„jungbewegt – Für Engagement und Demokratie."

Demokratie bedeutet: in Freiheit leben, denken, handeln. Nur wer sich Werten wie Toleranz, Solidarität und Meinungsfreiheit verpflichtet fühlt, übernimmt Verantwortung für das Gemeinwohl.

„jungbewegt“ fördert Engagement, Partizipation und Demokratiebildung in Kitas, Schulen sowie Jugendeinrichtungen und verknüpft politisches und soziales Lernen.

Foto Sigrid Meinhold-Henschel
Sigrid Meinhold-Henschel
Senior Project Manager
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Dr. Gerd Placke
Senior Project Manager
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Nicole Henrichfreise
Senior Project Assistant
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Ingeborg Dannich-Witt
Project Assistant

Inhalt

Eine demokratische Zivilgesellschaft ist kein gegebenes Gut. Sie ist darauf angewiesen, dass Bürger:innen Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen und sich an der Lösung gesellschaftlicher Probleme beteiligen. Menschen, die sich der Toleranz, der Solidarität, der Gleichheit und der Friedfertigkeit verpflichtet fühlen, sind entscheidend für den Zusammenhalt der Gesellschaft und für die Zukunft der Demokratie.

Kinder und Jugendliche werden nicht als Demokrat:innen geboren – sie müssen Demokratie lernen, um für sie einzutreten, sie zu verteidigen und notwendige Weiterentwicklungen anzustoßen.
Alle einschlägigen Forschungen verweisen darauf, dass Demokratiebildung gelingt, wenn junge Menschen früh erfahren, dass ihre Stimme zählt, sie ihr Umfeld mitgestalten können und ihre Partizipation gewollt ist.

Bildungsinstitutionen – Kindertagesstätten, Schulen und außerschulische Bildungseinrichtungen – kommt dabei eine zentrale Verantwortung zu. Sie haben umfassende Möglichkeiten, demokratische Lernprozesse anzustoßen und sind in der Pflicht, dies auch zu tun.

     

Unsere Ziele

Für die Arbeit der Bertelsmann Stiftung ist die Förderung des sozialen Engagements, der politischen Partizipation und Demokratiebildung von hoher Relevanz. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Kindern und Jugendlichen, weil wesentliche Wert- und Handlungsorientierungen in jungen Jahren erworben werden.

Deshalb hat die Bertelsmann Stiftung vor mehr als zehn Jahren das Projekt „jungbewegt – Für Engagement und Demokratie.“ mit Unterstützung von Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis entwickelt.

Das Projekt tritt dafür ein, dass Kinder und Jugendliche unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Bildungshintergrund, ihrem Geschlecht und ihrer sozialen Situation die Gesellschaft in Gegenwart und Zukunft demokratisch mitgestalten können.

Um einen Beitrag zu diesem anspruchsvollen Ziel zu leisten, haben wir einen ganzheitlichen Ansatz entwickelt, der durch folgende Leitlinien geprägt ist:

  • Wir fördern gemeinsam mit Partnern zivilgesellschaftliches und demokratisches Handeln von Kindern und Jugendlichen entlang der gesamten Bildungsbiographie und in allen Phasen von Kindheit und Jugend.
  • Die Bereitschaft zum sozialen Engagement und demokratische Mitgestaltungsmöglichkeiten sind für uns zwei Seiten einer Medaille. Menschen engagieren sich für das Gemeinwohl, wenn sie erfahren, dass ihre Meinungen gehört werden und sie Einfluss nehmen können.
  • Der Diversität von Kindern und Jugendlichen tragen wir Rechnung, indem wir ihre unterschiedlichen Lebenslagen und Interessen zum Ausgangspunkt unserer Arbeit machen.

Gesellschaftliches Engagement von Kindern und Jugendlichen schafft Veränderungen für das eigene Lebensumfeld und fördert ihre Persönlichkeitsentwicklung durch die Stärkung des Selbstbewusstseins und der eigenständigen Handlungskompetenz. Wir Erwachsene sind dafür verantwortlich, ihre Teilhabemöglichkeiten zu stärken.

Dr. Brigitte Mohn, Mitglied des Vorstandes, Bertelsmann Stiftung

Unsere Grundlagen

Die Umsetzung von „jungbewegt“ erfolgt in drei Phasen: „jungbewegt“ adressiert junge Menschen im Alter von 2 bis 22 Jahren und setzt dabei im Sinne eines Kaskadenansatzes vor allem auf die Zusammenarbeit mit Pädagog:innen in Kitas, Schulen und Jugendeinrichtungen, denn die Partizipation junger Menschen beginnt in den Köpfen der Erwachsenen.

Dass sie junge Menschen als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft mit entsprechenden Rechten anerkennen und ihren eigenständigen Interessen Raum geben, ist eine wesentliche Voraussetzung für gelingende Demokratiebildung.

Damit Pädagog:innen Engagement, Partizipation und Demokratiebildung von jungen Menschen fördern können, benötigen sie entsprechende Kompetenzen. Deshalb haben wir innovative Qualifizierungskonzepte entwickelt.

Im Mittelpunkt steht die Frage, welches Bild vom Kind die Arbeit der Pädagog:innen prägt. Wir unterstützen sie durch unsere Angebote dabei, ihre Rolle kritisch zu hinterfragen und sich als Entwicklungs- und Lernbegleiter zu verstehen.

Die Reflexion und Klärung des grundlegenden pädagogischen Selbstverständnisses ist eine unverzichtbare Voraussetzung dafür, die Wissens- und Methodenbausteine der Qualifizierungsangebote von „jungbewegt“ in eigenes pädagogisches Handeln überführen zu können.

Unsere Vorgehensweise

„jungbewegt“ wurde 2009 als Modellprojekt gestartet. In Kooperation mit Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis, unseren Partner:innen sowie insgesamt 120 Kitas, Schulen und Jugendeinrichtungen wurden Qualifizierungskonzepte entwickelt und erprobt. Dieser Prozess wurde unterstützt durch die Länder Berlin, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt sowie wichtigen Akteuren der Demokratiebildung in Deutschland wie das Deutsche Kinderhilfswerk, UNICEF, die Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik, die Bundeszentrale für politische Bildung und das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement. Die Modellphase wurde 2015 mit erfolgreich evaluierten Qualifizierungskonzepten für die Zielgruppen Erzieher:innen, Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen sowie Sozialpädagog:innen in der außerschulischen Jugendarbeit abgeschlossen.

Seit 2016 arbeiten wir daran, diese Konzepte in die Breite zu tragen und zu skalieren. Hierzu haben wir unser Netzwerk ausgebaut:

Im Bereich der frühkindlichen Bildung kooperieren wir bundesweit mit 16 Trägern der Jugendhilfe. Im schulischen Bereich liegt der Schwerpunkt zurzeit auf der universitären Ausbildung angehender Lehrkräfte. Dies wird unterstützt von Professor:innen und Dozent:innen an mehreren Hochschulen, z.B. an der Leibniz Universität Hannover, der FU Berlin, der TU Dresden und an den Universitäten Hamburg, Göttingen, Osnabrück und Wien.

Im Bereich der außerschulischen Jugendarbeit werden die von uns entwickelten Qualifizierungsangebote von mehreren sozialpädagogischen Weiterbildungsinstituten regelmäßig angeboten.

Zahlreiche Publikationen und Downloads bündeln Wissen, Methoden und Praxisbeispiele.

Unsere Handlungsansätze

„jungbewegt“ arbeitet in allen Bausteinen daran Engagement, Partizipation und Demokratiebildung von jungen Menschen zu fördern, trägt dabei aber den spezifischen Rahmenbedingungen im frühkindlichen, schulischen und außerschulischen Bereich Rechnung. In den letzten Jahren haben wir zunehmend die Potenziale digitaler Vermittlungsformate genutzt.

Unsere Handlungsansätze

Frühkindlicher Bereich

Für den frühkindlichen Bereich haben wir das Konzept „Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita“ entwickelt. Es basiert darauf, dass ganze Fachkräfte-Teams in den Kitas durch von uns geschulte Trainer:innen qualifiziert werden. In 6-tägigen Fortbildungen verständigen sie sich darauf, wie demokratisches Handeln auf der Basis transparenter Prozesse und Strukturen schon mit Kindern im Alter von 2 bis 6 Jahren erfolgen kann. In den beteiligten Kitas wird sowohl die Partizipation der Kinder in alltäglichen Situationen als auch bei der Umsetzung von Projekten, wie z.B. der Planung eines Sommerfestes oder der Neugestaltung des Spielplatzes großgeschrieben. Die Kinder werden bei der Erarbeitung gemeinsamer Regeln gleichberechtigt beteiligt. In den Kitas gibt es feste Verfahren, wie sich Kinder über Missstände beschweren können. Kinderverfassungen und demokratisch gewählte Räte gehören in diesen Einrichtungen zum Alltag.

Mittlerweile arbeiten rd. 500 Kitas nach den Prinzipien von „Mitentscheiden und Mithandeln in der Kita“. Über 6.000 Fachkräfte wurden qualifiziert und mehr als 40.000 Kinder konnten so in ihrer Kita demokratische Erfahrungen sammeln. Das Konzept wurde als Massive Open Online Course aufbereitet. Dieser Kurs wird zurzeit von mehr als 36.500 Fachkräften intensiv genutzt.
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Schulischer Bereich

Im schulischen Bereich unterstützen wir die Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte. Dazu haben wir das Curriculum „Citizenship Education – Demokratiebildung in Schulen“ zusammen mit einem Netzwerk von Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis entwickelt. Es kommt an mehreren Universitäten zum Einsatz und erreicht zahlreiche Studierende. Im Rahmen dieses Curriculums wurden neun Module zu aktuellen Herausforderungen im Bereich der Demokratiebildung und den Notwendigkeiten demokratischer Schulentwicklung erarbeitet. Das Curriculum greift in seinem Grundlagenteil die Frage auf, wie Demokratie gelernt wird und welcher normative Auftrag von Schule eingelöst werden muss. Auf dieser Basis werden verschiedene Fragestellungen vertieft, z.B. Menschenrechtsbildung, Zusammenleben in der diversen Gesellschaft, Globalisierung, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Auch das Curriculum „Citizenship Education” ist als Massive Open Online Course (MOOC) abrufbar. 

Mit unseren Materialien für den Schulunterricht können Sie darüber hinaus sofort loslegen. Die Mitmachhefte und der Engagementkalender enthalten viele Informationen, die Sie benötigen, um im Unterricht ein Projekt zu starten. Sie finden darin nicht nur Einführungen in verschiedene Engagementfelder, sondern auch vollständig ausgearbeitete Unterrichtsmodule.

Mit dem Projekt „Demokratiekosmos Schule“ (DEKOS) unterstützen wir Lehrkräfte im wirksamen Umgang mit antidemokratischen Situationen im Alltag. Das Projekt zeigt Wege auf, wie sich Schulen diesen Herausforderungen stellen können und wie Pädagog:innen in Situationen, die mit unseren demokratischen Werten in Konflikt stehen, sicher und angemessen reagieren können.

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Außerschulischer Bereich

Im außerschulischen Bereich haben wir uns auf die Frage fokussiert, wie die demokratischen Partizipationsansprüche von benachteiligten Kindern und Jugendlichen gestärkt werden können. Hierzu wurde das Konzept „Gesellschaftliches Engagement Benachteiligter fördern“ in Kooperation mit Jugendeinrichtungen entwickelt, erprobt und mit guten Ergebnissen evaluiert. Um die Verbreitung voranzutreiben, wurden Multiplikator:innen ausgebildet, die das Konzept unabhängig von einer Förderung der Bertelsmann Stiftung in ganz Deutschland verbreiten.
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No one is born a good citizen; no nation is born a democracy.
Rather, both are processes that continue to evolve over a lifetime.
Young people must be included from birth.
A society that cuts off from its youth severs its lifeline.

Kofi Annan