Salzburg

Die Mehrzahl der Menschen ist mit den Politikern unzufrieden

Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur haben beim 17. Salzburger Trilog darüber diskutiert, wie zukunftsfähig die Demokratie in unserer globalisierten Welt ist. Laut Umfrage fühlt sich die Mehrzahl der Menschen in Deutschland und Österreich von den gewählten Politikern unzureichend vertreten.

Alleinherrschaften wie in Russland, der Türkei, Indonesien, Südafrika, im Iran oder in Saudi-Arabien erhöhen den Druck auf die westlichen Demokratien. Deshalb hat sich der diesjährige Salzburger Trilog  unserer Stiftung mit dem Thema "Reviving Democracy in a Fragmented World - Not Attractive Anymore or Still a Success Story? (Wiederbelebung der Demokratie in einer zerrissenen Welt – nicht mehr attraktiv oder weiterhin eine Erfolgsstory?)" beschäftigt. Der Erfolg des Populismus von links und rechts in Europa und den USA zeigt: Die heutigen Bedrohungen für die Demokratie finden innerhalb der demokratischen Institutionen statt. Dies geschieht über Wahlen, Veränderungen in der Verfassung oder über das Parteiensystem.

Im Zentrum der Konferenz in Salzburg stand die Frage, ob Politiker an den Bedürfnissen und Erfahrungen der Bürger vorbei regieren. Eine eigens für den Salzburger Trilog 2018 von uns in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage des Forschungsinstituts Kantar Emnid in Deutschland und Österreich zeigt: Die Menschen in beiden Ländern sind mit der Arbeit ihrer jeweiligen demokratischen Institutionen mehrheitlich zufrieden – jeweils vier von zehn Bürgern sind es allerdings nicht.

Außerdem sind die Menschen mit ihren politischen Repräsentanten unzufrieden: Nur 40 Prozent der Österreicher und 32 Prozent der Deutschen fühlen sich von den derzeit gewählten Politikern gut vertreten. Das heißt, dass Politiker an den Ansichten und Wünschen der Bürger vorbei arbeiten. Die politischen Themen, die die Politiker diskutieren sind für die Menschen nicht sehr wichtig.

Liz Mohn, Initiatorin des Salzburger Trilogs und unsere stellvertretende Vorstandsvorsitzende, unterstrich: "Die Demokratie selbst muss sich weiterentwickeln. Sie muss wieder vielfältiger, zeitgemäßer und damit auch zukunftsfähiger werden."

"Demokratie lebt davon, dass sich die Menschen einbringen können. Demokratie lebt von Demokraten! Sie braucht Menschen, die sich engagieren. Wenn Menschen etwas bewirken können, wenn sie Freiraum und Freiheit spüren, lernen sie den Wert der Demokratie wieder mehr zu schätzen."

Liz Mohn, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung

Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen sagte beim Salzburger Trilog: "Demokratie muss Globalisierung gestalten und darf sich nicht auf nationale Lösungen zurückziehen."

Nach zwei intensiven Diskussionsrunden waren sich die 31 Teilnehmer aus 16 Nationen des diesjährigen Salzburger Trilogs einig: Demokratie und ihre Grundlagen müssen wir neu denken. Zu lange wurde die Demokratie nur auf wirtschaftlichen Erfolg und Wohlstand reduziert. Einig sind sich die Teilnehmer darin, dass Politik und Gesellschaft aus der Vergangenheit lernen und Strategien entwickeln sollten, um die Demokratie künftig fortschreiben zu können. Politik, Wirtschaft und Kultur müssen dabei mit den Herausforderungen der Demokratie aktiv umgehen.