Auf einem Ortsschild ist das Wort "Mittelschicht" zu sehen, darüber steht mit zwei nach oben weisenden Pfeilen das Wort "Zuversicht".

Die Mitte stärken - Warum die Mitte an Zuversicht verliert

Die Menschen in der Mitte der Gesellschaft verlieren an Zuversicht. Sie hadern zunehmend mit den demokratischen Parteien, denen sie bisher vertraut und die sie gewählt haben. Ampel und Union reagieren darauf vor allem mit gegenseitiger Konfrontation und Blockade. Besser als sich in der Mitte zu bekämpfen wäre, sich gemeinsam um die Mitte zu bemühen – die Lage und ein Vorschlag.

 

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Prof. Dr. Robert Vehrkamp
Senior Advisor

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Nur noch jeder Vierte (26 Prozent) der Menschen im Nostalgisch-Bürgerlichen Milieu und nur noch jeder Zweite (50 Prozent) im Adaptiv-Pragmatischen Milieu der gesellschaftlichen Mitte schauen eher optimistisch in die Zukunft. Der Verlust an Zuversicht seit 2022 fällt mit jeweils etwa 20 Prozentpunkten in der Mitte doppelt so hoch aus wie im Durchschnitt aller Deutschen. Darüber hinaus verlieren die Parteien der Ampelkoalition in den beiden Milieus der Mitte überdurchschnittlich stark, ohne dass die Unionsparteien nachhaltig davon profitieren. In der nostalgischen Mitte legt die Union bei Ampelverlusten in Höhe von 29 Prozentpunkten um lediglich 7 Prozentpunkte zu. In der pragmatischen Mitte bei 22 Prozentpunkten Ampelverlusten um lediglich 3 Prozentpunkte. 

Gleichzeitig meinen knapp drei Viertel (73 Prozent) aller Menschen mit einer Meinung zur Schuldenbremse, es sei besser sich heute Geld zu leihen, um damit in die Zukunft zu investieren. Das sehen auch mehr als zwei Drittel der Menschen in den Milieus der Mitte so. Mehr Investitionen in Schulen, Infrastruktur und Klimaschutz wären damit gleichzeitig Investitionen in die Zuversicht der Mitte, in ihre Unterstützung für die Parteien der Mitte und damit in die Resilienz unserer Demokratie.

Das Fazit unserer Analyse: Der Schwund an Zuversicht und Vertrauen vor allem in der Mitte und in den sozial schwächeren Milieus der Gesellschaft führt zu einem Wiedererstarken sozialer Konfliktlinien, zum Erstarken des Populismus und prägt zunehmend die Umfragen und Wahlergebnisse. Gleichzeitig wünscht sich die Mitte, wie die große Mehrheit aller Menschen in Deutschland, mehr Investitionen in die wichtigen Bereiche ihrer Lebensrealität, mehr Investitionen in ein besseres Funktionieren ihres Alltagslebens, von den Schulen zu den Krankenhäusern, von der Digitalisierung zur Mobilität, vom Klimaschutz zur inneren und äußeren Sicherheit und von der Integration bis zum gesamtgesellschaftlichen Zusammenhalt. Der Haushalt 2025 ist dafür vor der Bundestagswahl 2025 die letzte Chance.

Policy Brief EINWURF 02/2024