Bürger sitzen an einem Tisch und diskutieren mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière, der sich über den Tisch gebeugt hat.

Wie halten Sie's mit der Religion?

Menschen treten aus der Kirche aus, Gotteshäuser stehen leer, Terroristen instrumentalisieren den Islam für ihre Agenda, andere hetzen gegen Muslime und Juden: Religion schreckt ab, spaltet und wird missbraucht. Doch sie kann auch Hoffnung und Halt geben, Menschen einen. Zusammen mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière, Experten und Bürgern sprachen wir am 3. Februar in Leipzig über persönliche Erfahrungen mit Religion.

Fördern Glaube und Religion den Zusammenhalt in unserem Land oder schüren sie eher Konflikte? Oder liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte? Und: Was müssen wir konkret tun, damit Menschen unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen in Deutschland friedlich miteinander leben können? Darüber diskutierten wir zusammen mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière, Experten und rund 150 Bürgern am 3. Februar in Leipzig.

Das Vertrauen in die Kirchen habe in Deutschland abgenommen, die allgemeine Ablehnung ihnen gegenüber und speziell gegenüber dem Islam dagegen zugenommen, stellte de Maizière zu Beginn der Veranstaltung fest. "Woher kommt diese Angst?", fragte der Minister. Es war der Auftakt zu einer intensiven Debatte. Auf dem Podium diskutierten vier Vertreter unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen: Gesa S. Ederberg, Rabbinerin in Berlin, Dagmar Mensink, katholische Theologin, Hamideh Mohagheghi, Wissenschaftlerin für Islamische und komparative Theologie an der Universität Paderborn, und Prof. Dr. Frieder Otto Wolf, Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschland.

Hamideh Mohagheghi forderte, dass effektive Wege gefunden werden müssten, um gegen potentielle islamistische Attentäter vorzugehen. Es könne aber nicht sein, dass angesichts des islamistischen Terrors und von Versäumnissen der Sicherheitsbehörden alle Muslime und Moscheen unter Generalverdacht gestellt würden. Rabbinerin Ederberg pflichtete bei und meinte, einige aktuelle Debatten erinnerten sie an die Situation vor 200 Jahren als Juden ebenfalls zunehmend pauschal verdächtigt wurden.

Alle Diskutanten waren sich einig: Dialogformate wie die Veranstaltung sind wichtig, um Konflikte zu vermeiden und Vorbehalte zu überwinden. "Wir brauchen mehr davon", unterstrich Dagmar Mensink. Sie betonte, die religiöse Vielfalt in Deutschland müsse gemeinsam mit den Bürgern ausgehandelt werden.

Nach der Podiumsdiskussion ging es in den Dialog mit den Leipzigern. In 15 Kleingruppen tauschten sich Bürger, Experten und Innenminister über Glaube und Religion aus und entwickelten Vorschläge, wie ein Zusammenleben in Vielfalt gelingen kann. Es gab drei Gesprächsrunden und die Gruppen wurden jeweils neu zusammengesetzt. Die Debatten drehten sich um drei Kernfragen: Mein Gott, Dein Gott, Kein Gott: Welche Erfahrungen mit Religion machen Sie im Alltag? Kitt oder Keil: Was bedeutet religiöse und weltanschauliche Vielfalt für unser soziales Miteinander? Verstehen, Verständnis, Verständigung: Was brauchen wir, damit unser Zusammenleben in Vielfalt gelingt?

Die Veranstaltung fand im Rahmen der mehrteiligen Werkstattreihe "Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Integration - #gemeinsam für ein starkes Deutschland" des Bundesinnenministeriums statt. Werfen Sie auch einen Blick auf unser Projekt "Religionsmonitor". Hier untersuchen wir, wie ein friedliches Miteinander der Religionen und Kulturen gelebt werden kann.