Zum dritten Mal in Folge erwirtschafteten Deutschlands Städte, Gemeinden und Kreise im vergangenen Jahr einen Überschuss. 240 Millionen Euro betrug das bundesweite Plus in den Haushalten. Doch der Kommunale Finanzreport der Bertelsmann Stiftung belegt: Von allgemeiner finanzieller Gesundung kann keine Rede sein. Die Kassenkredite steigen weiter und die Kluft zwischen Arm und Reich wächst.
Für die Jahre 2012 bis 2014 summiert sich das deutschlandweite Plus in den kommunalen Haushalten auf 4,6 Milliarden Euro. Die gute Nachricht: Drei von vier Kommunen sind nicht auf Kassenkredite angewiesen. Die schlechte Nachricht: Beim übrigen Viertel sind zeitgleich trotz ambitionierter Sanierungsprogramme vieler Bundesländer die Kredite von 47,4 auf 49 Milliarden Euro gestiegen. Sie sind – vergleichbar mit Dispo-Krediten – eine der letzten Möglichkeiten, kurzfristig die Zahlungsfähigkeit zu sichern.
Bestehende Haushaltskrisen verschärfen sich
Die Hälfte aller Kassenkredite verteilt sich auf lediglich 25 Städte. Keiner einzigen gelang es seit 2008 aus eigener Kraft, Kredite abzubauen. Oberhausen, Pirmasens, Kaiserslautern, Hagen und Remscheid führen seit sieben Jahren die Städteliste mit den höchsten Kassenkrediten pro Einwohner an. Mit der Kredithöhe steigen die Zinsrisiken. So etwa für die Stadt Essen, die mit fast 2,1 Milliarden Euro allein drei Mal mehr Kassenkredite bedienen muss als alle Kommunen in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen zusammen.
Weil Kassenkredite kurze Laufzeiten haben, würden sich etwaige Zinsanstiege schnell in den Haushalten niederschlagen. Bereits heute zahlen die hessischen Kommunen vier Mal mehr Zinsen als jene in Sachsen.