Bürger: Kommunen gehen das Thema Nachhaltigkeit nur schleppend an
Jeder Zweite hat nicht den Eindruck, dass seine Kommune dem Thema Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert beimisst. Dabei ist Nachhaltigkeit für die überwiegende Mehrheit der Deutschen ein wichtiges Anliegen, für das sie sich sogar persönlich einsetzen würden. Dies ergab eine Umfrage anlässlich unseres Kommunalkongresses, der am Donnerstag in Düsseldorf beginnt.
Jeder zweite Deutsche (57 Prozent) hat nicht das Gefühl, dass sich die Politik der eigenen Stadt oder Gemeinde besonders für eine nachhaltige Entwicklung engagiert. Dabei stufen 81 Prozent der Bürger das Thema Nachhaltigkeit als persönlich wichtig ein und immerhin zwei Drittel signalisieren eine große Bereitschaft, sich für mehr Nachhaltigkeit einzusetzen. Dies ergab eine repräsentative Befragung von Kantar Emnid, die wir im Rahmen des "Monitors Nachhaltige Kommune" in Auftrag gegeben haben.
Nachhaltigkeit bedeutet dabei für vier von fünf Bürgern, dass bei politischen Entscheidungen alle Auswirkungen auf die Wirtschaft, die Umwelt und die Gesellschaft sowie die Interessen der künftigen Generationen berücksichtigt werden.
Klimaschutz, Armutsbekämpfung und Wohnraumversorgung haben für Bürger Priorität
Die Bürger haben sehr konkrete Vorstellungen davon, welche kommunalen Aufgaben vorrangig angegangen werden müssten: Klimaschutz (77 Prozent), die Bekämpfung der Armut (75 Prozent) und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum (73 Prozent). Doch nur etwas mehr als jeder dritte Befragte sieht diese drei Themen in seiner Stadt oder Gemeinde gut umgesetzt. Unser Vorstandsmitglied Brigitte Mohn sieht hier Handlungsbedarf:
"Wir in Deutschland müssen lernen, die Bürger in der Problemlösung vor Ort bewusst mit einzubeziehen und sie aktiv in der Gestaltung der Lebensräume zu beteiligen", erläutert Mohn weiter.
Städte und Gemeinden können Bereitschaft der Bürger zu mehr Engagement nutzen
Die Verantwortlichen aus Kommunalpolitik und -verwaltung könnten auf die große Bereitschaft der Bürger zählen, sich für mehr Nachhaltigkeit zu engagieren. Besonders groß ist die Einsatzbereitschaft bei den Befragten mit mittleren und höheren Bildungsabschlüssen (70 Prozent), aber auch in bildungsferneren Schichten sind noch mehr als die Hälfte der Menschen bereit, sich persönlich einzubringen (52 Prozent).
Zwei Drittel der Bürger sind der Meinung, dass digitale Technologien die nachhaltige Entwicklung in ihrer Stadt oder Gemeinde befördern und auch ihre Beteiligung in kommunalen Angelegenheiten verbessern könnten. Vor allem in den Bereichen Bildung, Wirtschaft, Arbeitsabläufe im Rathaus und Klimaschutz erwarten die Bürger, dass die Digitalisierung einen positiven Effekt auf die Nachhaltigkeit ihrer Kommune haben kann.
Handlungsempfehlungen für Kommunalverantwortliche beim Thema Nachhaltigkeit
Aus den Befragungsergebnissen können vier Handlungsempfehlungen für die Verantwortlichen in Städten und Gemeinden abgeleitet werden. Aus Sicht der Bürger sollten Kommunalverantwortliche
- die Umsetzung der nachhaltigen Entwicklung intensiver vorantreiben,
- die Themen Klimaschutz, Armutsbekämpfung und bezahlbarer Wohnraum bei Nachhaltigkeitskonzepten verstärkt berücksichtigen,
- die Bereitschaft der Bürger, sich persönlich für mehr Nachhaltigkeit vor Ort zu engagieren, stärker nutzen und
- digitale Technologien zur Lösung von Fachproblemen, aber auch für eine verbesserte Bürgerbeteiligung einsetzen.
Unsere Kommunalexpertin Kirsten Witte appelliert: "Die Kommunalverantwortlichen sollten neue digitale Möglichkeiten stärker für nachhaltige Problemlösungen einsetzen. Mehr Nachhaltigkeit in unseren Kommunen ist möglich."
Am 7. und 8. Dezember treffen sich 2.000 Verantwortliche aus Politik und Verwaltung, Unternehmen und zivilgesellschaftlichen Organisationen auf dem Deutschen Nachhaltigkeitstag in Düsseldorf – davon rund 300 auf unserem Kommunalkongress "Kommune 2030 – nachhaltig und digital", der in diesem Rahmen stattfindet.