Kind mit Tablet
Veit Mette

, Studie: Digitales Lernen an Grundschulen: Computer verdrängt weder Spielzeug noch Bücher

Schon Grundschüler nutzen ein vielfältiges Angebot digitaler Medien zum Lernen – vor allem außerhalb der Schule. Der Computer verdrängt dabei aber weder Spielzeug noch Bücher. Das ist das Ergebnis von Interviews, die wir für die neue Ausgabe des "Monitors Digitale Bildung" mit Grundschülern und Lehrern geführt haben. Die komplette Ausgabe erscheint am 15. September.

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Dass die digitale Welt Schule verändert, ist für viele Lehrer und Schulleiter klar – wie man diese Veränderung gestalten kann dagegen noch nicht. Das betrifft weiterführende Schulen genauso wie Grundschulen. Tatsächlich ist die Digitalisierung auch für unsere Jüngsten schon ein Thema. Für den „Monitor Digitale Bildung“ haben wir deshalb auch Interviews mit Grundschülern und ihren Lehrern geführt und Die qualitativen Ergebnisse dieser Gespräche mit fast 100 Kindern zeigen deutlich: kein Kind, das nicht schon in der Grundschule selbstverständlich Kontakt mit digitalen Medien hätte. Gerade die 8- bis 10-jährigen nutzen in der freien Zeit nach der Schule vielfältige digitale Angebote, von Apps über Lernspiele bis hin zu Messengerdiensten.

Digitale Mediennutzung abhängig vom Engagement der Lehrer

Grundsätzlich geben die Kinder an, dass digitale Medien sie im Unterricht motivieren. Ob und in welcher Form diese in der Grundschule zum Einsatz kommen, hängt aber entscheidend vom Engagement und der Kompetenz des einzelnen Lehrers und der Schulleitungen ab. Entsprechend variieren hier die Ansätze stark. So ist Medienbildung in manchen Schulen fest verankerter Teil der schulweiten Strategie. In anderen Schulen wird das Thema nur am Rande behandelt.

Vielfach wird der Computer als Belohnung eingesetzt, etwa für besonders schnelle Kinder. Das führt unter Umständen dazu, dass lernstarke Schüler häufiger Kontakt mit den digitalen Geräten haben. Lernschwächere kommen häufig seltener zum Zug und werden so leicht doppelt benachteiligt.

Wenn digitale Geräte vorhanden sind, bedeutet das nicht, dass Grundschüler sich automatisch und ausschließlich für das Lernen mit dem PC oder dem Tablet entscheiden. Auch die Kleinen können schon differenzieren und wählen, wenn man sie lässt. Sie entscheiden sich gerne für das Lernmittel, das ihnen für die Aufgabe am passendsten erscheint. Das kann der Computer sein, aber genauso gut ein Buch oder ein analoges Lernspiel. Digitale Medien sind für die Kinder also nicht mehr und nicht weniger als eine attraktive Alternative zu analogen Lernmedien.

Technische Ausstattung: Schule und Kinderzimmer sind getrennte Welten

Die Ausstattung und damit auch die Nutzungsszenarien an den Grundschulen variieren deutlich. Mancherorts wird in ausgelagerten Computerräumen gelernt,  mit einigen wenigen Rechnern, die die Lehrer in einzelnen Stunden nutzen können. Andernorts sind ein oder auch mehrere Computer als Teil des Klassenraums vorhanden, selten sind ganze Klassenzimmer mit PCs oder Tablets ausgestattet und digitale Medien Teil einer schulischen Gesamtstrategie. Unabhängig von Ausstattung und Konzept ist die Nutzung des privaten Smartphones grundsätzlich an keiner der befragten Schulen erlaubt. 

Zu Hause sind die Kinder auch in den frühen Jahrgängen technisch schon sehr gut ausgestattet. PC, Tablet und Smartphone sind in fast allen Haushalten vorhanden, teilweise als Familiengeräte, die die Kinder mitnutzen dürfen, teilweise aber auch als eigene Geräte der Kinder. Digitale Geräte werden dabei aber nicht als Statussymbol begriffen, sondern intuitiv benutzt.

Eltern tun sich schwer, ihren pädagogischen Anspruch mit Leben zu füllen

Alle Kinder berichten, dass ihre Eltern kontrollieren, mit welchen digitalen Inhalten sie sich beschäftigen und wie lange sie mit digitalen Medien arbeiten. Hier zeigt sich eine breite und hohe Sensibilität für das Thema. Eltern legen Wert darauf, dass ihre Kinder „etwas Vernünftiges“ mit dem Computer machen. Allerdings tun sie sich offenbar häufig schwer zu beurteilen, welche Lernspiele und Programme für ihre Kinder angemessen bzw. altersgerecht sind und welche qualitativ zu den jeweiligen Lernbedarfen passen.

Die qualitative Studie zeigt insgesamt, wie breit die Schere bei den verschiedenen Nutzungskonzepten ist und welche Potenziale häufig noch ungenutzt bleiben.  Dabei ist der Alltag von Drittklässlern bereits stark medial geprägt. Medienbildung muss entsprechend früh ansetzen. Dazu braucht es auch an Grundschulen eine gute technische Ausstattung, einen soliden IT-Support sowie eine systematische Aus- und Fortbildung von Grundschullehrern.

Die gesamte Studie finden Sie <link de publikationen publikation did monitor-digitale-bildung-7>hier. Zusätzliches Material zum Studiendesign finden Sie hier.

 

Autorin: Julia Hense

Publikationen

Publikation: Monitor Digitale Bildung

Die digitale Welt verändert das Lernen wie kaum eine gesellschaftliche Entwicklung zuvor. Lernen findet zunehmend virtuell statt, ob als ...