Die ärztliche Approbationsordnung in Deutschland ist längst nicht mehr zeitgemäß und eine Novellierung auf den Weg gebracht. Doch die zeitnahe Verabschiedung der lange vorbereiteten Reform steht auf der Kippe: Aus dem notwendigen großen Wurf wird zunächst nur eine Mini-Reform.
Der Referentenentwurf vom November 2020 sieht vor, dass angehende Ärzt:innen interdisziplinärer, digitaler und praxisnäher ausgebildet werden. Zudem sollen sie im Studium früher als bisher Erfahrungen im Umgang mit Patient:innen sammeln. Mithilfe der neuen Staatsexamina soll auch die Stellung der Arzt-Patienten-Kommunikation sowie der ärztlichen Dokumentation in der medizinischen Ausbildung aufgewertet werden. Insbesondere die verständliche und einfühlsame Kommunikation spielt eine zentrale Rolle für die ärztliche Tätigkeit, denn im Lauf des Berufslebens führen Ärzt:innen durchschnittlich rund 200.000 Gespräche mit Patient:innen.
Der höhere Praxis- und Patientenbezug im Medizinstudium soll sich auch in neuen Prüfungsformaten widerspiegeln. Daran hat das staatliche Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) in den vergangenen Jahren, unter anderem mithilfe einer Förderung der Bertelsmann Stiftung, gearbeitet. Die neuen Formate sollen eine objektive, vergleichbare Bewertung wichtiger Kompetenzen der zukünftigen Ärzt:innen ermöglichen.
Doch nicht die angestrebte große Reform, sondern nur wenige Teilaspekte sollen noch in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden. Das geht aus einem neuen Referentenentwurf vom Juni 2021 des Bundesministeriums für Gesundheit hervor. Wie auch andere Verbände und Gesundheitsfachleute appelliert die Bertelsmann Stiftung an die Politik, die novellierte Approbationsordnung bald und vor allem in ihrer Gesamtheit ins Ziel zu führen.
Das aktuelle SPOTLIGHT Gesundheit gibt einen Überblick über die Reformgenese und stellt die im Projekt erarbeiteten Prüfungsformate vor.
Eine spannende Lektüre wünscht
Ihr „Team Gesundheit“
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