Auf einer mit Erde bedeckten Fläche liegt eine Art Grafik. Zwei senkrecht und waagerecht gelegte Stiele symbolisieren die Achsen der Grafik, unterschiedlich große Zweige mit Blättern die unterschiedlich hohen Balken eines Balkendiagramms. Neben dieser Grafik hält eine Person ihre Hände ausgebreitet.

Deutsche Wirtschaft spendet über eine Milliarde Euro mehr als angenommen

Die deutsche Wirtschaft spendet jährlich mindestens 9,5 Milliarden Euro. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die der Stifterverband und wir zum Internationalen Tag des Ehrenamts am 5. Dezember veröffentlichen. Damit liegen erstmals seit 2012 aktuelle Zahlen zum gesellschaftlichen Engagement der deutschen Wirtschaft vor. Klar wird: Unternehmen engagieren sich deutlich stärker als bisher angenommen für das Gemeinwohl.

Unternehmen engagieren sich stärker für die Gesellschaft als bisher gedacht. Das zeigen die neuen Zahlen aus der Studie "Corporate Citizenship Survey 2018" (CC-Survey 2018) von Stifterverband und uns: Vier von fünf Unternehmen spenden Geld, fast jedes zweite (45 Prozent) tut dies sogar regelmäßig. Insgesamt gibt die deutsche Wirtschaft 9,5 Milliarden Euro im Jahr für das Gemeinwohl aus. Das ist über eine Milliarde Euro mehr als bisher angenommen und übersteigt sogar die Gesamtsumme der privaten Spenden in Deutschland. Die letzten bekannten Zahlen zum Unternehmensengagement stammen aus dem ersten Engagementbericht der Bundesregierung von 2012.

Unsere stellvertretende Vorstandsvorsitzende Liz Mohn folgert:

"Unsere Studie zeigt, das Engagement für das Gemeinwohl ist selbstverständlicher Teil unternehmerischen Handelns. Das Bild des verantwortungsvollen und menschlichen Unternehmers ist aktueller denn je."

Liz Mohn, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung

Mehr als jedes vierte Unternehmen spendet regelmäßig Zeit und Material

Spenden beschränkt sich nicht nur auf Geld. Neben der Summe der Geldspenden beziffert der CC-Survey 2018 die von der deutschen Wirtschaft aufgebrachten Sach- und Zeitspenden: Mehr als jedes vierte Unternehmen (26 Prozent) stellt regelmäßig Mitarbeiter für soziale Zwecke frei. Das können zum Beispiel Notsituationen wie das Elbehochwasser oder Aktivitäten wie die Organisation eines Stadtfestes oder die kostenlose Unterstützung eines IT-Projekts einer gemeinnützigen Organisation sein. Über ein Drittel der Firmen (34 Prozent) überlässt regelmäßig Sachen wie Lebensmittel oder Möbel für gemeinnützige Zwecke.

"Engagierte Unternehmen sind Teil einer starken Zivilgesellschaft", sagt Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes. "Spenden sind ganz und gar nicht altmodisch, sondern vielmehr soziale Investitionen mit ausgezeichneter Rendite. Viele Unternehmen wissen das."

Dabei sind es keinesfalls nur die großen Unternehmen, die sich finanziell mit hohen Summen engagieren. Insgesamt rund die Hälfte (vier bis sechs Milliarden Euro) wird von Firmen aufgebracht, die weniger als zehn Mitarbeiter beschäftigen.

Unternehmensengagement bisher nur selten zielgerichtet

Der CC-Survey 2018 zeigt: Je mehr Mitarbeiter das Unternehmen hat, desto regelmäßiger spendet es Geld, Zeit oder Sachen. Am häufigsten spenden Finanz- und Versicherungsfirmen Geld. Bei den Zeitspenden belegt die Gesundheits- und Sozialbranche den ersten Platz und bei den Sachspenden liegt der Bergbau- und Metallsektor vorn. Über alle Größenklassen, Branchen und Regionen hinweg ist die Geldspende die am weitesten verbreitete Form von Unternehmensengagement.

Die Daten des CC-Survey 2018 belegen, dass es meist einzelne Personen sind, die das gesellschaftliche Engagement eines Unternehmens prägen. Dies gilt besonders für kleinere Unternehmen. Nur in wenigen Firmen, vor allem in Großunternehmen, ist das Engagement strategisch verankert. In der Breite der deutschen Wirtschaft gibt es nur selten eine unternehmerische Zielsetzung oder eine Evaluation des gesellschaftlichen Engagements.

"Unsere Analysen zeigen: Soziale Investitionen lohnen sich – für die Gesellschaft und für die Unternehmen selbst", so Anael Labigne, Leiter Unternehmensengagement bei Zivilgesellschaft in Zahlen (ZiviZ) im Stifterverband, der die Studie verantwortet. "Damit sich der Einsatz langfristig auszahlt, sollten Unternehmen den gesellschaftlichen Bedarf kennen: Was erwarten Kunden, Mitarbeitende und Bürger von unserem Unternehmen? Was wollen und was können wir mit unserem Engagement erreichen, und wofür stehen wir als Unternehmen? Nur so kann das Unternehmen einen sinnvollen Beitrag leisten."

Ansprechpartner auf Seiten des Stifterverbandes:

Anael Labigne, Telefon: 030 322982 534
E-Mail: anael.labigne@stifterverband.de