Ein Mann und eine Frau betrachten eine große auf den Boden gemalte Weltkarte. Das Bild steht symbolisch für die neue Arbeitswelt.

Arbeiten 4.0 erfordert auch eine Gesundheit 4.0

Ständige Erreichbarkeit, Kollege Roboter macht Überstunden, Work-Life-Blending statt Work-Life-Balance: Die neue Arbeitswelt produziert auch neue Herausforderungen für das betriebliche Gesundheitsmanagement von Unternehmen. Diesem Thema widmete sich unsere Fachtagung "Arbeit und Gesundheit in Zeiten der digitalen Transformation" in Berlin.

Unsere Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Megatrends wie der demographische Wandel, Digitalisierung, der zunehmende globale Wettbewerb, Individualisierung sowie neue Kommunikations- und Produktionsprozesse sind nicht nur eine Herausforderung für die Gesellschaft, sondern wirken sich unmittelbar auf unsere Arbeitswelt aus.

Neue Formen der Arbeitsorganisation, zunehmende Arbeits- und Leistungsverdichtung, der Wandel von Hierarchien und Führungsstilen, zeitliche und räumliche Entgrenzung der Arbeit – alle diese Faktoren sind bereits heute in unterschiedlicher Ausprägung Realität in Unternehmen und Organisationen. Und nicht zuletzt verändern sich auch die individuellen Ansprüche, die Erwerbstätige an ihre Arbeit stellen. Freiraum, Selbstverwirklichung und die Gestaltung der eigenen Tätigkeit sind Eigenschaften, die Arbeitsnehmer sich für ihren Job wünschen.

Doch wie beeinflusst diese Entwicklung die Gesundheit der Mitarbeiter? Geht es uns dadurch besser? Spüren wir mehr oder weniger Belastungen?

Diesen Fragen widmete sich unsere Fachtagung "Arbeit und Gesundheit in Zeiten der digitalen Transformation" am 13. Juni 2018 in Berlin. Sind die bisherigen Prinzipien des Betrieblichen Gesundheitsmanagements ausreichend für die "schöne neue" Arbeitswelt oder müssen sich Arbeitsorganisation und HR neu aufstellen, um auch zukünftig die Mitarbeiter gesund und motiviert zu erhalten?

Führungskräfte müssen selber Vorbilder werden

In ihrem Vortrag berichtete Isabell Welpe von der TU München von guten Beispielen aus der Unternehmenswelt: Von Unternehmen, die sich bereits auf den Weg gemacht haben und ihren Mitarbeitern beispielweise eine weitgehende Beteiligung bis hin zur Wahl ihrer Führungskräfte ermöglichen.

Viele gute Beispiele findet man auch auf unserer Plattform "regional-engagiert.de".

In der Keynote von Wilhelm Bauer vom Fraunhofer IAO (siehe das untenstehende Video) wurde deutlich, dass die neuen Freiheiten, die mit Arbeit 4.0 verbunden sind, – "arbeite wo und wann du willst" – Abstimmungsprobleme des Teams und Abgrenzungsprobleme des Einzelnen mit sich bringen können. Führungskräfte müssen anders führen und selbst Vorbilder werden.

Räumliche Entgrenzung, die Arbeit an unterschiedlichen Orten und die damit verbundenen zeitlichen Belastungen prägen bereits vielfach den Alltag in den Unternehmen. Dass der aktuelle Fachkräftemangel und die postulierten Wünsche der sogenannten Generation Y, die anders als vorhergehende Generationen nach Studienaussagen mehr Wert auf die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf legt, in der Zukunft dazu führen werden, dass Unternehmen Arbeit anders organisieren müssen und das betriebliche Gesundheitsmanagement sich neu aufstellen muss, scheint ausgemacht zu sein.

„Eine betriebliches Gesundheitsmanagement gehört zur Unternehmenskultur – eine partnerschaftliche Unternehmenskultur ist die beste betriebliche Gesundheitspolitik!“

Liz Mohn, stellvertretende Vorsitzende der Bertelsmann Stiftung

Körperliche Belastungen nehmen ab, psychische nehmen zu

Die Bedeutung "gesunder Arbeit" wird stark zunehmen. Auf der einen Seite können neue Formen der Mensch-Technik-Interaktion zu körperlicher Entlastung und zum Rückgang vieler "alter Belastungen" führen. Auf der anderen Seite führen lernende Systeme in der Arbeit dazu, dass kognitive Aufgaben zunehmen. Eine Zunahme der psychischen Belastungen kann die Folge sein.

Modernes Betriebliches Gesundheitsmanagement muss die Eigenverantwortung und Gesundheitskompetenz der Beschäftigten im Blick haben und beides stärken. Überbetriebliche Dienstleister und Krankenkassen sollten gerade kleinere Unternehmen bei dieser anspruchsvollen Aufgabe unterstützen. In den Betrieben braucht es Gesundheits-Wegweiser beziehungsweise Führungskräfte, die über das notwendige Wissen und die entsprechenden Kompetenzen verfügen, ihre Mitarbeiter gesund zu führen.

Teilnehmerliste des Fachgespräches

"Enterprise for Health" - Vortrag von Prof. Wilhelm Bauer zu Arbeit 4.0

Film zum Fachgespräch "Enterprise for Health"