenarbeit mit den örtlichen Betrieben, Vereinen und weiteren Bildungseinrichtungen.

Die erst im Jahr 2012 aus insgesamt vier Schulen fusionierte Friedenauer Gemeinschaftsschule überzeugte mit dem Konzept der individuellen Förderung, der engen Verzahnung des Ganztagsangebots mit dem Unterricht sowie den vielfältigen Angeboten zur Berufsvorbereitung für Kinder und Jugendliche mit Förderbedarf. Besonders hervorzuheben ist ihr Einfallsreichtum, um ihr umfassendes Inklusionsverständnis umzusetzen.

Der Schule An der Burgweide in Hamburg gelingt es in einem sozialen Brennpunkt vorbildlich, Kinder mit unterschiedlichstem kulturellen Hintergrund und derzeit 29 Muttersprachen sowie mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf inklusiv zu unterrichten. Jahrgangsübergreifendes Lernen, individuelle Förderung, zahlreiche musikalische und künstlerische Angebote sowie eine systematische Elternarbeit gehören zum gelebten Selbstverständnis der sechsjährigen Grundschule.

Die Marie-Kahle-Gesamtschule in Bonn arbeitet mit der sogenannten Dalton-Methode, einem aus den USA stammenden Unterrichtskonzept, das inklusives Lernen vorbildlich unterstützt und begünstigt. Dabei arbeiten die Schülerinnen und Schüler autonom in ihrem eigenen Tempo und können Raum, Fach und Lernpartner selbstständig auswählen.

Das Projekt "Herausspaziert" der Matthias-Claudius-Gesamtschule in Bochum zeigt in besonderer Weise, wie Schülerinnen und Schüler, mit und ohne Behinderungen, gemeinsam Herausforderungen außerhalb der Schulmauern meistern.

Lernen Sie alle Preisträger kennen – in den Videoporträts in unserer YouTube-Playlist!

Hier finden Sie mehr zu unseren Lösungen für bessere Inklusion: